Mülheim.. Der Ruhrstrand ist der einzig ausgewiesene und im Sommer bewirtschaftete Freizeitbereich in Mülheim. Das Angebot dort legal zu grillen, wird oft angenommen. Doch niemand sieht sich dafür zuständig, den zurückgelassenen Müll zu entfernen.
Mülheim ist die Stadt am Fluss. Das ist ein geografischer Fakt. Und es ist die zentrale Werbemarke der Stadt, die sich auf das lokale Selbstverständnis vielfältig auswirkt. Überlegungen zur Stadtentwicklung wie Ruhrbania umfasst dies ebenso wie Tourismusangebote, die sich verstärkt aufs Ruhrtal konzentrieren. Der Fluss, der die Stadt durchdringt, ist aber auch ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Mülheimer, ein idyllisches Fleckchen vor der Haustür, das man nutzen will – mit Kind und Hund, mit Decke und Buch, mit Grill und Bier. Besonders letzteres sorgte in den vergangenen Wochen bei Umweltschützern für Unmut, die über Müll in Naturschutzgebieten klagten. Nun meldet Landschaftswächterin Karin Piek auch Unrat „ohne Ende“ vom Ruhrstrand. Der aber ist der einzige ausgewiesene und im Sommer bewirtschaftete Freizeitbereich an der Ruhr.
Sonniges Wochenende hat Spuren hinterlassen
Der vergangene sonnige Samstag hat seine Spuren hinterlassen: Plastikteller, Plastiktüten, Plätzchenverpackungen, Bierkartonagen liegen am Wegesrand, wenn man von der Mendener Brücker hinab zum Spielplatz geht. Ein blauer Müllsack voller Grünschnitt liegt auch noch im Gebüsch, wie im Vorbeifahren schnell entsorgt. Derweil rückt ein Zweiertrupp an, der die Mülleimer neben den Bänken leert – wie er es „jede Woche“ tut. „Da hinten haben wir schon Müll, der um einen Eimer lag, weggeräumt“, sagt einer der beiden. Am Dreck im Gebüsch aber fahren sie vorbei. Da ist keine Bank, kein Mülleimer in Sicht, man ist: nicht zuständig.
Überhaupt ist das mit den Zuständigkeiten so eine Sache an der Ruhr und in den Ruhrauen: Da ist natürlich das Umweltamt, das besonders den Naturschutz im Blick hat, und dessen Leiter Dr. Jürgen Zentgraf, der erst jüngst im Umweltausschuss sagte, für qualifizierte Kontrollen habe man kein Personal. Es sorgt aber auch in den Ruhranlagen für Ordnung – in Teilen. In anderen Bereichen ist wieder das Amt für Grünflächenmanagement zuständig, und in wieder anderen hat die MEG die Regie.
Zuständigkeiten sind so eine Sache
Und der Ruhrstrand ist nochmals eine andere Baustelle. Um die Sauberkeit kümmert sich dort von Oktober bis April der Mülheimer Sportservice, der auch seit Dienstag im Einsatz ist und aufräumt. Von April bis September jedoch betreibt die Paritätische Initiative für Arbeit (Pia) das Areal, kümmert sich um die Vermietung von insgesamt vier Grillplätzen (den einzigen Orten, an denen man in Mülheim an der Ruhr legal grillen darf) und um die Sauberkeit. Die Vermarktung hingegen liegt bei der Mülheim Stadtmarketing & Tourismus GmbH (MST).
Wie oft und wie regelmäßig entlang der Ruhr reingemacht wird, kann Stadtsprecherin Anke Degener nicht konkret sagen, verweist auf einen „normalen Kontrollrhythmus“, der „im Rahmen der personellen Möglichkeiten“ liege. „Einmal in der Woche“, sagt Sylvia Waage, Leiterin des Amts für Grünflächenmanagement, werden etwa die Papierkörbe geleert, für die ihr Amt zuständig ist.
Dabei geht sie natürlich davon aus, dass die Menschen die Körbe benutzen. Deshalb, so Anke Degner im besten Behördendeutsch, gibt es in der Stadt „viele Bewusstseinsmaßnahmen“. Denn die Menschen sollen zwar zur Ruhr kommen, sie sollen aber ihren Müll wieder mitnehmen. Sonntagsgespräche zählt Degner als Maßnahme auf sowie Aufräumaktionen von Schulen und Vereinen, sie ist sich sicher: „Solche Aktionen fruchten. Das ist auch die Erkenntnis des Zentralen Außendienstes des Ordnungsamts: „Etwa nehmen mehr Hundehalter inzwischen Tüten mit.“ Das ist dann noch mal ein anderes Thema . . .