Mülheim. Beim „Lauf für die Liebe“ sind am Sonntag erneut Spenden für den „Wünschewagen“ gesammelt worden. Warum Bestzeiten dabei keine Rolle spielten.

Als Schmetterling geschminkt steht die vierjährige Anouschka neben der Laufbahn, klatscht in die Hände und ruft aus voller Kehle: „Opa, du schaffst das! Opa, du schaffst das!“ Als Jürgen Havemann seine Enkelin erblickt, leuchten seine Augen, er winkt Anouschka zu und zieht angefeuert von seiner Enkelin das Tempo vor dem Zieleinlauf noch mal an.

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Am Sonntag findet erneut am Sportplatz an der Mintarder Straße der „Lauf für die Liebe“ statt. Auf den ersten Blick wird deutlich, dass das hier kein herkömmlicher Laufwettbewerb ist: Auf der Laufbahn tummeln sich Leute mit Kinderwagen und Gehhilfen und sogar ein Blindenhund. Wie auch schon im letzten Jahr hat sich die Werbegemeinschaft Saarn wieder mit dem „Wünschewagen“ zusammengetan, um die Anmeldegebühren und Erlöse aus den Verkäufen dem Projekt vom Arbeiter-Samariter-Bund zukommen zu lassen. Mit dem „Wünschewagen“ können haupt- und ehrenamtliche Helfer todkranken Menschen ihren letzten Wunsch erfüllen.

Ein Lauf abseits von Platzierungen und Bestzeiten

Als Peter Brill vom Wünschewagen gerade davon erzählt, dass er erst vor kurzem mit einem 45-jährigen Mann zum Tina-Turner-Musical nach Hamburg gefahren ist, kommt Anja Rams dazu. Das Vorstandsmitglied von der Werbegemeinschaft Saarn sieht etwas peinlich berührt aus: „Es sind so viele Läufer hier, wir haben nicht genug Startnummern für alle“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. Im letzten Jahr sind rund 180 Läufer an den Start gegangen, heute sind es weit über 300. „Es ist doch toll, dass unser Lauf sich so rumgesprochen hat“, freut sich Peter Brill. Da stört es niemanden, dass einige Startnummern eben handschriftlich auf dem Rücken der Läufer zu sehen sind.

Auch die Kleinsten machten mit beim Lauf der Liebe in Mülheim-Saarn.
Auch die Kleinsten machten mit beim Lauf der Liebe in Mülheim-Saarn. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Zufrieden gönnt sich Malis Laaks nach ihrem Lauf gerade ein Stück Kuchen, unter dem Tisch hat es sich Blindenhund Moritz für eine wohlverdiente Pause gemütlich gemacht. Die erblindete 75-Jährige ist heute zum ersten Mal bei einer Laufveranstaltung an den Start gegangen. Sie trägt ein auffälliges orangefarbenes T-Shirt: „Wir sind die Mülheimer Maulwürfe“, erklärt Anja Daniel-Appelmann von dem Mülheimer Lauftreff für Seheingeschränkte. Die Begleiterin ist sichtlich stolz auf Malis Laaks und die anderen Läufer aus ihrem Verein und bezeichnet den „Lauf für die Liebe“ als einen „rundum gelungenen Tag“.

Mülheimer Vereine engagieren sich gemeinsam

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„Nochmal, nochmal“, ruft der fünfjährige Nick währenddessen, nachdem er gerade in einer Mischung aus Altpapier, Samen und Blüten gematscht hat. „Jetzt hast du dein eigenes Blatt Papier gemacht“, sagt Maureen Kuroczik von der Mülheimer Buchhandlung „Schriftwerk“ und schlägt mit Nick ein. Als neu eröffnetes Geschäft sei heute für das „Schriftwerk“ eine tolle Gelegenheit, sich in der Nachbarschaft einzubringen. „Und wenn es dann noch um so einen tollen Zweck geht, gibt es doch nichts Besseres“, freut sich Maureen Kuroczik und macht mit Nick – so wie er es sich gewünscht hat – das nächste Blatt Papier.

Die Cheerlleader der Mülheim Shamrocks tanzen beim Lauf der Liebe.
Die Cheerlleader der Mülheim Shamrocks tanzen beim Lauf der Liebe. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Es ist schön zu sehen, dass sich immer mehr Mülheimer Vereine engagieren“, sieht auch Anja Rams, dass die Liste der Sponsoren immer länger wird. Schminken, Hüpfburg, Waffeln, Musik – Anja Rams hat das Gefühl, dass der Lauf für viele etwas Besonderes ist, weil „wir zu einem Stadtteil- und Familienfest geworden sind.“ Die Zusammenarbeit mit dem „Wünschewagen“ habe sich in den letzten Jahren etabliert, „um etwas Langfristiges aufzubauen“, erklärt Anja Rams.

Ein Lauf mit wichtiger Botschaft

Wie wichtig solche Aktionen wie heute sind, weiß auch Edeltraud Müller. Sie selbst hat bereits 72 Fahrten mit dem „Wünschewagen“ begleitet und wird deswegen auch nicht müde, den Menschen die Arbeit des Projektes zu erklären. Sie weiß, „dass viele den „Wünschewagen“ noch gar nicht kennen“ und findet es deswegen toll, dass heute so viele gekommen sind und ihr Herzensprojekt unterstützen. „Wir Ehrenamtler machen unsere Arbeit mit Liebe im Herzen“, sagt Edeltraud Müller und strahlt, als sie auf die vielen Menschen blickt, die heute „für die Liebe“ gelaufen sind. Wie viel Geld für den guten Zweck zusammen gekommen ist, wird am Montag errechnet.

Eine Fotostrecke zum Lauf der Liebe finden Sie unter diesem Link.