Mülheim. Zum dritten Mal erhielt Elfriede Jelinek den Mülheimer Dramatikerpreis, 2009 für ihr Stück „Rechnitz (Der Würgeengel)”. Die Autorin war nicht persönlich zur Preisverleihung in die Stadthalle gekommen, bedankte sich aber mit einer Videobotschaft mit ihren Gedanken zu diesem Werk.

„Schweigen ist totschweigen – auch wenn schweigen leichter ginge, als sprechen”, war ihre unverkennbare Botschaft.

René Pollesch, der für die Inszenierung „Fantasma” den Publikumspreis der Stücke '09 erhielt, war dagegen mit seinen Schauspielern angereist, mit denen er einen seiner neuesten Texte zelebrierte.

Im kleinen Kreis feierte man die Wortkunst auf der Bühne der Stadthalle. Dunkel war's dort, fast wie in einem versteckten Hinterhof. Neben der großen Leinwand leuchteten die Konterfeis der Autoren. „Theater ist die Müllabfuhr für die Seele”, mit diesen Worten zitierte Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld den deutschen Intendanten Hansgünther Heyme und freute sich über das „erfolgreiche Theaterfestival” in einer Stadt, die „Theater im Blut” habe.

An der Zukunft hängen

„Außergewöhnliches wurde geboten”, so Mühlenfeld. Im nächsten Jahr sollen die Kinderstücke noch stärker integriert werden. „Erstmalig wird 2010 ein mit 10 000 € dotierter Preis an das beste Kinderstück vergeben”, verkündete die Oberbürgermeisterin.

Wie jedes Jahr standen auch diesmal die honorierten Autoren im Mittelpunkt der Preisverleihung und bestimmten, wie diese gestaltet werden soll. Jelinek hatte eigens für diesen Tag ein Stück geschrieben, das von Hildegard Schmahl und Katja Bürkle erstmals gelesen wurde. Ein Werk, das sie ihren „Botinnen” auf den Leib geschrieben hat, in dem sie zwei Frauen plappern und lamentieren lässt, ihnen ihre unverkennbare Stimme gibt. „An der Zukunft hängen, an der Zukunft dranhängen, etwas an die Zukunft dranhängen und einen Hänger annähen. Frauenarbeit halt.” Die Akteurinnen trugen auch die „Regieanweisungen” der Autorin vor: „Ich vernichte so gern meine Texte, das macht mir Spaß.”

Schichten des Textes erarbeiten

Als ein „hartes Stück Arbeit” beschrieb Frank Baumbauer, Intendant der Münchener Kammerspiele, das preisgekrönte „Rechnitz” von Elfriede Jelinek. Er hatte sich die Theaterfassung des Luis-Bunuel-Films „Der Würgeengel”, der das Massaker von Rechnitz im März 1945 thematisiert, aus Jelineks Feder gewünscht und „einige Zeit gebraucht”, bis er sich durch die Schichten des Textes gearbeitet hatte.

Gesellschaftskritik übte Pollesch zum Schluss in seinem Text über „Deutschland im Jahre Null”, den er zusammen mit Berliner und Münchener Schauspielern vorführte.