Mülheim. Beim Tag der Mülheimer Hilfsorganisationen zeigte sich: Viele finden es faszinierend, Sanitäter zu sein, doch nur wenige machen ernst und werden ehrenamtliche Helfer.
Offene Knochenbrüche, Herzstillstand, Platzwunden: Kein Anblick für schwache Nerven! Das wissen auch Tobias Howahl und seine Freunde vom Deutschen Jugendrotkreuz. Die drei Schüler sind ehrenamtliche Ersthelfer und unterstützten am Sonntag den Tag der Mülheimer Hilfsorganisationen in der Müga.
Das Programm war bunt: den Sanitätern bei einem Massenunfall über die Schultern gucken, ein Rettungsboot in Aktion erleben oder dem Papa eine Schnittwunde auf die Glatze malen. Doch das größte Highlight lieferte die Landung des Rettungshubschraubers „Christopher 9“ auf der Wiese. Da waren nicht nur die Kleinen fasziniert.
Hohe psychische Belastung
Klein ist Tobias Howahl mit seinen 14 Jahren auch nicht mehr, doch er gibt zu: „Feuerwehrautos find ich immer noch spannend.“ Als Tobias vor fünf Jahren auf die Gustav-Heinemann Schule wechselte, erfuhr er von der Möglichkeit, Schulsanitäter zu werden. Er absolvierte einen großen Erste-Hilfe-Lehrgang und trat in das JRK ein. „Darüber mache ich jetzt meine weitere Sanitätsausbildung und bin auch versichert, falls ich mal was falsch mache.“
Schief gegangen ist zum Glück noch nie etwas, sagt Ersthelfer Niklas Beckmann. „Besonders krass war aber mal die Wiederbelebung eines Schülers - da denkt man auch später noch viel drüber nach.“ Neben der körperlichen Anstrengung komme auch eine hohe psychische Belastung dazu, erzählt Niklas, „das ist bei uns jetzt noch nicht so häufig, aber wir wissen, was auf uns zu kommen könnte . Und das Wichtigste ist doch einfach, dass wir Menschen helfen können.“
Fortbildung nimmt Zeit und Geld in Anspruch
Während Tobias und Niklas noch zwischen dem Berufswunsch Notarzt versus Rettungsassistent schwanken, ist sich die Dritte im Bunde, Sarah Kanatli, schon ganz sicher. „Ich möchte Neurochirurgin werden.“ Die 15- Jährige hat sich bereits über den Beruf informiert und kennt seine Bedingungen. „Ich interessierte mich sehr für das menschliche Gehirn und finde es toll, worauf man da unter enormem psychischen Druck alles achten muss .“
Toll finden die Arbeit eines Sanitäters viele Jugendliche, doch neben dem einen oder anderen „Iiiiih, da ist Blut!“ spielt auch der Zeitaufwand eine große Rolle. „Gerade in letzter Zeit stagniert das Interesse“, erklärt der DRK-Rettungsdienstleiter Ralf Schäfer. „Ich schätze, das liegt auch am Freizeitverhalten. Viele sitzen heute lieber vor dem PC, als sich ehrenamtlich zu engagieren.“ Für den, der später weitermachen will, nimmt das Ehrenamt des DRK mit 30 Stunden Fortbildung im Jahr und einer Eigenbeteiligung von 3000 Euro für die Fortbildung zum Rettungshelfer sowohl Zeit als auch Geld in Anspruch. „Doch wir bieten auch einiges“, so Schäfer. „Wir sind ein super lustiges Team, nehmen jeden in unsere Gemeinschaft auf und vermitteln Sozialkompetenzen, die jeder Arbeitgeber gerne sieht.“
Lob für die tolle Zusammenarbeit
Die zahlreichen Stände und Mitmachangebote begeisterten gestern viele Mülheimer Familien, und trotz der Nachwuchsproblematik unter den Lebensrettern standen das Interesse und der Spaß an vorderster Stelle. Und solange der Nachwuchs mit solch breitem Lächeln über die Tätigkeit berichtet wie Tobias und Co., kann sich Mülheim in sicheren Händen fühlen.
Insgesamt nahmen acht Mülheimer Hilfsorganisationen am Informations-/Unterhaltungstag in der Müga teil. Johanniter-Dienststellenleiter Jens Ohligschläger ist von dem Fest begeistert: „Das ist so eine angenehme Zusammenarbeit mit den Kollegen, das muss echt gelobt werden.“ Aus anderen Städten habe er da schon ganz andere Kommentare gehört.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.