Mülheim. Mülheim zählt 2023 zu den Ausstellungsorten von Urbane Künste Ruhr. „Ruhr Ding: Schlaf“ - so das Thema. Ein Ausflug zu den fünf Projekt-Orten.

„Ruhr Ding: Schlaf“ heißt das Kunst-Projekt, ermüdend ist ein Rundgang zu den fünf Ausstellungsorten in Mülheim aber keineswegs. Die Werke, die international tätige Künstler zum Thema Schlaf und Traum geschaffen haben, könnten unterschiedlicher kaum sein. Von Filmen über Klanginstallationen, Bilder und Fotografien bis zu einer architektonischen Skulptur reicht die Palette der Arbeiten. Und schließlich kann man auch noch einen Drehort mit diversen Filmsets besichtigen – und dort selber künstlerisch aktiv werden.

Das ruhrgebietsweite Ausstellungsprojekt, das sich diesmal über vier Städte erstreckt (neben Mülheim auch Essen, Witten, Gelsenkirchen), findet auf Initiative von Urbane Künste Ruhr (Künstlerische Leitung: Britta Peters) statt. Peters ist es auch, die die vielfältige Schau für Gegenwartskunst (5. Mai bis 25. Juni) unter der Konrad-Adenauer-Brücke eröffnet – und die zuvor mit zahlreichen Journalisten aus dem In- und Ausland per Bus zu den Kunstwerken im öffentlichen Raum gefahren ist.

Film zu Industrie und Klimawandel in Mülheimer Ladenlokal

In Mülheim startet die Tour vor dem Forum (unten). In einem leeren Ladenlokal (Dickswall/Eppinghofer Straße) stellt die slowenische Künstlerin und Filmemacherin Katarina Jazbec ihren Film „Know your stones“ vor. Die Besucher können es sich in Sitzsäcken bequem machen und das 20-minütige Werk anschauen. Jazbek untersucht den Wandel des Ruhrgebiets, der ehemaligen Region von Kohle und Stahl, anhand von Träumen der hier lebenden Menschen. „Ich wollte die Menschen sprechen lassen, die diese Geschichte sozusagen in ihrem Körper mit sich tragen“, sagt sie. Zugleich hat sie aber junge Menschen begleitet, die der Klimawandel umtreibt – die nicht nur von einer umweltfreundlichen Welt träumen, sondern auch für sie kämpfen.

Zwei Besucher ruhen sich am „Kiosk“ von Viron Erol Vert auf dem Rathausmarkt in Mülheim aus.
Zwei Besucher ruhen sich am „Kiosk“ von Viron Erol Vert auf dem Rathausmarkt in Mülheim aus. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

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Auf den Rathausmarkt hat der Künstler Viron Erol Vert einen hoffnungsfrohen Ort geschaffen. Den alten, ungenutzten Kiosk hat er in eine einladende Aufenthaltsskulptur verwandelt. Mit hellen Farben, Spiegeln unter und auf dem Dach und Lichtinstallationen. Einen sozialen Ort, der Begegnung ermöglicht und der zu Tagträumen einlädt, habe er schaffen wollen, sagt er. Inspiration war ihm dabei auch der Ursprung des Wortes Kiosk. Es stammt aus dem Persischen und bezeichnete ein Gartenhaus, im Türkischen stand Kösk später auch für „Schloss“ oder „Palast“. Viron Erol Vert war 2021 sechs Monate lang Resident im Museum Makroscope.

Ausstellungsort ist auch das Museum Makroscope in Mülheim

Dort befindet sich die nächste Station des Kunst-Parcours. Das wiedereröffnete Museum für Fotokopie kann besichtigt werden, aber auch ein Gesamtkunstwerk, das die internationale Künstlergruppe The Wig (Angharad Williams, Gianmaria Andreetta, Richard Sides, dazu Andreas Selg) kuratiert hat. Bestehend aus Video, Skulptur, Geräuschen und Archivmaterial bezieht es Arbeiten anderer ausgesuchter Künstler ein. „The measering of time“ heißt eine Video von Laura Grisi, in dem eine Frau Sandkörner in der Wüste zählt. Passend dazu ein Audio-Track von Michel Pollard: Der Künstler hat ein Mikro im Sand vergraben und die Geräusche aufgenommen, die dieses macht, wenn es bewegt wird. Ein Relief (Abguss aus schwarzem Gummi) von Sophie Giraux dagegen zeigt friedlich schlafende Katzen.

Bühnenbild in der Traumfabrik von Michel Gondry: eine U-Bahn der Ruhrbahn. Vor dem Fenster läuft ein Film ab.
Bühnenbild in der Traumfabrik von Michel Gondry: eine U-Bahn der Ruhrbahn. Vor dem Fenster läuft ein Film ab. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Schlaf – Traum – Nacht: In die Traumfabrik lockt der französische Hollywood-Regisseur Michel Gondry. Seine Home Movie Factory ermöglicht es interessierten Laien, selbst einen kurzen Kinofilm zu drehen (wir berichteten). Rund 15 Kulissen sind in der Alten Dreherei aufgebaut. Gleich zu Beginn: eine Kino-Kasse. Mögliche Drehorte sind aber auch: Disco, Eckkneipe, U-Bahn-Abteil, Birkenwald, usw. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Michel Gondry ist an diesem Eröffnungstag anwesend. Jeder Film solle als Gemeinschaftswerk entstehen, jeder solle und müsse sich einbringen, erklärt er das Konzept. Versierte Mitarbeiter helfen den Teilnehmenden bei Ideenfindung und technischer Umsetzung. Am Ende können sie sich ihren Film im kleinen Kinosaal ansehen. Währenddessen filmen echte TV-Teams (Arte, WDR und Co.) die Filmfabrik

Klangskulptur unter Konrad-Adenauer-Brücke in Mülheim

An einem „Un-Ort“ endet der Rundgang – unter der Konrad-Adenauer-Brücke. Dort steht eine mobile Klangskulptur, die Nik Nowak (Berlin) aus einem Überseecontainer geschaffen hat, um einen „Ort des Diskurses und der musikalischen und akustischen Intervention“ zu kreieren. Geräusche, Töne, Klänge, Beats nehmen nicht nur das Gehör, sondern den ganzen Körper der Zuhörer gefangen. Ein sinnliches Erlebnis zur offiziellen Eröffnung von „Ruhr Ding: Schlaf“.

Geführte Kunst-Touren

Die Kunstwerke von „Ruhr Ding: Schlaf“ kann man alleine erkunden, es gibt aber auch sogenannte „Irrlichtertouren“ - zu Fuß oder per Rad.Die Fuß-Tour dauert 2 Stunden, sie findet Sa und So und feiertags um 11 Uhr statt. Start am Hauptbahnhof.Die Radtour dauert 3 Stunden, sie findet Sa und So sowie feiertags um 15 Uhr statt. Start am Hauptbahnhof.Außerdem gibt es eine Tour für Menschen, die sich selbst als FLINTA* einordnen (18.5., 16 Uhr, zu Fuß)Alle Informationen unter Ruhr ding: Schlaf oder auf urbanekuensteruhr.de.