Alle Jahre wieder setzt das Winterwetter den Straßen zu: Schlaglöcher! Jetzt taut der Schnee - und ein Trupp des Bauhofes nimmt mit Kaltasphalt den Kampf gegen die Schäden auf. Doch im Vergleich zu Nachbarkommunen stehe Mülheim gut da, so die Stadt.
Der Schnee, scheint es, schmilzt so schnell, dass man zuschauen kann. Was darunter zum Vorschein kommt, ist kein schöner Anblick: Der Winter mit seinen wechselhaften Temperaturen setzt den Straßen zu. In älteren Asphaltdecken reiht sich teils Schlagloch an Schlagloch. Ein Trupp vom Bauhof kämpft gegen Buckelpisten mit Kaltasphalt.
Es ist 10.30 Uhr, und Kenan Günel, Siggi Köther und Dieter Kasten müssen Nachschub holen. Seit sieben Uhr sind sie unterwegs, fahren durch die Stadt, um Löcher in den Fahrbahnen zu flicken. Zwei Tonnen KBL („Sie können das auch kalten Teer nennen.“) haben sie in den dreieinhalb Stunden seit Dienstbeginn bereits verbraucht. Nun haben sie eine weitere Tonne geladen und arbeiten weiter eine Listen mit Straßen ab. „Wir fahren zum Hingberg“, verkündet der gelernte Pflasterer Günel. Vielleicht zehn Minuten braucht man eigentlich vom Bauhof am Heifeskamp dorthin – der Trupp wird rund eine Stunde unterwegs sein.
Schlagloch-Sammlung
Die Anwohner "Esser/Kozlowski" beteiligen sich mit Fotos aus Duisburg-Hüttenheim: "Ein besonders schönes Beispiel ist die Schulz-Knaudt-Straße auf Höhe Dürerstraße. Bereits am 1. März 2007 wurde darüber in der WAZ berichtet, sogar mit Fotos. Überschrift 'Holperstrecke in Hüttenheim'. Damals wurde von der Tiefbau-Abteilung der Stadtverwaltung berichtet, dass die Straße im Zuge der Kanalbauarbeiten saniert werden würde. Anbei senden wir Ihnen ein paar Bilder, die das Gegenteil bestätigen."
Weiter schreiben die Anwohner: "Vielleicht sollte man die Solidaritätsabgaben für die Straßenreparatur verwenden, nachdem die Straßen in den neuen Bundesländern mittlerweile deutlich besser als unsere sind. Wir können nicht verstehen, wofür wir Steuern bezahlen, wenn noch nicht einmal Flickschusterei betrieben wird. Wir finden die Situation weiterhin unzumutbar, da wir die Straße jeden Tag befahren müssen, um zur Hermann-Rinne-Straße zu gelangen. Die Straße am neuen Angerbach lässt auch zu wünschen übrig. Was auch damit zu tun hat, dass trotz LKW-Fahrverbot unglaublich viele LKW die Straßen befahren. Was natürlich auch zu weiteren Schlaglöchern führt. Kontrollen wären hier auch mal angebracht."
Diese Schlaglöcher befinden sich in der Straße Vom Heidberg nach Duisburg-Serm. "Sie sind einfach wunderbar zum Test von Stoßdämpfern , aber eine große Gefahr für Radfahrer, da sie sich genau in seiner Fahrspur befinden", schreibt Werner Mohr.
Er fotografierte auch die Schlaglöcher, die seiner Meinung nach eine Tiefe von acht bis14 Zentimetern haben. Die Größe schätzt er auf 30 bis 70 Quadratzentimeter.
Ein tiefes Schlagloch auf der Maiblumenstraße in Duisburg-Rheinhausen hat Birgit Schepers gemailt. Sie hofft, dass das Schlagloch, das sicherlich eine Unfallgefahr darstellt, sehr schnell geflickt wird. Foto: Birgit Schepers
Hans-Georg Brauers aus Wedau ärgert sich schon lange über die Schlaglöcher auf der Werkstättenstraße in Duisburg-Wedau. Eindrucksvoll dokumentierte er die Größe der Straßenlöcher. Foto: Hans-Georg Brauers
Schon mehrfach hätten sich die Anwohner über den miserablen Zustand beschwert. Bis jetzt habe sich aber niemand darum gekümmert. 80 Zentimeter ist dieses Loch. Foto: Hans-Georg Brauers
Und dieses mehrere Zentimeter tief. Die Straße sei übrigens im Besitz des Eisenbahnvermögensamtes und der Firma Aurelis. "Beides Unternehmen die über 'keine Geld verfügen' und sich deshalb Straßenreparaturen nicht leisten können", sagt unser Leser. Foto: Hans-Georg Brauers
Zweiradfahrer können noch Slalom fahren. Seit dem vergangenen Winter habe sich an dem Straßenzustand nichts geändert. "Nicht ein neuer Teerfleck ist dazu gekommen." Foto: Hans-Georg Brauers
"Der Postbote benötigt bald ein Mountainbike, um uns die Post zu bringen." Foto: Hans-Georg Brauers
Freddy Thiel schickte uns Aufnahmen vom Bereich Lepkesfeld 26-34 in Oberhausen. Foto: Freddy Thiel
Seiner Meinung nach ebenfalls sehr schlecht zu befahren: Der Bereich Bushaltestelle Priestershof von der Nathlandstraße kommend. Foto: Freddy Thiel
Lydia Schneiders berichtet von alten und neuen Straßenwunden in Rumeln - zum Beispiel von fünf bis zehn Zentimeter tiefen und tellergroßen Löchern gegenüber der Gärtnerei Knüfelmann in Rumeln-Kaldenhausen. Foto (nicht des beschriebenen Schlaglochs): Fabian Strauch / WAZ FotoPool
Darüber hinaus meldet Lydia Schneiders aus Rumeln Schlaglöcher mitten auf der Dorfstraße sowie in der Straße Am Mühlenberg Richtung L 473. Foto (nicht des beschriebenen Schlaglochs/mit Modellen der Firma Schleich): Fabian Strauch / WAZ FotoPool
Weiter schreibt uns Lydia Schneiders von Schäden auf der Windmühlenstraße, "in
Höhe des Bahnhof-Parkplatzes. Das Schlimme ist dabei, dass man sie bei Dunkelheit kaum sieht! Die Schäden in Rumeln sind solche, die schon im vergangenen Winter immer wieder neu geflickt wurden."
Foto (nicht des beschriebenen Schlaglochs/mit Modellen der Firma Schleich): Fabian Strauch / WAZ FotoPool
Bernhard Wagner aus Rheinhausen sendete uns zwei Bilder von einem großen Schlagloch auf der Römerstraße (Höhe Hausnummer 259) in Rheinhausen. "Da es mehr als 30 Zentimeter lang und auch bestimmt 20 Zentimeter tief ist (genau messen kann man nicht, dazu ist die Straße zu sehr befahren), halte ich es für gefährlich. Es ragt auch so weit in die Fahrbahn, dass häufige "Treffer" an der Tagesordnung sind. Bei Lastwagen ist die Erschütterung so stark, dass sie sogar im Haus spürbar ist... Foto: Bernhard Wagner
...In der Nähe des Schlagloches liegen mittlerweile mehr als 8 Radkappen. Ob sie alle durch das Loch verursacht wurden,
kann ich nicht sagen, allerdings ist die Häufung seit der ständigen Vergrößerung des Loches sehr auffällig. Als Motorradfahrer möchte ich da nicht hinein geraten. Foto: Bernhard Wagner
Denn kaum ist der Wagen mit rotierendem Gelblicht auf die Mellinghofer Straße gebogen, tritt Günel schon wieder auf die Bremse: „Zwei riesige Löcher.“ Also fährt er an den Kratern vorbei, hält dahinter, schaltet die Warnblickanlage an und kippt die Ladefläche. Dieter Kasten und Siggi Köther steigen derweil aus und schnappen sich die Schaufeln. Die schwarzen KBL-Brocken schippen sie in das Loch, die dort zu einem Klumpen werden. Den drücken sie in Position, klopfen alles flach. Günel fährt einen Meter vor, zum nächsten Schlagloch. „Eigentlich“, sagt er, „fahre ich da noch mal drüber, damit das fest ist. Aber hier fahren ja genug Leute.“ In der Tat. Die Autos düsen an den Arbeitern vorbei, überholen teils, dass der Motor aufheult, einige gestikulieren genervt. Die Reaktion kennen die Männer und achten nicht darauf: „Die Leute beschweren sich über Schlaglöcher und schimpfen, wenn man sie zumacht.“ Nur Flickarbeiten sind es, die sie erledigen, das wissen die Männer selbst. „In zwei Tagen sind wir wieder hier“, sagt Siggi Köther. „Oft stopft man ein Loch und am nächsten Tag ist direkt daneben ein neues.“
Mit einem blauen Auge davon gekommen
Das Problem, erklärt Dieter Kasten, ist schwacher Asphalt, in den Wasser eindringt, gefriert und wieder schmilzt. „Bei den neueren Straßen haben wir das nicht so. Der Asphalt ist besser geworden. Aber bei den alten Straßen platzt das so weg.“ Deshalb, hat sich die Stadt laut Sprecher Volker Wiebels entschieden, Straßen frostsicher auszubauen. „Viele haben gesagt, das braucht ihr nicht, so kalt wird’s nicht.“ Doch bereits der letzte Winter habe gezeigt, dass die Entscheidung richtig war: „Im Vergleich mit den Nachbarstädten stehen wir gut da.“ Denn die benötigten teils finanzielle Sonderprogramme, um Straßen wieder in Schuss zu bringen. Wiebels: „Wir haben für sämtliche Straßenarbeiten eine Million Euro zur Verfügung. Damit sind wir 2010 ausgekommen. Wir glauben und hoffen, dass es auch 2011 reicht.“ Die Mitarbeiter des Tiefbauamts sind vorsichtig optimistisch: Erste Begehungen lassen hoffen, dass „wir mit einem blauen Auge davon kommen“. Gesicherte Aussagen kann man aber erst ab April treffen.
Nebenstraßen haben die drei Männer vom Bauhof, die diesen Job alle seit weit über 20 Jahren machen, nicht auf der Liste, da liegt noch zu viel Schnee. Doch sie haben genug zu tun. Sieben Mal halten sie allen bis sie ihr Ziel, das Loch in der Hingbergstraße, erreichen. „Wenn ich ein Loch sehe“, sagt Günel, „kann ich ja nicht einfach vorbeifahren.“
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