Alle Jahre wieder setzt das Winterwetter den Straßen zu: Schlaglöcher! Jetzt taut der Schnee - und ein Trupp des Bauhofes nimmt mit Kaltasphalt den Kampf gegen die Schäden auf. Doch im Vergleich zu Nachbarkommunen stehe Mülheim gut da, so die Stadt.
Der Schnee, scheint es, schmilzt so schnell, dass man zuschauen kann. Was darunter zum Vorschein kommt, ist kein schöner Anblick: Der Winter mit seinen wechselhaften Temperaturen setzt den Straßen zu. In älteren Asphaltdecken reiht sich teils Schlagloch an Schlagloch. Ein Trupp vom Bauhof kämpft gegen Buckelpisten mit Kaltasphalt.
Es ist 10.30 Uhr, und Kenan Günel, Siggi Köther und Dieter Kasten müssen Nachschub holen. Seit sieben Uhr sind sie unterwegs, fahren durch die Stadt, um Löcher in den Fahrbahnen zu flicken. Zwei Tonnen KBL („Sie können das auch kalten Teer nennen.“) haben sie in den dreieinhalb Stunden seit Dienstbeginn bereits verbraucht. Nun haben sie eine weitere Tonne geladen und arbeiten weiter eine Listen mit Straßen ab. „Wir fahren zum Hingberg“, verkündet der gelernte Pflasterer Günel. Vielleicht zehn Minuten braucht man eigentlich vom Bauhof am Heifeskamp dorthin – der Trupp wird rund eine Stunde unterwegs sein.
Schlagloch-Sammlung
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Denn kaum ist der Wagen mit rotierendem Gelblicht auf die Mellinghofer Straße gebogen, tritt Günel schon wieder auf die Bremse: „Zwei riesige Löcher.“ Also fährt er an den Kratern vorbei, hält dahinter, schaltet die Warnblickanlage an und kippt die Ladefläche. Dieter Kasten und Siggi Köther steigen derweil aus und schnappen sich die Schaufeln. Die schwarzen KBL-Brocken schippen sie in das Loch, die dort zu einem Klumpen werden. Den drücken sie in Position, klopfen alles flach. Günel fährt einen Meter vor, zum nächsten Schlagloch. „Eigentlich“, sagt er, „fahre ich da noch mal drüber, damit das fest ist. Aber hier fahren ja genug Leute.“ In der Tat. Die Autos düsen an den Arbeitern vorbei, überholen teils, dass der Motor aufheult, einige gestikulieren genervt. Die Reaktion kennen die Männer und achten nicht darauf: „Die Leute beschweren sich über Schlaglöcher und schimpfen, wenn man sie zumacht.“ Nur Flickarbeiten sind es, die sie erledigen, das wissen die Männer selbst. „In zwei Tagen sind wir wieder hier“, sagt Siggi Köther. „Oft stopft man ein Loch und am nächsten Tag ist direkt daneben ein neues.“
Mit einem blauen Auge davon gekommen
Das Problem, erklärt Dieter Kasten, ist schwacher Asphalt, in den Wasser eindringt, gefriert und wieder schmilzt. „Bei den neueren Straßen haben wir das nicht so. Der Asphalt ist besser geworden. Aber bei den alten Straßen platzt das so weg.“ Deshalb, hat sich die Stadt laut Sprecher Volker Wiebels entschieden, Straßen frostsicher auszubauen. „Viele haben gesagt, das braucht ihr nicht, so kalt wird’s nicht.“ Doch bereits der letzte Winter habe gezeigt, dass die Entscheidung richtig war: „Im Vergleich mit den Nachbarstädten stehen wir gut da.“ Denn die benötigten teils finanzielle Sonderprogramme, um Straßen wieder in Schuss zu bringen. Wiebels: „Wir haben für sämtliche Straßenarbeiten eine Million Euro zur Verfügung. Damit sind wir 2010 ausgekommen. Wir glauben und hoffen, dass es auch 2011 reicht.“ Die Mitarbeiter des Tiefbauamts sind vorsichtig optimistisch: Erste Begehungen lassen hoffen, dass „wir mit einem blauen Auge davon kommen“. Gesicherte Aussagen kann man aber erst ab April treffen.
Nebenstraßen haben die drei Männer vom Bauhof, die diesen Job alle seit weit über 20 Jahren machen, nicht auf der Liste, da liegt noch zu viel Schnee. Doch sie haben genug zu tun. Sieben Mal halten sie allen bis sie ihr Ziel, das Loch in der Hingbergstraße, erreichen. „Wenn ich ein Loch sehe“, sagt Günel, „kann ich ja nicht einfach vorbeifahren.“
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