Mülheim. Die Altweiber-Fete im Dorf Saarn ist nicht einfach die „kleine Schwester“ von Mülheim City. Man lebt und liebt das Kostümieren. Mit Fotostrecke.

Wo zu Altweiber in Mülheim wirklich die Hölle los ist, wird schon auf den ersten Blick klar: Derart viele Teufelinnen mit feuerroten Hörnern und Umhängen sieht man in der Saarner Dorfgemeinde derart selten, dass es dringend eines kleinen Trupps ungewohnt scharfer Polizistinnen braucht, um sie in Schach zu halten – und eines Pastors in lila-schwarzer Robe. Da kann also nichts mehr anbrennen. Ein paar echte Polizisten und Sanitäter gibt’s übrigens auch um elf Uhr elf auf dem Pastor-Luhr-Platz.

Denn was die Altweiber-Fete in Saarn vom Karneval in der Innenstadt so augenfällig distinguiert, sind ja wohl die Kostüme – das jedenfalls meint Marion Bartinger, die als Exil-Rote-Funke in Gelsenkirchen lebt. Ist das schon ein kleiner Zicken-Krieg zwischen der kleinen Dorfgemeinschaft und ihrer großen Schwester?

Pipi Langstrumpf und Piratinnen feiern in ungewohnter Einigkeit

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Angesichts des gut 120 Menschen-starken bunten Haufens auf dem Pastor-Luhr-Platz kann man Bartinger wohl kaum widersprechen: Pipi Langstrumpf schunkelt mit einer Piratin in ungewohnter Einigkeit, stolze Kapitäninnen liegen mit Sombrero-behüteten Exil-Mexikanerinnen Arm in Arm, und selbstredend kann man auch kunterbunte Kunststoffhaare neben glitzernden Hüten als sendungsbewusste Botschafterinnen des Frohsinns durchgehen lassen.

Eine Fotostrecke zum Treiben in Saarn finden Sie hier.

Das Mölmsch fließt, das Kölsch aber strömt nur aus den Boxen oder eben von der kleinen Bühne, wo „Charlys Leute“ die „superjeile Zick“ von Brings besingen und jeck beseelt „schunkele“ auf „funkele“ reimen – Töne, die man in Mülheim vielleicht genauso oft hört wie die mölmsche Mundart. Aber inzwischen vermutlich besser versteht. Aber wer will das heute übelnehmen?

Mülheim: Viele haben das Feiern nach drei Jahren Corona vermisst

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„Wir wollen und wir dürfen wieder feiern“, jubeln die Mülheimer Stadtwache und die Werbegemeinschaft mit den vielen Frohsinnigen. Viele haben das unbeschwerte Feiern nun fast drei Jahre vermisst. Corona ist kein Thema hier. Für närrische Veteraninnen wie Marion Bartinger zählt nunmehr etwas anderes: „Es gibt leider nicht mehr so viele junge Leute bei der Saarner Altweiber-Fete.“ Die Menschen, die kommen, sind mit der Tradition älter geworden.

Und so wird die Fete auch zum alljährlichen Treff von alten Bekannten und zum geheimen, aber wichtigen Abchecken untereinander: „Wer ist noch da?“