Seit dem Loveparade-Unglück hat sich in Sachen Sicherheit einiges geändert. Die Ordnungsbehörden schauen nun genauer hin, wenn es um Genehmigungen für Veranstaltungen geht – sie prüfen gründlicher und kritischer.
Wo früher Absprachen auf Zuruf stattfanden, wird heute von jedem Veranstalter ein ausführliches Sicherheitskonzept verlangt, sei es für Großveranstaltungen oder kleinere Feste.
In Mintard kapitulierte die Interessengemeinschaft vor den bürokratischen Auflagen und stampfte ihren Umzug kurzerhand ein. Die Absage des Kinderkarnevalszuges zeigt, dass mehr Sicherheit auch meist mehr Kosten bedeutet, schließlich muss – je nach örtlicher Gegebenheit – mehr materieller und personeller Aufwand betrieben werden. Gerade private Veranstalter wie Vereine oder Kirchengemeinden, die auf Spenden angewiesen sind, stellt das vor Probleme. Das Ordnungsamt hält dagegen: Um finanzielle oder bürokratische Hürden brauche man sich auch als kleiner Organisator keine Sorgen zu machen. Im Gegenteil: Die Behörde verspricht, verunsicherten Veranstaltern Hilfestellung anzubieten.
„Wir haben die Sicherheit sämtlicher Veranstaltungen auf andere Füße gestellt“, so Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes. Und erklärt: „Wir verstehen uns als Koordinationsstelle zwischen Ordnungsamt, Feuerwehr und Polizei.“ Für die jährlich rund 400 Konzerte, Festivals oder Vereinsfeten sei ein Mitarbeiter der Behörde eingesetzt, er arbeitet nun als Ansprechpartner und Koordinator zwischen Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt. „Ab kommender Woche können sich Veranstalter im Netz zudem ein Antragsformular herunterladen“, erklärt Otto. Ist dieses ausgefüllt, müsse noch eine maßstabsgerechte Skizze angefertigt werden. „Dann prüfen und bewerten wir gemeinsam mit Feuerwehr und Polizei das Ganze und beraten, wenn es an manchen Stellen hakt.“ Bernd Otto meint: „Wir fordern nichts Utopisches. Für jedes Problem gibt es eine Lösung.“
Als Beispiel einer vorbildlich geplanten Veranstaltung nennt Otto den Saarner Nikolausmarkt, der rund 15 000 Besucher zählte: „Wir haben die Organisatoren beim Erstellen des Sicherheitskonzepts beraten und es so optimiert.“ Mehrkosten seien durch die Überarbeitung nicht entstanden. Ohnehin seien Großveranstaltungen weniger betroffen, da diese stets kritisch geprüft würden. „Für große Ereignisse haben wir bereits seit Jahren genau ausgearbeitete Sicherheitspläne“, sagt Heike Blaeser-Metzger vom Stadtmarketing (MST), die Feste wie „Voll die Ruhr“ oder das Drachenbootrennen organisiert. „Wir müssen uns nicht groß umstellen.“
Hart treffen werde es die Kleinveranstalter, meint Peter-Michael Schüttler von der Regler-Produktion, die Konzerte an der Freilichtbühne organisiert. „Jeder Schrebergarten- oder Sportverein, jede Gemeinde, die Feste plant, hat nun riesigen Zusatzaufwand.“ Wenn kleine Veranstalter Pläne und Skizzen nicht alleine ausarbeiten können, müssten Sicherheitsexperten helfen – „und die kosten Geld“. Schüttler findet es schade, dass Veranstaltungen wie der Kinderzug in Mintard, die seit Jahrzehnten gut gelaufen sind, nun mit der Loveparade in einen Topf geworfen würden. „Da ist zu viel Hysterie im Spiel.“