Das städtische Jugendreferat hat für den Kinderspielplatz am Wiehagen in der Neustadt einen prviaten Wachdienst engagiert. Die Stadt zog damit die Konsequenzen aus immer wieder auftretenden Problemen mit einer Großfamilie. Mindestens bis November soll der Sicherheitsdienst Präsenz zeigen.

Weil Kinder und Jugendliche auf einem Spielplatz Angst und Schrecken verbreiten, sorgt ein privater Wachdienst im Auftrag der Stadt dort täglich für die Sicherheit von Kinder und Eltern. Was wie ein düsteres Zukunftsszenario klingt, ist in Gelsenkirchen seit einigen Wochen Realität. Und zwar: auf dem Kinderspielplatz am Wiehagen in der Neustadt.

Im Auftrag des städtischen Jugendreferats hat ein privater Sicherheitsdienst aus Wattenscheid dort Anfang August die Arbeit aufgenommen. Dies bestätigte das städtische Jugendreferat auf Anfrage der WAZ. Zunächst täglich für fünf bis sieben Stunden und mittlerweile dreimal wöchentlich zeigt ein Mitarbeiter des Unternehmens auf dem Spielplatz für alle sichtbar Präsenz. „Das ist aber ein absoluter Ausnahmefall”, betont der städtische Jugenddezernent Manfred Beck.

Die Diskussion über Jugendgewalt und -kriminalität in der Neustadt ist nicht ganz neu: Nach Beschwerden und Hilferufen von Eltern hatte die CDU dieses Thema im November 2008 aufgegriffen und in die Bezirksvertretung Süd getragen (siehe auch Kasten). Die Vorwürfe konzentrierten sich nach Aussagen der Beteiligten auf die Mitglieder einer Großfamilie aus der Neustadt. Nachdem es einen Runden Tisch unter Federführung von Manfred Beck gegeben hatte und Jugendamt und Polizei sich massiv um diese Familie „gekümmert” hatten, beruhigte sich die Situation zunächst.

Das Jugendreferat habe deshalb Abstand von dem Plan genommen, bereits zu Beginn der Spielplatzsaison im Frühjahr 2009 einen privaten Wachdienst zu engagieren, so Beck. Nach neuerlichen Vorfällen habe sich die Stadt im Sommer in Abstimmung mit Polizei und Präventionsrat jedoch entschieden, zu handeln. „Wir können eine solche Situation nicht länger hinnehmen. Und wir wollten deutlich machen, dass wir uns nicht auf der Nase rumtanzen lassen”, so Manfred Beck. Es gebe in Gelsenkirchen keine rechtsfreien Räume. Das habe er auch im vergangenen Jahr bereits deutlich gemacht. Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst stießen hier jedoch an personelle Grenzen.

Als Bankrotterklärung für Sozial- und Jugendarbeit will der Dezernent die ungewöhnliche Aktion nicht verstanden wissen: „In der Regel können wir Probleme mit niederschwelligen und pädagogischen Maßnahmen lösen.” Er gehe nicht davon aus, dass dieses Beispiel in Gelsenkirchen Schule machen wird und künftig noch mehr Spielplätze unter Schutz gestellt werden müssen. „Eine solche Situation wie in der Neustadt habe ich in meiner Dezernentenzeit noch nie erlebt - vielleicht mit Ausnahme der Vorfälle am Trinenkamp in Bismarck”, sagt Beck. Auch die Bevölkerungsstruktur in der Neustadt und die hohe Fluktuation in diesem Wohnviertel spielten eine Rolle. Aber: „Es geht aber nicht darum, hier einen ganzen Stadtteil schlechtzureden”, betont Manfred Beck.

Bis zum Ende der „Spielplatzsaison” im November soll der Wachdienst für Abschreckung sorgen. Seit der Verpflichtung des Unternehmens hat es nach Aussage des stellvertretenden Jugendreferatsleiters Thomas Frings keine Zwischenfälle auf dem Kinderspielplatz gegeben.