Mülheim. Einst gingen die Ruderriegen der Karl-Ziegler- und der Otto-Pankok-Schule aus demselben Verein hervor. Teilweise sogar mit Spitzensportlern.
An Oxford gegen Cambridge kamen die Duelle vielleicht nicht heran, doch die Ruder-Rennen zwischen der Oberrealschule und dem Staatlichen Gymnasium waren einst heiße Wettbewerbe auf der Mülheimer Ruhr. Allein schon, weil beide Ruderriegen 1898 aus demselben Verein, dem Schüler-Turn- und Ruderverein des Realgymnasiums, hervorgegangen sind. In diesem Jahr gibt es nun das doppelte Jubiläum – 125 Jahre Schülerrudern.
Die Oberrealschule ist heute ebenfalls ein Gymnasium und ist seit 1974 nach dem Chemie-Nobelpreisträger Karl Ziegler benannt, das einst Staatliche Gymnasium trägt seit demselben Jahr den Namen des Malers, Zeichners und Bildhauers Otto Pankok.
Mülheimer Schülerrudervereine teilten sich einst das Haus Ruhrnatur
Beide teilten sich nach der Jahrhundertwende das erste gemeinsame Bootshaus auf der Ruhrinsel, etwa gegenüber der heutigen „Tomate“. 1926 wurde für beide Rudervereine ein größeres Bootshaus auf der Schleuseninsel gebaut – das heutige Haus Ruhrnatur.
„Bei den letzten Jubiläen sind wir immer noch Rennen gegeneinander gefahren – ein bisschen wie Oxford gegen Cambridge“, schmunzelt Felix Schwechten, einer der beiden Protektoren des Rudervereins an der Karl-Ziegler-Schule. Heute ist das gemeinsame Boothaus an der Mendener Straße beheimatet.
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Während sich die „OP“-Riege aktuell im Neuaufbau befindet, feierte die Karl-Ziegler-Schule das große Jubiläum. Knapp 70 Mitglieder gehören dem Schülerruderverein an, gezählt werden dabei nur aktuelle Schülerinnen und Schüler, die sich in einer Vereinsstruktur selbst organisieren.
Ruderunterricht ist in der achten Klasse verpflichtend
In der achten Klasse ist der Ruderunterricht im Vierer für alle am „Karl Ziegler“ verpflichtend, in der Oberstufe ist die Sportart wählbar – dann wird im Einer gefahren. Interessierte Schülerinnen und Schüler können bereits in der Jahrgangsstufe fünf dem Verein beitreten oder die Ganztags-Ruder-AG besuchen.
Der langjährige Protektor Werner „Felix“ Reich hatte noch versucht, größere Regatta-Erfolge mit der Schülerriege zu erringen, schaffte es etwa zum Bundesentscheid nach Berlin. Davon ist man heute weit entfernt. „Bei den Mülheimer Stadtmeisterschaften nehmen wir teil, das ist genau die Veranstaltung, die wir brauchen, weil wir da auf Augenhöhe mit den Anfänger- und Kinderbooten der Vereine rudern können“, sagt Felix Schwechten.
Karl-Ziegler-Schule bemüht sich um breitensportliches Angebot
Ansonsten bemüht er sich mit seinem Protektoren-Kollegen Martin Hömßen um ein breitensportliches Angebot für die Kinder und Jugendlichen. Die Wanderfahrt nach Kettwig und Kupferdreh in der letzten Schulwoche ist mittlerweile der wichtigste Termin im Jahreskalender. Daneben bietet Schwechten einen Projektkurs an, bei dem eine viertägige Wanderfahrt zum Rhein-Herne-Kanal über Witten, Hattingen, Kupferdreh und zurück nach Mülheim durchgeführt wird.
Auch nach 125 Jahren ist der Schülerruderverein eine absolute Institution an der Mülheimer Innenstadtschule. „Da wird schon Einiges an Mühe investiert, das machen nur noch ganz wenige Schulen in Nordrhein-Westfalen“, betont Schwechten.
Schülerinnen und Schüler finden den Weg zum Leistungssport
Das Besondere: Es handelt sich nicht um eine Vereinskooperation, bei der lediglich die besten Talente für den Klub gesucht werden soll. Der Schülerruderverein bleibt eigenständig. „Natürlich geht der ein oder andere mal den Weg zum Leistungssport“, sagt der Sportlehrer und nennt beispielhaft Niklas Matheis, der für den WSV und die Rennrudergemeinschaft Mülheim bei Deutschen Meisterschaften startete.
Die Nachbarn von der Otto-Pankok-Schule stellen sogar einen Olympia-Medaillengewinner aus den Reihen ihrer Ehemaligen: Jonathan Rommelmann gewann 2021 in Tokio Silber im Doppelzweier.