Mülheim.
100 neu angekommene Flüchtlinge brachte Mülheim seit Beginn des Jahres in Wohnungen unter, doppelt so viele wie im Vorjahr. Die Zahl schwankt seit Jahren stark. Das macht eine Planung schwierig. Trotzdem muss die Stadt stets vorbereitet sein.
Kurz nach Weihnachten kamen im letzten Jahr die ersten. Nur eine Woche war da vergangen, seit am 19. Dezember 2009 die Visumspflicht für Mazedonien, Montenegro und Serbien aufgehoben wurde.
Genau 100 Flüchtlinge wies das Arnsberger „Kompetenzzentrum Integration“ seit Anfang 2010 Mülheim zur Unterbringung zu. Eine Zahl, die sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hat.
Auffanglager wurden abgesschafft
Anfang der 90er Jahre war eine Hochzeit: Viele Flüchtlinge kamen damals nach Deutschland, und da war man noch anders darauf eingestellt. Von Auffanglagern, berichtet Peter Sommer, Teamleiter der Zentralen Wohnungsfachstelle des Sozialamts: „Dort blieben die Flüchtlinge eine Zeit, bevor sie auf die Kommunen verteilt wurden.“ Ein wenig Zeit, sich auf die Menschen vorzubereiten, die meist nur mit einem Koffer ihrer Habe kommen, hatte man so gewonnen. Doch mit dem neuen Jahrtausend sank die Zahl der Asylbewerber, Auffanglager wurden abgeschafft. Die Vorlaufzeit reduziert sich deshalb auf wenige Tage. Sommer: „Man kann so gut wie nichts mehr planen.“ Das heißt, man muss vorbereitet sein.
Die Zeit der Unterbringung in Turnhallen und Containern ist vorbei. In „Übergangsheimen“ wohnen Flüchtlinge nun – und hinter diesem Begriff verbergen sich normale Wohnungen, die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind. Doch nach Jahren stagnierender oder gar sinkender Flüchtlingszahlen reduzierte die Stadt auch ihre Übergangsheime. Waren es 2005 noch 19 Objekte, in denen die Menschen einquartiert wurden, blieben 2008 nur fünf – in vier stadteigenen Häusern sowie eine angemietete Wohnung. „Bis Ende 2009 hat das unseren Bedarf gut gedeckt“, betont Peter Sommer. Und dann wurde die Visumspflicht aufgehoben.
Zahlen schwanken stark
Aktuell gibt es wieder zehn Übergangsheime. Die Zahl hat in diesem Jahr geschwankt, ebenso wie die Flüchtlingszahlen: So kamen 15 im Januar und 13 im Februar, im März und April hingegen reiste nicht einer ein. In Zeiten knapper Kassen wollte man keine Miete für unnötige Wohnungen zahlen und kündigte zum 1. September drei Mietverträge; nur damit im September wieder zwölf Asylbewerber Mülheim zugewiesen wurden.
„Die Leute sind plötzlich da und man muss sie unterbringen“, weiß Jörg Reimann von der Wohnungsfachstelle. Deshalb halte die Stadt stets zwei, drei leere Wohnungen bezugsfertig vor. „Man kann nicht alles bis zur letzten Wohnung ausreizen und dann hoffen, dass in den nächsten 14 Tagen keiner kommt.“
"Wirtschaftliche Gründe überwiegen"
Kriegsflüchtlinge sind, anders als in den 90ern, laut Sommer die wenigsten: „Wirtschaftliche Gründe überwiegen.“ Meist kommen Roma und dann ganze Familien. Eine Reihe von ihnen haben sich bereits früher um Asyl bemüht und versuchen bei der neuen Gesetzeslage erneut ihr Glück. Die Chancen, dass der Antrag im zweiten Anlauf durchkommt, schätzt Sommer aber überwiegend gering ein.
Und so kommen natürlich nicht nur Menschen, sondern es gehen auch welche. „Acht, neun Monate“, sagt Danuta Mila-Zielinski vom Kommunalen Sozialen Dienst (KSD) dauere es in der Regel bis zur Entscheidung. Und noch, sagt Peter Sommer, „sind die Zahlen nicht so, dass wir uns um größere Objekte bemühen müssten.“ Wie es allerdings weitergeht, wagt keiner zu prognostizieren: „Man kann wirklich nicht planen.“