Im Bundesdurchschnitt sinkt die Spendenbereitschaft deutlich. Einige Mülheimer Organisationen trotzen diesem Trend jedoch, andere klagen über akuten Mitgliederschwund.

Krise, welche Krise? scheinen sich viele Konsumenten im Jahr 2009 zu denken. Die Wirtschaftsexperten prophezeien die Durchschreitung der Talsohle, die Aktienmärkte scheinen zum Optimismus zurückgekehrt und das Konsumklima trotzt schon seit längerem auch den schlimmsten Hiobsbotschaften. Ausgerechnet jetzt, in Zeiten des negativen Wirtschaftswachstums, scheinen die Menschen ihr Geld voller Zuversicht auszugeben. Alles gut also? Nicht ganz. Vor allem dort wo jeder Euro zählt, übten sich, laut einer jüngsten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen, immer mehr Menschen in Zurückhaltung.

Offensichtlicher Rückgang

56 Prozent planten, etwas an Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden, oder hätten das schon getan. Laut Studie sind das stolze neun Prozent weniger als im Jahr 2008. Doch wie stark leiden die Organisationen vor Ort?





Christian Bittner vom DRK in Mülheim sieht die Situation nicht dramatisch, zeigte sich jedoch ein wenig besorgt. „Ein Prozentsatz ist schwer zu beziffern, doch der Rückgang ist offensichtlich.” Das DRK sei vor allem durch gekündigte Mitgliedschaften getroffen. „Gehen sie doch mal alle ihre monatlichen Fixkosten durch, lauten oft die Empfehlungen in einer Zeit wie dieser.” Das führe nicht selten dazu, dass Mitgliedschaften des DRK die Prüfung der absoluten Notwendigkeit nicht bestehen. „Leider bemerken viele Menschen erst sehr spät, dass auch die fehlende Spende langfristig Konsequenzen hat,” erklärt Bittner.

Ähnlich sieht die Situation bei der AWO aus. So sei der Schwund an Vereinsmitgliedern bereits eine länger andauernde Tendenz. Vor allem Projektunabhängige Spenden seien immer seltener. Wesentlich größer sei hingegen die Bereitschaft, konkrete Projekte zu unterstützen. „Die Menschen wollen genau wissen, wie und wofür ihr Geld verwendet wird.” Und dennoch, „die fetten Jahre sind vorbei”, erklärt die Geschäftsführerin der AWO, Adelheid Zwilling.

Weihnachtspäckchen von großem Interesse

Doch längst nicht alle Mülheimer Organisationen können diesen negativen Trend bestätigen. Dagmar van Emmerich vom Tschernobyl-Kinder e.V. zeigte sich zuversichtlich, auch dieses Jahr das Spendenaufkommen der Vergangenheit beizubehalten. „Gerade was unsere Weihnachtspäckchen Aktion angeht, merken wir nach wie vor großes Interesse.”

Und auch die Spendensituation bei den Kirchen scheint längst nicht so gravierend, wie es die bundesweite Umfrage vermuten lässt. „Wir können diese negative Entwicklung glücklicherweise nicht bestätigen”, bemerkt Annika Lante, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen Kirchenkreises. Sowohl in Bezug auf konkrete Projekt als auch bei der Kollekte sei für dieses Jahr keine negative Tendenz erkennbar. „Ich denke, in Mülheim sieht die Situation tatsächlich besser aus als in manch einer Nachbarstadt”, bemerkt der katholische Stadtdechant Pfarrer Michael Janßen.

Heiße Spendenphase beginnt

Auch Befürchtungen, in Krisenzeiten werde am ehesten an der „tierischen Hilfe” gespart, ließen sich für Mülheim nicht bestätigen. Sowohl der Tierschutzverein als auch das städtische Tierheim mussten keinen bemerkenswerten Spendenrückgang erleiden.

„Ich denke, dass die Lage gerade jetzt vor Ort leichter ist als für manch große Hilfsorganisation”, ist Ulrich Schreyer vom Diakoniewerk überzeugt. Fest steht: Für viele beginnt gerade jetzt, sechs Wochen vor Wheinachten, die heiße Phase der Spendensaison 2009.