Mülheim. Die Mülheimer und Essener Polizei arbeitet eng mit fünf privaten Sicherheits-Dienstleistern zusammen. 175 Mal wurden Kriminalbeamte seit Beginn der Partnerschaft von den Firmen über fehlende Kennzeichen, Vandalismus oder hilflose Personen informiert.

Die Polizei, dein Freund und Helfer – ein alter Slogan. Seit einiger Zeit hat die Polizei im Präsidiumsbezirk Essen/Mülheim selbst Freunde und Helfer: Fünf private Sicherheitsdienste haben ein wachsames Auge auf das Geschehen in den Städten. Sie kooperieren mit der Polizei und der Wirtschaftsförderung beider Städte in der „Sicherheitspartnerschaft Ruhr” und unterstützen die Polizeiarbeit gar bei Fahndungen.

Die Sicherheitspartnerschaft hat ihre Wurzeln in Essen, sie gründete sich bereits im Jahr 2005. Neben den Essener Sicherheitsunternehmen Condor, Kötter, Securitas und Wisag ist seit April 2008 auch die Mülheimer Vollmergruppe mit im Boot, im Zuge der Gründung des gemeinsamen Polizeiprädiums Essen/Mülheim dehnte sich die Kooperation aus. Auch Mülheim & Business ist Vertragspartner. „Unternehmer wissen es zu schätzen, wenn ihre Firmenstandorte als sicher gelten”, begründet M&B-Chef Jürgen Schnitzmeier das Engagement.

Regelmäßige Übermittlungen

Die Sicherheitsdienste haben sich dabei verpflichtet, sicherheitsrelevante Vorfälle an die Polizei zu melden, wenn sie einem ihrer Mitarbeiter auffallen. „Das reicht von der defekten Signalanlage über hilflose Personen, eingeschlagene Scheiben, die auf einen Einbruch hindeuten, bis hin zu Unfällen”, erklärt Peter Beims, Leiter der Abteilung „Mobile Dienste” bei der Vollmergruppe. Das Wirken der Sicherheitsdienste reicht aber noch weiter. Regelmäßig übermittelt die Polizei etwa Vermisstenmeldungen samt Personenbeschreibungen, auch bei Fahndungen informiert sie die Sicherheits-Dienstleister, damit deren Außendienst-Mitarbeiter praktisch als verdeckte Ermittler tätig werden können.

Die Vollmergruppe, so Beims, beschäftigt etwa 50 Personen im mobilen Sicherheitsdienst, im Schnitt 15 bis 20 sind täglich unterwegs – bei Geldtransporten, in Revierfunkstreifen, Schließdiensten, auch bei der Bewachung von Gebäuden oder Freiflächen. Hauptsächlich seien die Einsatzkräfte in Mülheim unterwegs. Von der Polizei eigens für die Arbeit in der Sicherheitspartnerschaft geschult, haben die fünf Sicherheitsunternehmen im vergangenen Jahr 175 Vorfälle an die Polizei gemeldet, im Jahr 2008 waren es 91. Seit diesem Jahr und für die kommenden zwei Jahre ist die Ansprechstelle für alle Sicherheitskräfte, die etwas Auffälliges zu melden haben, bei der Mülheimer Vollmergruppe eingerichtet. Dort laufen die Informationen zusammen und werden an die Polizei-Leitstelle weitergegeben.

Verletzte Personen entdeckt

Zuletzt hat ein Mitarbeiter der Vollmergruppe Anfang des Jahres im Vorbeifahren an der Kanalstraße eine schwer verletzte Person entdeckt, stark blutend, offenbar zusammengeschlagen. Durch Alarmierung der Polizei konnte der verletzten Person schnell geholfen werden. Zur Wahlkampfzeit im Sommer 2009 entdeckte eine Sicherheitskraft eine angetrunkene Person, die Wahlplakate abgerissen hatte und auf die Straße warf. Auch eine Vermissten-Meldung im vergangenen Jahr habe dank eines Mitarbeiters der Vollmergruppe aufgelöst werden können, so Beims. Die Meldung der Polizei sei über Handy an jeden Außendienst-Mitarbeiter übermittelt worden, die junge Ausreißerin fiel nachts im Hafengebiet auf.

Von den 175 Vorfällen, die die Sicherheitsunternehmen im vergangenen Jahr an die Polizei meldeten, bezogen sich 47 auf Fahrzeuge ohne Kennzeichen. Daneben waren wilde Müllkippen (32), ungesicherte Gefahrenstellen (16), Vandalismus (14) und hilflose Personen (13) die häufigsten Anlässe, Meldung zu erstatten.

Sicherheitsempfinden der Bürger stärken

Betrachtet man die Zahlen, ist das Modell ein Erfolg: Die Sicherheitspartnerschaft Ruhr soll das Risiko für Straftäter vergrößern, es ihnen deutlich schwerer machen, unentdeckt zu bleiben. Die „Hilfssheriffs” sollen auch dabei unterstützen, der Kriminalität vorzubeugen, Gefahren frühzeitig zu erkennen und schließlich auch das subjektive Sicherheitsemfinden der Bürger zu stärken.

„Im Städteranking 2009 im Auftrag der Wirtschaftswoche bejahten 82,5 Prozent der befragten Mülheimer und Essener Unternehmen die Frage, ob sie sich sicher fühlen”, so M&B-Geschäftsführer Schnitzmeier. Dieser Wert könne durch die Sicherheitspartnerschaft noch gesteigert werden.