Mülheim. .

Mülheimer Gerichtsvollziehern gehen die Kunden aus: Konnten sie im Jahr 2008 bis Oktober noch 3698 Mal zur Vollstreckung ausrücken, waren es in 2010 erst 3272 Mal. Experten sehen eine mögliche Ursache dafür in den zunehmenden Privatinsolvenzen.

Der Kuckuck klingelt immer seltener an den Haustüren. Gerichtsvollzieher in NRW beklagen die rückläufige Anzahl von Vollstreckungsaufträgen. Auch in Mülheim haben sie weniger zu tun: Kam es 2008 zu 3698 Vollstreckungsaufträgen, sind es 2010 nur noch 3272 (jeweils Oktober-Zahlen). „In Mülheim ist die Lage aber noch relativ stabil“, weiß Astrid Petersen, die für die zehn Mülheimer Gerichtsvollzieher spricht und stellvertretende Vorsitzende des NRW-Landesverbands des Deutschen Gerichtsvollzieherbundes ist.

Aber auch in der Ruhrstadt haben die „Kuckuckskleber“ mit rückläufigen Auftragszahlen zu kämpfen. „Der Grund dafür liegt vor allem in den zunehmenden Privatinsolvenzen, bei denen Schuldnern besonderer Vollstreckungs- und Pfändungsschutz zusteht“, sagt Petersen, die Schuldner in den Bezirken Saarn, Selbeck und Mintard betreut. Der verbesserte Schuldnerschutz trägt also dazu bei, dass weniger Vollstreckungen durchgeführt werden können. Das bedeutet nicht nur weniger Arbeit, sondern auch weniger Geld. Schließlich fließt ein Teil der eingezogenen Gebühren, die für das Land eingetrieben werden, in das Gehalt der Justizbeamten. „Davon unterhalten wir unsere Büroräume und Geschäftszimmer“, erklärt Astrid Petersen.

Private Inkassounternehmen

Auch der Konkurrenzdruck nehme zu. „Und zwar durch private Inkassounternehmen“, erklärt die Gerichtsvollzieherin. Diese werden häufig von Firmen angeheuert und treiben immer erfolgreicher Schulden ein, da sie Schuldner unter Druck setzen und schneller Vergleichszahlungen anbieten können. „Das ist zwar unseriös, aber effektiver. Denn die Inkassounternehmen dürfen im Gegensatz zu uns Raten in jeglicher Höhe annehmen“, weiß Petersen.

Zu den Aufgaben der Gerichtsvollzieher gehören Vollstreckungen, aber auch Haftvollstreckungen, Wohnungsdurchsuchungen oder das Abnehmen eidesstattlicher Versicherungen. „Auch hier ist ein Rückgang zu verzeichnen“, sagt Dr. Einhard Franke, Direktor des Mülheimer Amtsgerichts. Waren es 2008 noch 2213 Haftanordnungen, sind es 2010 nur noch 1792, die eidesstattlichen Versicherungen gingen von 1924 auf 1573 zurück.