Mülheim. Worauf können Mülheimer zum Leben verzichten? Im Theater an der Ruhr ging‘s am Samstag ums Loslassen. Manche ungewöhnliche „Altlast“ war dabei.

Das antike Porzellanservice hat schon lange nicht mehr als nur den Dachboden gesehen, die gespeicherte Nachricht auf dem Handy ist auch sowas von gestern. Und doch haben nicht wenige Mülheim etlichen Kram bei sich gebunkert. Über die Jahre. Am Samstag im Theater an der Ruhr trennte man sich aber auch von symbolischen Lasten.

„Das Forum, die Schloßstraße, Styrum, Schulden, der Uhlenhorst, Geld und der Fluss“, sind nur ein paar der nicht ganz ernstgemeinten Antworten, die Menschen bei Interviews in der Innenstadt gegeben haben auf die Frage, was sie denn am liebsten loswerden würden. Offenbar gehört auch das zu den Dingen, die Mülheimerinnen und Mülheimer schon viel zu lange mit sich herumschleppen.

Mülheimerin: „Jeder hat etwas, das er versucht loszulassen“

Und tschüss - auch das alte Porzellanservice muss dran glauben: Es lag ja sowieso zu lange auf dem Speicher.
Und tschüss - auch das alte Porzellanservice muss dran glauben: Es lag ja sowieso zu lange auf dem Speicher. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mehr als 70 Gäste sind zu der ungewöhnlichen Performance an den Raffelberg gekommen. Mancher extra zum Thema Loslassen: „Ich war noch nie hier und weiß gar nicht, was mich erwartet“, verrät die Mülheimerin Petra Z., die die letzte Eintrittskarte erwischt hat. Für sie ist es besonders reizvoll, dass der Abend sowohl im Foyer als auch draußen, unter freiem Himmel stattfindet. „Und das Thema finde ich sehr interessant. Jeder hat etwas, das er versucht loszulassen.“

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Petra M. ist hingegen „gerade noch auf dem Trödelmarkt gewesen und ich bin dort bereits ein paar Altlasten losgeworden“, erklärt sie lachend. „Vielleicht kann ich mich heute Abend von noch mehr verabschieden.“

Abschied? Der kann auch sehr vergnüglich sein

Abschied kann auch vergnüglich sein: Oleg Zhukov von der Gruppe Subbotnik entledigte sich seines nie vollendeten Skripts - die Zuschauer durften noch Lustiges hinzufügen.
Abschied kann auch vergnüglich sein: Oleg Zhukov von der Gruppe Subbotnik entledigte sich seines nie vollendeten Skripts - die Zuschauer durften noch Lustiges hinzufügen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Abschied? Der kann auch sehr vergnüglich sein, hier ist es geradezu kunstvoll: Gemeinsam sitzt man im Foyer des Theaters, jeder Tisch hat ein kleines Bierfass zum selber zapfen, Brezel werden verteilt, es wird auf die „Vergänglichkeit und die Endlichkeit der Dinge“ angestoßen.

Dann regt Kornelius Heidebrecht, Teil der Performancegruppe „Subbotnik“, auf musikalische Art zum Nachdenken an. Das Publikum wird einbezogen, schreibt emsig auf Zetteln, wovon man sich später noch verabschieden will. Und jeder hat etwas anderes - zum Beispiel auch das Manuskript, das der Darsteller Oleg Zhukov einfach nicht zu Ende bekommen hat. Bevor das aber für immer verschwindet, darf das Publikum noch darin herumstreichen und Worte aussparen, die dann vorgetragen werden. Und dann hat es seinen Zweck doch bestens erfüllt: also weg damit.

Und dann wird alle Last den Flammen übergeben

Apropos: Zum Finale geht es raus in den Park. Dort wird alles einem großen Feuer übergeben, was einen eingeengt hat und was man schon lange loslassen wollte. In einer befreienden, musikalischen Zeremonie, die an die Nubbelverbrennung im Kölner Karneval erinnert, übergeben die Gäste diese Altlasten den Flammen. Erleichtert: Was heute wegkommt, bleibt für immer weg.

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