Schon einen Tag nach dem Eingriff darf der Patient aufstehen. Auch Betagte verkraften den Eingriff gut

Ohne ihre Krücken gehen Gisela Mölken und Willi Bruckmann zwar noch nicht auf die Straße – aber beide haben auch erst seit zehn und zwölf Tagen einen Eingriff hinter sich, den ein Laie als „schwer” bezeichnen würde. Die 67-Jährige Essenerin bekam ein neues Hüftgelenk, der 76-jährige Mülheimer ein neue Kniegelenk implantiert. „Im Bad lauf' ich aber schon ohne,” sagt der ältere Patient. Beide stehen kurz vor ihrer dreiwöchigen Reha, also einer „Kur”, die unter anderem vor allem dem Muskelaufbau dient, und danach, so hoffen beide, sind die Krücken Geschichte. Und die Schmerzen, die sie vor dem Eingriff hatten, endlich auch.

Dann wird Willi Bruckmann auch wieder Sport treiben können – Radeln und Schwimmen. Der frühere Hockeyspieler (bis 1957 in der 1. Mannschaft HTC Uhlenhorst) muss allerdings künftig weiter aufs Tennisspiel verzichten – seiner Gelenke zuliebe.

„Wenn die konservative Therapie mit Medikamenten oder Krankengymnastik nicht mehr hilft und die Lebensqualität des Patienten stark eingeschränkt ist, sollte man sich operieren lassen”, rät Dr. Willy Izbicki, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Ev. Krankenhaus.

Etwa 200 Hüft- und 300 Knieprothesen werden jährlich in Dr. Izbickis Abteilung eingesetzt - „das ist eine Routine-Operation” sagt der Chef. „Komplikationen sind eher selten.” Die Komplikationsrate liege bundesweit bei unter 0,5%. Hochwertige Materialien und eine standardisierte, ausgereifte OP-Technik seien der Grund dafür. „Implantate sind heute technisch ausgereift – also von der Fertigung her und von ihren Materialien”, betont Izbicki.

Bis die neue Hüfte an Ort und Stelle ist, dauert es etwa eine Stunde. Für eine Knieprothese braucht der Operateur in der Regel 1,5 Stunden. Schon einen Tag nach der OP darf der Patient aus dem Bett und sich – unterstützt von Gehhilfen –auf seine Beine stellen. „Die Leute sollen unser Haus zu Fuß verlassen können”, sagt Izbicki. So wie Willi Bruckmann und Gisela Mölken, deren Operation einen ganz normalen Verlauf genommen hat. Früher war das mal anders, da mussten Patienten das neue Gelenk ein halbes Jahr entlasten, erinnert sich Dr. Izbicki.

Jeder Patient bekommt nach dem Eingriff im EKM einen „Endoprothesepass”, auf dem jedes eingesetzte Gelenk genau erfasst ist. „Das gehört heute zur Qualitätssicherung,” so Izbicki. Regelmäßige Röntgenkontrollen gehören alle drei bis fünf Jahre zur Nachsorge, vorsichtshalber. „Ihr Auto muss ja auch zum TÜV”, erklärt der Arzt dann seinen Patienten dazu.

Wie alt dürfen Patienten sein, die ein neues Gelenk bekommen? Im Prinzip gebe es keine Grenze nach oben, erklärt Dr. Izbicki. Über 100-Jährige mit einem Oberschenkelhalsbruch werden auch versorgt, um ihnen ihre Beweglichkeit und Selbstständigkeit zu erhalten. Bei dieser Verletzung ist der Eingriff ähnlich wie bei einer künstlichen Hüfte, nur dass nicht unbedingt die Gelenkpfanne mit ersetzt wird, erklärt Dr. Izbicki.

Treff um 11

„Mein neues Gelenk – Hüfte, Knie, Schulter” ist das Thema bei der nächsten Patientenveranstaltung „Treff um 11” am 16. Mai um 11 Uhr ´im Großen Kasino des Ev. Krankenhauses. Es referieren Dr. Willy Izbicki und der niedergelassene Orthopäde Dr. Peter Weih. Kostenlose Karten am Infoschalter des EKM und unter 309-2461.

Welche Lebensdauer eine Knie- oder Hüftprothese nun eigentlich hat, darüber gibt es bei vielen Experten noch Uneinigkeit. Man geht aber von einer Lebensdauer von 20 Jahren aus. Mindestens.

Übrigens kann man im Vorfeld etwas tun, um die Gelenke vor Verschleiß zu schützen: Regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung, empfiehlt Dr. Izbicki. Übergewicht belaste die Gelenke und erhöhe auf Dauer den Abnutzungsprozess. Gelenkbeschwerden wie Schmerzen im Knie sollte man auch unbedingt von einem Facharzt abklären lassen.