Mülheim. . Im Herbst wird sie veröffentlicht: Die Neuberechnung der KFZ-Versicherungen. In Mülheim dürfte die Teilkasko günstiger werden - und auch mit einem Wechsel der Versicherungen lässt sich viel Geld sparen.
Nicht nur bei der Wahl eines Strom- oder Gasversorgers kann ein Preisvergleich einige hundert Euro im Jahr sparen helfen. Auch lohnt der Vergleich bei Kfz-Versicherungen. Dabei ist der Herbst traditionell die Wechselsaison für Autopolicen. Denn im Herbst legt der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) die Neuberechnung der sogenannten Regional- und Typklassen für Haftpflicht, Teil- und Vollkasko vor. Sie gelten als Richtschnur für die Berechnung der Versicherungsbeiträge. Eine gute Nachricht für Mülheimer Autohalter: In vielen Fällen dürfte die Teilkasko günstiger werden.
Einmal im Jahr ermittelt der GdV für Haftpflicht, Teil- und Vollkasko ortsgenau die Höhe und die Anzahl der gemeldeten Schäden. Danach lässt sich etwa für Mülheim feststellen, dass für Kraftfahrzeuge mit MH-Kennzeichen im bundesdeutschen Vergleich ein überdurchschnittlich hoher Schadenausgleich geltend gemacht wird; heißt: Im Zulassungsbezirk Mülheim gibt es mehr und/oder teurere Schadenfälle als im deutschen Durchschnitt. Der hierfür vom GdV ermittelte Indexwert (Durchschnitt ist 100) liegt bei der Kfz-Haftpflicht aktuell bei 110,75, bei der Teilkasko bei 104,02 und bei der Vollkasko bei 105,57 Punkten.
Die Indexwerte sind schließlich maßgebend für die Einteilung einer Region/Stadt in eine Regionalklasse, was wiederum in der Beitragsberechnung der Kfz-Versicherung berücksichtigt wird. So liegt Mülheim bei der Haftpflicht in der Regionalklasse 9 (von 12), bei der Teilkasko in der Klasse 7 (von 16) und bei der Vollkasko in der Klasse 5 (von 9), wobei gilt: Je höher die Regionalklasse, desto teurer die Versicherung. Bei der Teilkasko profitieren Mülheimer Kfz-Halter nun von einer Herabstufung in eine nächstniedrige Regionalklasse. Das könnte die Versicherung grundsätzlich günstiger werden lassen.
Ein Blick in die Nachbarstädte
Interessant ein Blick in die Nachbarstädte: In Essen etwa ist die Haftpflicht deutlich, die Vollkasko etwas teurer, in Duisburg die Teilkasko, in Oberhausen Haftpflicht und Teilkasko. Im Kreis Mettmann gelten hingegen durchweg niedrigere Regionalklassen.
Allerdings hat nicht nur die Regionalklasse Einfluss auf die Beitragsgestaltung der Versicherer, sondern auch die Entwicklung der Schadenfälle und -summe bei jedem einzelnen von rund 22 000 Automodellen. Bei 32 % aller Fahrzeugtypen hat sich laut GdV aktuell eine Veränderung ergeben. Beispiel Haftpflichtversicherung: Hier sind etwa der Renault Scenic 1.4 T (JZ), 96 kW, der Nissan Pixo 1.0, (HF) 50 kW und der Peugeot 308 SW 1.6 T, (4) um jeweils drei Klassen höher und damit teurer eingestuft worden nach der Analyse der zurückliegenden Schadenfälle und -summen. Der Opel Astra-G-Cabrio T98/C (2,2 DTT) hingegen ist um vier Stufen niedriger eingestuft worden als bisher. Der Versicherungsbeitrag dürfte für Mülheimer Halter eines solchen Modells – bei unveränderter Regionalklasseneinstufung – also sinken. Für jede Versicherungsart werden solche Typklassen anhand der aktuellen Schadenbilanz ermittelt (www.typklasse.de).
Zusammen aus Regional- und Typklasse ergibt sich eine – freilich nicht bindende – Richtschnur für die Versicherungswirtschaft, die Vertragsbedingungen festzulegen. Dies geschieht in den meisten Fällen zur neuen Hauptfälligkeit ab Anfang Januar 2012. Das Internetportal Toptarif.de zeigt auf, dass Bürger mit einer guten Wahl der Kfz-Versicherung mitunter mehrere hundert Euro jährlich sparen können. „Aktuell und in den letzten Wochen haben wir bei verschiedenen Testprofilen in der Regel Preisunterschiede von 50 bis 60 Prozent zwischen den einzelnen Anbietern beobachten können“, sagt dessen Sprecher Daniel Dodt.
Beispielrechnung für eine dreiköpfige Familie aus Mülheim
Die WAZ hat das Verbraucherportal Toptarif.de um eine Beispielrechnung für eine Kfz-Versicherung gebeten. Das Ergebnis macht deutlich, dass ein Wechsel der Kfz-Versicherung helfen kann, viel Geld zu sparen.
Eine dreiköpfige Familie aus Mülheim möchte ihren vier Jahre alten VW Golf V zum 1. Januar 2012 neu versichern. Das Auto befindet sich seit 2009 im Besitz der Familie, die damit rund 15 000 Kilometer im Jahr zurücklegt. Beide Eltern arbeiten als Angestellte, sind Mitte Dreißig und nutzen das Fahrzeug gemeinsam. Der Mann ist als Fahrzeughalter seit acht Jahren unfallfrei und erhält daher die Schadenfreiheitsklasse 8. Geparkt wird der Wagen regelmäßig auf der Straße vor der Mietwohnung der Familie. Gewünscht wird ein möglichst günstiger Tarif mit einer Selbstbeteiligung von 300 Euro bei Vollkasko- und 150 Euro bei Teilkaskoschäden. Gleichzeitig legt die Familie Wert auf Tarife mit freier Werkstattwahl.
Ein Preisvergleich unter den Angeboten zeigte gestern, dass der preisgünstigste Tarif mit Kfz-Haftpflicht und Vollkasko für 455 Euro bei „AdmiralDirekt“ zu haben ist. Zweitgünstigster Anbieter ist „deutsche internet“ (487 Euro), am drittgünstigsten „R+V24“ (499 Euro). Das teuerste Angebot liegt gar bei 961 Euro. So gibt es eine maximale Preisdifferenz bei den Angeboten in Höhe von sage und schreibe 506 Euro. Das zeigt: Tendenziell lässt sich reichlich Geld bei der Wahl der Versicherung sparen. Wobei freilich die Servicequalität der jeweiligen Anbieter einen möglichen Preisnachteil wettmachen kann.
Auch hier ein Blick in die Nachbarstädte. Im Kreis Mettmann wäre die Kfz-Versicherung mit Vollkasko – entsprechend der Einteilung in Regionalklassen – günstiger zu haben (in der Spanne von 398 bis 821 Euro), in Duisburg und Oberhausen kostet sie etwa gleich viel wie in Mülheim. In Essen würde besagte Modellfamilie am meisten zahlen (zwischen 498 und 1015 Euro).