Mülheim..

Viele Tierhalter können sich die Kosten für einen Tierarztbesuch nicht  leisten. Der Mülheimer Tierschutzverein  bietet in solchen Fällen finanzielle Unterstützung an. Betrüger nutzen dies jedoch aus - und stecken die Spende in die eigene Tasche.

Heidrun Schultchen vom Mülheimer Tierschutzverein stellt besorgt fest: „70 Prozent der Menschen, die uns anrufen, können oder wollen die Kosten für den Tierarztbesuch nicht tragen.“

Einen extremen Fall von Verantwortungslosigkeit, wenn nicht gar Betrugsversuch, hat der Tierschutzverein in diesen Tagen erlebt: Eine Frau bat den Verein um Unterstützung, weil ihre zehn Wochen alte Katze Popsi einen Oberschenkelbruch erlitten hatte. „Bis zu zwei Drittel der Kosten kann unser Verein in besonders schweren Fällen übernehmen“, so Heidrun Schultchen. Ebenso bietet man einmal im Monat eine Beratung für Empfänger von ALG-II-Bezügen an. Mindestens ein Drittel müsse die Besitzerin allerdings stets selbst tragen.

Besitzerin nicht mehr zu erreichen

Doch nachdem Schultchen die Finanzierung mit einer Tierärztin geklärt hatte, war die Besitzerin am nächsten Tag nicht mehr zu erreichen. Stattdessen erreichte den Verein ein Anruf des städtischen Tierheims: Eine Katze mit schwerem Oberschenkelbruch sei von einem Pärchen dort abgegeben worden. Man habe es angeblich im Horbachtal gefunden, so sagte das Paar dem Heim, wenn die Operation abgeschlossen (und bezahlt) sei, würde man das „herrenlose Tier“ aber gerne aufnehmen. Schultchen wurde hellhörig und ist sich aufgrund der Beschreibung sicher: „Es war die Frau, der die Katze gehört. Das wäre in meinen Augen ein Betrugsversuch.“

Kein Einzelfall. Besitzer geben sich als Finder aus, um Tierarztkosten zu vermeiden. Der Tierschutzverein will der Sache deshalb nachgehen und hat bereits die Stadt verständigt, denn die müsse wissen, wenn man ihre Dienste – das Heim wird von der öffentlichen Hand getragen – missbrauche. Es könnte sogar auf eine Anzeige gegen die Besitzerin hinauslaufen. Zumal die Ursache der Verletzung unklar ist. Die Operation in der Tierklinik ist derweil gut verlaufen, Popsi hat aber vier Wochen Bettruhe verordnet bekommen, bevor sie vermittelt werden kann.

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