Mülheim. .

Harte, schnelle Rockmusik und irischer Folk müssen sich nicht ausschließen – dass bewiesen elf Bands beim Burgfolk-Festival in Mülheim. Familiär ging es nicht nur vor der Bühne im Schloss Broich zu.

Wer bei „Folk“ unwillkürlich an Irland denkt, an fröhliches Gefiedel und „Dirty old town“, war im Schloss ­Broich falsch. Dort bewiesen bei „Burgfolk“ elf Bands, dass sich Geige und E-Gitarre nicht ausschließen und dass harte, schnelle Rockmusik durchaus fröhlich sein kann.

Es ist ein buntes Völkchen, dass sich im Schlosshof versammelt hat. Wobei „bunt“ nicht wörtlich gemeint ist. Schwarz ist die dominierende Farbe zwischen den Burgmauern, doch findet es sich in durchaus unterschiedlichen Outfits: in den Lederhosen der langhaarigen Metal-Fans, in den Umhängen der mittelalterlich Gewandeten, in der PVC-Kluft der Goths, in den T-Shirts der Jeansträger dazwischen und in den Schnullern der ohrenschützertragenden Kleinkinder. Auf Folkrock, so scheint es, können sich viele einigen und beim Burgfolk sind sie alle willkommen. Der Samstag ist zum wiederholten Male ausverkauft: Alle 1500 Tickets sind weg, auch der Freitag war mit über 1100 Leuten gut besucht.

„Alle tragen schwarz und trotzdem sind alle nett“

Das Publikum ist es dann auch, dass Jakob bei seinem ersten Burgfolk begeistert: „Die Leute sind alle freundlich. Das ist bei Metal-Festivals oft so: Alle tragen schwarz und trotzdem sind alle nett.“

Gerade stehen „Fejd“ auf der Bühne. Wie Nordmänner sehen sie die blonden Musiker mit den langen Haaren und Bärten aus – und sind es auch. Aus Schweden stammt die Truppe und verbindet Heavy Metal mit nordischer mittelalterlicher Musik. Die schwedischen Texte verseht wohl kaum einer, doch die Musik treibt und bringt die Zuschauer zum Tanzen. Kraftvolle Metalriffs paaren sich mit den Klängen einer „Moraharpa“, die an eine Geige mit Tasten erinnert. „Diese Musik versteht man ohne Worte“, findet Anne Träger, die aus Krefeld angereist ist. „Diese Instrumente berühren einen in der Seele.“ Und dabei wummst es kräftig durch die Verstärker. Ein Wort allerdings verstehen alle: „Skøl“ ruft Sänger Patrik Rimmerfors und reißt ein Trinkhorn in die Luft. „Skøl“ brüllt das Publikum zurück, viele heben eigene Trinkhörer zum Gruß. Das tragbare Gefäß gehört heute zur Grundausstattung.

Bands sind eben so unterschiedlich wie ihr Publikum

Die kann man hier auch erwerben. Trinkhörner, silberne Amulette, bunte Tücher und schwarze Korsagen, Räucherstäbchen und Stimmungsringe, Band-Shirts und CDs verkaufen die Händler. Das rote Samtkleid allerdings, das Martina Endemann trägt, wurde für sie maßgefertigt. Jedes Jahr kommt die Mülheimerin zum Festival, nicht eins hat sie verpasst. „Die Menschen, die Musik und das Flair“ ziehen sie immer wieder her. Ein „wunderbares Forum für diese Musik“ sei das Burgfolk. Und weil die Bands wechselten, lerne man immer neue kennen.

Die Bands sind eben so unterschiedlich wie ihr Publikum. Liebhaber des folkig-mittelalterlichen Hardrocks sind sie alle. Doch während Truppen wie Fejd schnörkellos-wikingerhaft daherkommen, zelebrieren andere den großen Auftritt. „Feuerschwanz“, beispielsweise, ziehen mit Ritterkostüm, eigener Flagge, Geige und Dudelsack unter großem Tamtam auf die Bühne, geben bereits beim Soundcheck alles und zeigen schon da, dass sie sich nicht ganz ernst nehmen, bevor sie ihre Version eines mittelalterlichen Trinklieds anstimmen: „Met! Met! Met!“ besingen die selbst ernannten „Metvernichter“. Auch der Hauptact des Samstagabends, „Saltatio Mortis“, ist bekannt für eine Show mit großer Geste. Bei „Feuerschwanz“ sahen sie von der Ringmauer aus schon einmal zu. Familiär geht es scheinbar vor und hinter der Bühne zu.