Mülheim. Einbürgerung vereinfachen: ja – doppelte Staatsangehörigkeit: nein. Das ergibt keinen Sinn, findet Redakteurin Nikolina Miscevic. Ein Kommentar.

Die alleinige Staatsangehörigkeit ist ein Bekenntnis zu einem Land – so die Aussage von Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz. Ein Großteil seiner Parteigenossinnen und -genossen stimmt ihm da zu. Doch macht es weniger deutsch, neben der deutschen Staatsangehörigkeit noch eine weitere, andere zu haben? Und überhaupt: Was macht Bürgerinnen und Bürger zu Deutschen?

Faktoren und Indikatoren gibt es einige. Die wenigsten davon sind messbar, viele an Emotionales gebunden. Die, die messbar sind, sollten nicht alleine für sich stehen. Ein Beispiel: Jemand, der aus familiärer Historie qua Geburt zwar eine deutsche Staatsangehörigkeit hat, aber weder die Sprache beherrscht, noch in Deutschland lebt, wird wohl kaum als Deutscher gelten, oder etwa doch?

Abwertung der doppelten Staatsangehörigkeit ist falsch

Beispiele der „Gegenseite“ gibt es etliche, wir kennen sie alle. Menschen von nebenan, sogenannte Ausländer, die jahrzehntelang in Deutschland leben, hier arbeiten und ihre Kinder und Kindeskinder großziehen. Gerade die sind es, die mit einer doppelten Identität leben – und manchmal auch hadern.

Redakteurin Nikolina Miscevic hat selbst eine doppelte Staatsangehörigkeit, befürwortet also „aus Erfahrung“.
Redakteurin Nikolina Miscevic hat selbst eine doppelte Staatsangehörigkeit, befürwortet also „aus Erfahrung“. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Aussagen, die eine alleinige Staatsangehörigkeit befürworten, werten die doppelte ab. Von „verramschen“ ist die Rede, eine Abwertung der deutschen Identität. Die scheint fragil zu sein, gerät sie schon in Gefahr, sobald jemand neben ihr noch eine andere Nationalität als die eigene ansieht.

Doppelte Staatsangehörigkeiten ermöglichen Migrantinnen und Migranten, gerade der Folgegenerationen, auch auf dem Papier das zu leben, was sie sind: kosmopolitisch. Ein falscher Nationalstolz ist da nur hinderlich.