Die Städte Mülheim, Duisburg und Essen organisieren jetzt zusammen den öffentlichen Nahverkehr.

Sie wollen besser werden, sie müssen es auch im Wettbewerb um Kunden und Märkte: Die Städte Mülheim, Essen und Duisburg organisieren jetzt gemeinsam den öffentlichen Nahverkehr, der an den Stadtgrenzen nicht mehr halt macht. Rhein-Ruhr-Partner-Verkehr nennt sich das Konstrukt, ein Arbeitsname, der eines Tages einem neuen Markennamen Platz machen wird.

Rund 583 000 Fahrgäste transportieren die drei Verkehrsunternehmen bisher täglich. Es sollen mehr werden bei einem besseren Angebot. Qualitätssteigerung und sparen, lautet das Ziel auch dieses interkommunalen Paktes, den Duisburgs OB Adolf Sauerland als „Quantensprung” bezeichnet. Doch wo wird der Kunde den Sprung spüren? Neue Streckenführungen, auch über die Stadtgrenzen hinaus, werden möglich sein und damit die bessere Erschließung von Stadtgebieten. Rolf Mühlenfeld, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der MVG, nennt zudem gemeinsame Beschleunigungsmaßnahmen einzelner Linien als künftigen Gewinn oder die Modernisierung von Haltestellen, die Vereinheitlichung von Fahrgastinformationen, Service- und Sicherheitsleistungen sollen ausgebaut werden. Dahinter verbergen sich laut der Oberbürgermeister viele Aufträge, von denen die heimische Wirtschaft profitieren soll.

Doch den Erfolg wollen auch die Verkehrsunternehmen und damit die finanziell gebeutelten Städte spüren, die künftig nicht mehr alles dreimal vorhalten wollen und können. Vereinheitlichung ist die Vorgabe bei den Werkstätten, bei der Lager- und Instandhaltung. Investitionen will man bündeln, als großer Anbieter auf dem Markt auftreten. Wirtschaftlicher werden, dahinter verbirgt sich eine Zahl: 28 Millionen Euro möchten die drei Städte künftig im Jahr weniger für den Nahverkehr ausgeben als bisher. „Längerfristig sollen weitere zehn Millionen dazu kommen.” Da keimt die Sorge um Arbeitsplätze auf. 3400 Beschäftigte stehen auf den Lohnlisten von MVG, Evag und DVG. Wie viele werden es beim neuen Verkehrsdienstleistungsunternehmen sein?

Von Restrukturierungsplänen ist die Rede, über Zahlen wird nicht gesprochen. Eher davon: Personal kürzen kann jeder. Verändern will man, neue Aufgaben für Mitarbeiter erschließen, neue Perspektiven schaffen, aber auch umsetzen, straffen, Leistungen verdichten. Und dennoch: Am Ende werden es eines Tages weniger Mitarbeiter sein. Sozialverträgliche Anpassungen wie Altersteilzeit und die Ausnutzung der natürlichen Personalfluktuation verspricht Klaus Siewior vom Vorstand in Duisburg.

Dass sich aus all dem neue Aufgaben ergeben, macht OB Dagmar Mühlenfeld deutlich: Sie denkt an Serviceaufgaben im Nahverkehr, etwa an Begleiter, die sich um ältere Menschen kümmern. Sie ist davon überzeugt, dass „ein guter leistungsfähiger Nahverkehr am besten von den Kommunen sichergestellt wird.” Heißt: Die örtliche Politik und Verwaltung können so weiter in der Verkehrsplanung weiter mitwirken.

Der neuer Dreier-Club ist ein offener. Er hofft, dass sich weitere Städte mit ihrer Verkehrsgesellschaft dazu gesellen. Der Blick richtet sich vor allem nach Oberhausen. Eine gemeinsame Verkehrsgesellschaft für das ganze Ruhrgebiet mit 5,5 Millionen Einwohnern dient als Fernziel. An den Großraum Berlin, denkt dabei Essens Bau- und Umweltdezernentin Simone Raskob – und an die Umwelt. Ein starker ÖPNV sei ein Schutz vor Lärmbelastungen und für das Klima in Städten. „Auch das ist Qualitätssteigerung für Menschen.”