Mülheim. Im ersten Halbjahr wurden in Mülheim mehr Photovoltaikanlagen gebaut als im gesamten letzten Jahr. Worauf Stadt und Experten das zurückführen.

Strom vom eigenen Dach ist gefragter denn je. Viele Hausbesitzer möchten autark sein oder haben gar den Wunsch, mit der eigenen Solaranlage Geld zu verdienen. Warum es auch in Mülheim einen Zulauf gibt.

179 Solaranlagen wurden im zweiten Quartal dieses Jahres in Mülheim neu installiert. Dies entspricht einem Zuwachs von 10,7 Prozent im Vergleich zur letzten Datenerhebung im März. Damit liegt das Wachstum über dem bundesweiten Durchschnitt von acht Prozent.

Mülheimer Solaranlagen entsprechen einer Größe von 15 Fußballfeldern

Damit sind im ersten Halbjahr schon deutlich mehr neue Anlagen installiert worden als im gesamten letzten Jahr. Das geht aus einer Auswertung des Vergleichsportals Selfmade Energie hervor. Demnach kommt Mülheim aktuell auf 1847 installierte Solaranlagen. Das entspricht in etwa einer Fläche von 15 Fußballfeldern.

Bei der Stadt gibt es fast täglich Anfragen zu diesem Thema, wie Ulrike Marx, Leiterin der Stabstelle Klimaschutz, berichtet. „Die Leute investieren schon mehr in Klimaschutz“, hat sie festgestellt. Erst recht, seitdem die Umsatzsteuer von 19 Prozent seit Beginn dieses Jahres wegfällt. Dadurch steigt der finanzielle Anreiz.

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Für die Energie- und Solarsprechstunden beschäftigt die Verwaltung mit Simon Temmesfeld und Felix Wingold mittlerweile zwei Klimaschutzmanager, die eine Menge an Beratungsleistung erbringen. Dazu kommt das Sanierungsmanagement in Dümpten. „Auch die Verbraucherzentralen spüren ja, dass sich die Leute informieren – und das nicht nur bei den Verkäufern“, sagt Marx.

Warum sich das Blatt in Sachen PV-Anlagen gewendet hat

Eine zweite Meinung macht Sinn, findet auch Solarexperte Dr. Tim Rosengart, Geschäftsführer des Vergleichsportals Selfmade Energy. Die Hysterie rund um den russischen Angriff auf die Ukraine haben aus seiner Sicht viele Solarfirmen schamlos ausgenutzt. „Im vergangenen Jahr fragte kaum jemand nach dem Preis. Das entscheidendste Kriterium war, welche Firma am schnellsten installieren konnte. Viele wollten ihre energetische Unabhängigkeit so schnell wie möglich erreichen“, so Rosengart.

Mittlerweile wende sich aber das Blatt: Die meisten Solarfirmen haben wieder Kapazitäten und senken zum Teil sogar die Preise, um neue Aufträge zu gewinnen. Auch die Schwierigkeiten in den Lieferketten sind geringer geworden, so dass die Wartezeit keine eineinhalb Jahre mehr beträgt, sondern zum Teil nur noch vier Wochen. „Für viele Hausbesitzer dürfte jetzt der optimale Zeitpunkt zur Anschaffung einer PV-Anlage gekommen sein“, fasst der Experte zusammen.