Frankfurt/Mülheim. Trio soll Unfall mit Schwerverletztem verursacht haben und geflüchtet sein. Den mutmaßlichen Fahrer erwischt die Polizei in Mülheim beim Kiffen.
Drei Männer aus Mülheim stehen derzeit vor der 22. Großen Strafkammer des Landgerichts Frankfurt. Sie sollen in der Hessen-Metropole auf der Flucht vor der Polizei mit einem hochmotorisierten Sportwagen einen Unfall verursacht haben und danach geflüchtet sein, ohne sich um einen von ihnen schwer verletzten anderen Autofahrer zu kümmern. Der 28-jährige Mülheimer ist wegen versuchten Mordes angeklagt, seine beiden 24-jährigen Beifahrer wegen Beihilfe dazu. Weitere Tatvorwürfe sind gefährliche Körperverletzung, die verbotene Teilnahme an einem Kraftfahrzeugrennen, Gefährdung des Straßenverkehrs, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, Diebstahl und Urkundenfälschung.
Laut Staatsanwaltschaft soll das Trio in den frühen Morgenstunden des 19. Juli 2021 in Neuss ein Kennzeichen gestohlen und an einem Mercedes AMG C 63 S angebracht haben. Am Tag darauf seien sie gegen 21.15 Uhr abends in der Frankfurter Innenstadt wegen ihrer Fahrweise einer Zivilstreife aufgefallen - einen Führerschein hat der 28-Jährige nicht. Als die Beamten den Sportwagen anhalten wollen, soll der Fahrer zunächst so getan haben, als wolle er parken, dann habe er Gas gegeben. Wegen des hohen Tempos musste die Zivilstreife die Verfolgung abbrechen. Auf der weiteren Flucht soll der 28-Jährige an einer Kreuzung im Frankfurter Westend mit seinem fast zwei Tonnen schweren Fahrzeug mit rund 70 Stundenkilometern über eine rote Ampel gefahren und in den Smart eines damals 68-Jährigen gekracht sein. Das Unfallopfer musste danach mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden.
Smart-Fahrer hätte dringend medizinische Hilfe benötigt
„Weg, weg, weg“, soll der Angeklagte seinen Beifahrern zugerufen haben. Das Trio soll dann zu Fuß vom Unfallort geflüchtet sein. Dass der Smart-Fahrer dringend medizinische Hilfe benötigt hätte und ohne diese auch hätte sterben können, sollen sie bemerkt, aber in Kauf genommen haben.
Die Polizei schnappte den 28-Jährigen mehr als ein Jahr nach der Unfallfahrt in seiner Heimatstadt. Er war mit fünf weiteren Männern auf der Sportanlage Kahlenberg mit anderen Männern beim Kiffen erwischt worden. Schnell stellten die Beamten bei der Überprüfung der Personalien fest, dass gegen ihn gleich mehrere Haftbefehle vorlagen, darunter auch der vom Amtsgericht Frankfurt erlassene wegen versuchten Mordes.
Angeklagter Mülheimer (28) sitzt bereits im Gefängnis
Beeilen musste sich die Justiz für den Prozess nicht: Während die beiden Beifahrer weiter auf freiem Fuß sind, sitzt der 28-Jährige ohnehin bereits im Gefängnis. Er war nach seiner Festnahme am Kahlenberg zunächst in Untersuchungshaft gekommen. Inzwischen verbüßt er eine offene Haftstrafe nach einer Verurteilung durch das Amtsgericht Mülheim wegen eines anderen Delikts. Details dazu wurden zunächst nicht bekannt.
Bis heute ungeklärt ist auch, was das Trio am Unfalltag eigentlich in Frankfurt wollte und was sie zu den Vorwürfen sagen. Die drei Männer haben während der Ermittlungen und auch im laufenden Prozess geschwiegen. Die Schwurgerichtskammer hat insgesamt sieben Hauptverhandlungstermine angesetzt. Ein Urteil könnte Mitte März fallen.
Update 2. Mai 2023: Die 21. Große Strafkammer des Landgerichts Frankfurt hat die drei Männer verurteilt. Der Fahrer erhielt eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten. Einer der beiden Beifahrer soll für ein Jahr und zehn Monate ins Gefängnis. Der andere Beifahrer wurde zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt worden sind. Nach Angaben des Landgerichts haben alle Angeklagten über ihre Verteidiger Revision eingelegt. Die Urteile sind daher noch nicht rechtskräftig.