An Rhein und Ruhr. . Für Autofahrer ist der 30. November ein wichtiger Stichtag: Dann muss gekündigt haben, wer im neuen Jahr zu einer neuen Kfz-Versicherung wechseln will. Experten machen Preisunterschiede von bis zu 60 Prozent zwischen den einzelnen Anbietern aus – ein Vergleich lohnt sich also.

Autofahrer können durch einen Wechsel ihrer Kfz-Versicherung im kommenden Jahr teils mehrere Hundert Euro sparen. Im Herbst läuten die Versicherer die Wechselsaison mit neuen Tarifen ein. Hintergrund ist die Neuberechnung der sogenannten Regional- und Typenklassen durch den Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV). Dadurch ändert sich für etwa ein Drittel der 42 Millionen in Deutschland zugelassenen Pkw die Berechnungsgrundlage. Das betrifft Haftpflicht, Teil- und Vollkaskoversicherungen.

Die Preisschere zwischen den Anbietern auf dem heiß umkämpften Markt klafft weit auseinander: Laut Daniel Dodt vom Verbraucherportal Toptarif.de betragen die Preisunterschiede in der Spanne 50 bis 60 Prozent. Nach Berechnungen des Verbraucherportals Check24 verteuern die neuen Regional- und Typklassen die Kfz-Policen um bis zu 220 Euro im Jahr.

Was die Regionalklasse bestimmt

Deshalb lohnt es sich jetzt, die Tarife zu vergleichen und gegebenenfalls zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln. Die neuen Vertragsbedingungen gelten meist zur neuen Hauptfälligkeit ab Anfang Januar 2012. Eine Kündigung der alten Police ist fast immer bis zum Stichtag 30. November möglich. Spätestens an diesem Tag muss dem Versicherer das Kündigungsschreiben vorliegen. Die jährliche Neuberechnung der Regional- und Typenklassen durch den GdV ist für die Versicherungen zwar nicht bindend, gibt jedoch die Richtung vor.

So entscheidet die Regionalklasse darüber, ob eine Kfz-Versicherung bei sonst gleichen Bedingungen an einem Zulassungsort teurer oder günstiger ist als andernorts. In Duisburg zum Beispiel kostet eine Haftpflichtpolice zehn Prozent mehr als im bundesweiten Durchschnitt, in Essen sogar 20 Prozent. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind die Beiträge hingegen bundesweit am günstigsten, die Bayern zahlen – wie in den Vorjahren – in vielen Bezirken am meisten. Grundlage für die Eingruppierung ist die Schadensbilanz in 400 Regionen Deutschlands. Die Regionalklasse spiegelt die Schadensbilanz einer Region im letzten Jahr wider. Sie wird bei der Haftpflicht vom Fahrverhalten, der Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge und den örtlichen Straßenverhältnissen beeinflusst, so der GdV.

An Rhein und Ruhr sind Veränderungen gering

In die Berechnung der Teil- und Vollkaskotarife wiederum fließen Diebstähle, Sturmschäden oder Wildunfälle ein. Auch bei der Teil- und Vollkasko liegen die teuersten Regionen in Bayern, über die günstigsten Kaskoversicherungen können sich Autofahrer in Niedersachsen und mehreren Tarifbezirken Nordrhein-Westfalens freuen. „Generell zeigt sich in der Statistik ein deutliches Nord-Süd-Gefälle“, berichtet der GdV. Der Osten ist billig, der Süden teuer.

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Für die Haftpflicht gibt es 12, für die Teilkasko 16 und für die Vollkasko 9 Regionalklassen. Je höher die Regionalklasse, desto teurer ist die Autoversicherung. An Rhein und Ruhr sind die Veränderungen nur gering. So blieb in Duisburg sowie in den Kreisen Mettmann und Wesel alles beim Alten. Tendenziell teurer wird es in Essen: Die Stadt wurde in der Haftpflicht um eine Klasse in die höchste Regionalklasse 12 eingestuft. Auch Oberhausen steigt in der Haftpflicht um eine Stufe auf Regionalklasse 10. Günstiger wird die Haftpflicht dagegen im Kreis Kleve, der in der Regionalklasse 5 statt 6 eingestuft wird. Auch Autofahrer aus Mülheim profitieren, denn für die Teilkasko gilt künftig die Regionalklasse 7 statt 8. In Düsseldorf sank die Vollkasko um eine Stufe auf Regionalklasse 6.

Auch Modell entscheidend

Aber das ist noch nicht alles. Neben dem Wohnort entscheidet auch das Fahrzeugmodell – Fachjargon: Typklasse – über den Tarif. „Die Mehrheit der Autofahrer muss auch 2012 nicht mit höheren Versicherungstarifen aufgrund der Typklassen rechnen“, heißt es beim GdV. Für 68 Prozent aller Fahrzeughalter bleibt bei der Kfz-Haftpflicht alles beim Alten. Das bedeutet umgekehrt aber auch: Fast ein Drittel der Autofahrer muss sich auf eine Tarifänderung einstellen, weil die Schadensanalyse der Versicherungswirtschaft bei den rund 22 000 untersuchten Automodellen Änderungen registriert hat.

Mehr Unfälle und Schäden in der gleichen Typklasse bedeuten höhere Beiträge. Manche werden teurer, andere billiger. Teurer wird es nächstes Jahr zum Beispiel für Halter eines Peugeot 308 SW 1,6 T (4) oder eines Nissan Pixo 1.0, (HF) mit 50 KW. Günstigere Beiträge erwarten Fahrer eines Opel Astra-G-Cabrio T98/C (2.2DTI) oder eines Toyota Avensis Kombi 1.8 (T27) mit 108 KW.

Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Typklasse, umso günstiger ist die Versicherung. Das gilt sowohl für die Haftpflicht als auch für Teil- und Vollkaskopolicen. Für jede Versicherungsart gibt es indes separate Typklassen, die über die Beitragshöhe entscheiden. Die Typklassen in der Teilkaskoversicherung ändern sich 2012 für 34 Prozent aller Autofahrer, bei der Vollkasko sind es sogar 38 Prozent.

Es macht sich also bezahlt, jetzt die neuen Tarife zu vergleichen. Kostenlose Vergleichsrechner gibt es im Internet. Manchmal reicht mit Hinweis auf einen günstigeren Anbieter aber auch schon ein Anruf beim bisherigen Kfz-Versicherer. Die Branche buhlt mit günstigen Tarifen vor allem um Neukunden, während die Bestandskunden mit laufenden Verträgen eher stiefmütterlich behandelt werden. So sollten Kunden vor einem Wechsel ruhig einmal nachfragen, ob ihre Versicherung ihnen nicht ein besseres Angebot unterbreiten kann. Das kann sich jedes Jahr im Herbst aufs Neue lohnen.

Vergleichsrechner auf DerWesten