Dass vor 20 Jahren die Mauer gefallen ist, ist ein Segen für die Menschen und Symbol dafür, dass wir uns ein Stück näher gekommen sind.” Mit diesen Worten eröffnete Superintendent Helmut Hitzbleck den ökumenischen Gottesdienst am Tag der Deutschen Einheit.

Die Mülheimer CDU hatte zum Gedenken an 20 Jahre Mauerfall statt zu den gewohnten „Herbstgesprächen” in die Johanniskirche geladen. Hitzbleck erinnerte an die Freude, die wir Deutschen damals erlebten, als nach Jahrzehnten der Trennung Familien wieder zueinander finden konnten. Dennoch „kann nicht in 20 Jahren zusammen wachsen, was in 40 Jahren auseinander gedriftet war.”

Er machte deutlich, dass die Einheit noch Zeit und viele Gespräche brauche und verglich dies mit einem Haus, das durch äußere Einflüsse Risse bekommt. „Über diese Risse in Land und Gesellschaft müssen wir nachdenken", sagte er. Dabei meinte er zum einen die Risse zwischen Ost und West, aber auch die, die es zwischen Arm und Reich, Männer und Frauen oder Migranten und Einheimischen noch heute gebe. „Einheit ist eine Vision, aber ohne sie ist das Zusammenleben schwer.”

Dr. Meinolf Demmel, Pfarrer im besonderen Dienst, verglich die Wiedervereinigung Deutschlands mit der Rückkehr der Israeliten aus Babylonischer Gefangenschaft. „Parallelen zwischen Jerusalem und Berlin drängen sich auf”, meinte der Pfarrer. „Verschieden sind sie in einem entscheidenden Punkt: Jerusalem war eine Glaubensgemeinschaft, ein Gottesstaat.” Seiner Meinung nach haben Christen bei der Wende in Deutschland viel in Bewegung gebracht und entscheidend dazu beigetragen, dass die Revolution friedlich verlief.

Dass auch nicht christliche Persönlichkeiten der damaligen DDR wie der Dirigent Kurt Masur oder die Schriftstellerin Christa Wolf zum friedlichen Widerstand aufriefen, blieb unerwähnt.