Mülheim. Sieben Autoren wetteifern um den „Stücke”-Preis bei den der 34. Mülheimer Theatertagen. Darunter sind Literaturgrößen wie René Pollesch, Sibylle Berg und Elfriede Jelinek.





Geld oder Liebe? Wohlhabend im Gefühlsfrost? Die bürgerliche Mittelstandsgesellschaft steckt im Sinnvakuum - das Theater ist hingegen voll von ihren Geschichten. Die 34. Mülheimer Theatertage "Stücke'09" sind thematisch keine Ausnahme: Sieben Autoren von etwa 130 Bewerbern nominierte die "Stücke"-Jury nun für den Dramatikerpreis, darunter Texte von René Pollesch, Sibylle Berg, Elfriede Jelinek. Denn die Auszeichnung lobt das geschriebene Wort, nicht die Inszenierung.

Eine Hochzeitsgesellschaft im Wahn




Zu sehen gibt es die Werke zu den Theatertagen vom 16. Mai bis 6. Juni dennoch. Das Schauspielhaus Zürich bringt seine unbehaglich-traumhafte Inszenierung von Roland Schimmelpfennigs „Hier und Jetzt” an die Ruhr: Eine Hochzeitsgesellschaft rauscht allmählich in den Schwebezustand. Am Ende steht der Wahn.

René Pollesch reflektiert in „Fantasma” weiter systemkritisch den Überbau einer kapitalistischen Gesellschaft – „und so klar formuliert wie nie”, schwärmt der Sprecher der Jury, Frank Wille. Das Burgtheater Wien setzt das Diskurstheater um.

Für Kopf und Zwerchfell

Sibylle Berg feixt über „Die goldenen letzten Jahre”.
Foto: Imago
Sibylle Berg feixt über „Die goldenen letzten Jahre”. Foto: Imago © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst





Mit „Privatleben” von Ulrike Syha (Theater Chemnitz) und Lutz Hübners „Geisterfahrer” (Schauspielhaus Hannover) stehen zwei schwarze Gesellschaftskomödien auf dem „Stücke”-Programm.

Im Musicalformat feixt Sibylle Berg über „Die goldenen letzten Jahre” – weh tun wird es dennoch, ob nun im Kopf oder im Zwerchfell. Und gegen jede Verleugnungsakrobatik arbeitet Elfriede Jelinek das Massaker vom 24. März 1945 im österreichischen Burgenland auf: „Rechnitz” heißt ihr aktuelles Stück. Oliver Bukowskis Gesellschaftspanorama „Kritische Masse” (Deutsches Schauspielhaus Hamburg) war, so Wille, das von der Jury am längsten diskutierte Stück. Den Diskurs wird das diskussionsfreudige Publikum fortsetzen. Die Moderation bei den Publikumsgeprächen übernimmt wieder Gerhard Jörder.

Der Vorverkauf für die 34. Mülheimer Theatertage beginnt Anfang April. Karten gibt es bei allen CTS-Vorverkaufsstellen, Hotline 01805 - 570071 (0,14 € / Min.). Weitere Infos zu Rahmenprogramm, Kinder-Stücken und Symposium „Blickwechsel - Bildwechsel”: http://www.stuecke.de/


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