In manchen Stunden geht es im Zwei-Minuten-Takt in die Luft: Vor allem die bis zu 350 Starts vom Düsseldorfer Flughafen belasten die Mülheimer, nachdem die Flugrouten geändert worden sind.

In Heißen ist der Unmut groß, dort sehen sich viele als Leidtragende. Um 6 Uhr in der Früh sei der Schlaf zu Ende, beklagt sich ein Anwohner auf einer Bürgerversammlung im evangelischen Gemeindezentrum. Sie ist sehr gut besucht. Die beiden SPD-Ortsvereine Heißen und Winkhausen haben eingeladen. Einer der Vorwürfe aus der Bürgerschaft: Die Flugrouten seien über ihren Ortsteil gelegt worden, weil man dort den geringsten Widerstand erwarte. Die Menschen sind verärgert, die Stimmung ist zwischenzeitlich aufgebracht: „Wie sieht es mit Schadensersatz aus, wenn die Immobilien wegen des Fluglärms am Wert verlieren?” Und eine Bürgerin warnt: „Wir reden immer nur über Lärm, was ist mit dem Feinstaub, den Flugzeuge verursachen?” Die Frau sieht große gesundheitliche Gefahren. Viele fragen sich: Ist Besserung in Sicht? Joachim Hans Beckers, der stellvertretende Vorsitzende der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, macht zunächst wenig Hoffnung: Um entlastende Aktionspläne gegen Fluglärm aufstellen zu können, muss der Dauerschallpegel bei 60 Dezibel liegen und nachts bei 55. „Mülheim liegt da nicht drin.” Anders als Ratingen etwa. Weiter, so Beckers, sei davon auszugehen, dass nach den Prognosen der Flugverkehr in Düsseldorf zunehmen werde und damit der Lärm. Gleichzeitig haben so genannte Wirkungsforscher festgestellt, dass sich die Empfindlichkeit der Menschen in den vergangenen Jahren spürbar erhöht hat. Werden die Bewohner in Mintard und Heißen, die direkt unter den Flugrouten liegen, also weiter mit steigendem Lärm leben müssen? Beckers, der sich seit 30 Jahren mit Fluglärm auseinandersetzt, sieht Chancen. Die EU, sagt er, setze ihre Richtlinien konsequent um, also auch die gegen Fluglärm. Städte wie Ratingen könnten sich daher mit Erfolg wehren: Sein Rat an die Heißener: Unterstützen Sie Kommunen wie Ratingen im Kampf gegen den Fluglärm. Vom Erfolg würden dann auch Ortsteile in Mülheim profitieren. Schnelle Erfolge, so sieht es die Bundesvereinigung und das Netzwerk gegen Fluglärm, ließen sich aber nur über Betriebsbeschränkungen und eine Änderung der Flugrouten erzielen. Wie der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Daniel Mühlenfeld erklärt, werde man versuchen, über den städtischen Umweltausschuss Kontakte mit Ratingen herzustellen. Auch erneute Messungen seien in Mülheim im Gespräch. Ist eine Stadt glaubwürdig, fragt ein Bürger, wenn sie gegen den Fluglärm in Düsseldorf zu Felde zieht, aber in der eigenen Stadt eine Ausdehnung des Flugverkehrs nicht verhindert? Von der Qualität und Quantität des Lärms seien die Flughäfen in keiner Hinsicht vergleichbar, betont der Ortsvereinsvorsitzende. Das Netzwerk gegen Fluglärm plädiert zudem für ein neues Lärmkataster. Bisher fehle darin der Fluglärm. Und auch die Feinstaubbelastung durch Flieger sollte neu bewertet werden, heißt es – mit Blick auf die EU-Richtlinien.