Mülheim. Spannender Neustart der Mülheimer Familienkonzerte - es gab gleich drei Aufführungen hintereinander. Was Kinder und Eltern sagen.
Klassik kann Kinder und ihre Eltern begeistern: Das Mülheimer Familienkonzert trat am Sonntag den Beweis dafür an. Gleich drei Mal ging das rund 70-minütige „Abenteuer Beethoven“ im voll besetzten Theatersaal der Stadthalle über die Bühne. Mülheims Kulturdezernentin Dr. Daniela Grobe dankte den Sponsoren, die die Neuauflage der Familienkonzerte nach der Corona-Pandemie möglich gemacht haben. Sie wünschte dem generationsübergreifenden Publikum „ein unvergessliches musikalisches Erlebnis, das froh und stolz macht“.
Eine Zufallsumfrage im Stadthallenfoyer zeigte, dass viele anwesende Eltern zum ersten Mal mit ihren Kindern ein klassisches Konzert besuchten und „deshalb gespannt auf das Abenteuer Beethoven waren“. Nach der Vorführung sahen und hörten alle im Auditorium Beethovens Musik mit anderen Augen und Ohren.
Mülheimer Familienkonzert dreht sich um fiktiven Beethoven-Film
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Das Publikum hatte erlebt, warum dieser Komponist zu den größten seiner Zunft gehört. Dafür sorgten nicht nur die Instrumentalisten des Studierendenorchesters Münster, sondern auch die Schauspieler und Schauspielerinnen Ulrike Schwanse, Björn Lukas und Micha Baum. Sie spielten ein konfuses Filmteam, das auf der Bühne und in den Reihen des Orchesters herum wuselte, um einen abenteuerlichen Beethovenfilm zu drehen.
Scheinbar nebenbei gingen die Schauspielerinnen und Schauspieler dabei immer wieder von einer Instrumentengruppe zur nächsten und stellten so die verschiedenen Instrumente und ihre Bedeutung für die sinfonischen Sätze Ludwig van Beethovens vor. Dr. Ulrike Schwanse, die von Regisseurin Anja Schöne unterstützt wurde, ist seit vielen Jahren zugleich als Projektleiterin und Moderatorin für die Familienkonzerte zuständig.
Der Komponist als chaotisches Genie: 70 Mal umgezogen
Nicht nur die Lacher der Kinder hatte das Theatertrio auf seiner Seite, als es unter anderem erzählte, dass Ludwig van Beethoven ein geniales, aber auch ein chaotisches Genie war, das lieber seine Noten und seine musikalischen Ideen ordnete als seine Wohnung aufzuräumen und deshalb insgesamt 70 Mal umzog. Mit den Musizierenden und ihrem Dirigenten Nikolas Kierdorf sezierten die Schauspielerinnen und Schauspieler die Bedeutung und die Entstehungsgeschichte der Sinfoniesätze aus Beethovens Feder.
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Auf kindgerechte Weise erfuhr das Publikum zwischen den Takten und Noten auch, dass Beethoven, der im Laufe seines Lebens sein Gehör verlor, ein schweres Schicksal bewältigen musste, das er aber mit Lebensmut und mit einem unbedingten Willen zum Frieden, zur Freiheit und zur Gleichheit aller Menschen musikalisch und menschlich meisterte. Die musizierenden Studierenden aus Münster und die Grundschulkinder aus Mülheim, die zwischenzeitlich mit auf der Bühne standen, um Beethovens musikalische Intentionen mit Tönen, Geräuschen und Bewegungen zu inszenieren und zu interpretieren, bekamen viel Applaus.
Mülheimer Grundschulkinder wirken auf der Bühne mit
Einer der zuhörenden und auf der Bühne mitwirkenden Grundschüler brachte es auf den Punkt: „Wir sind alle Beethoven!“ Da passte es zum guten Schluss des Familienkonzertes, dass alle im Theatersaal gemeinsam Beethovens Ode an die Freude sangen. Ein Gewinn war auch die Licht,- Ton und Videotechnik. Sie brachte das Bühnengeschehen auf eine große Leinwand, so dass alle im Theatersaal immer auf Ballhöhe sein konnten.
Nach der Aufführung waren sich Jens Kirchhoff und seine Söhne Mika (8) und Janne (5) einig: „Es war toll zu sehen und zu hören, was in der Musik Beethovens alles drinsteckt, und was man mit Musik ausdrücken kann.“ Mika, der schon Beethovens „Für Elise“ auf dem Klavier spielen kann, gehörte als Drittklässler der Klostermarktschule nicht nur zu den Zuhörern, sondern auch zu den Akteuren auf der Bühne.