Mülheim. Wegen des Starkregens der vergangenen Tage ist die Ruhr angestiegen. Die Stadt hat Sperrungen aufgestellt, schaut mit Sorge aufs Wochenende.
Seit einigen Tagen regnet es stark und nahezu durchgehend. Das wirkt sich auf den Pegelstand der Ruhr aus. Die Durchflussmenge habe sich binnen eines Tages verdoppelt, pro Sekunde fließen 500 Kubikmeter pro Sekunde durch das Flussbett. „Normalerweise sind es etwa 250 Kubikmeter“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels. Am Freitagmorgen habe der Pegel der Ruhr an der Messstelle in Hattingen bei 5,64 Meter gelegen. Das nimmt die Stadt zum Anlass, die Hochwasserstufe 1 auszusprechen und den Leinpfad sowie die Ruhrauen abzusperren.
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Von der Absperrung betroffen, so Wiebels, sei die Mendener Seite des Leinpfads zwischen Flora- und Mendener Brücke. „Außerdem hat das Tiefbauamt alle Zuwegungen abgesperrt“, sagt der Stadtsprecher. Die Sperrung der Ruhrauen erfolgte prophylaktisch, „da die Wege stark ausgespült sind und bei weiteren Regenfällen auch überflutet werden könnten“. Noch sei nicht absehbar, wie sich der Ruhrpegel in den nächsten Stunden und auch Tagen entwickeln wird. „Der verstärkte Zufluss kommt zeitversetzt bei uns an, weil es beispielsweise im Sauerland noch stärker geregnet hat.“
Starkregen in Mülheim: Ruhrverband sieht eine typische Hochwasserlage
Der Ruhrverband ordnet den Niederschlag indes als eine „für die Jahreszeit typische Hochwasserlage“ ein. Seit Monatsanfang seien im Einzugsgebiet der Ruhr durchschnittlich fast 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen und damit annähernd so viel Niederschlag wie üblicherweise im gesamten Monat Januar. „Allein von Donnerstagfrüh bis Freitagfrüh wurden durchschnittlich 33 Liter Niederschlag pro Quadratmeter registriert, in einigen Regionen waren es sogar mehr als 54 Liter pro Quadratmeter“, so der Ruhrverband.
Über das Wochenende soll die Sperrung des Leinpfads und der Ruhrauen bestehen bleiben. „Wir werden regelmäßig die Lage kontrollieren und die Entwicklungen genau im Blick halten“, so Wiebels. Das tut auch die Feuerwehr, wie ihr Chef Sven Werner am Freitagnachmittag erklärt: „Wir fahren mehrmals am Tag einige neuralgische Punkte ab.“ Gemeint sind damit Orte, die sich bei dem Hochwasser im Sommer 2021 als besonders stark betroffen und anfällig für Überflutungen gezeigt haben. „Dazu zählen etwa das Altenheim Luisental und und der Innenhafen.“
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Zusätzlich liefere die Bezirksregierung einen hydrologischen Warnlagenbericht und „wir monitoren permanent, wie sich der Pegel entwickelt“, so Werner. Blieben die Durchflussmengen auf dem aktuellen Stand, sei eine Gefährdungslage ausgeschlossen. „Die nächste Warnschwelle liegt bei 850 Kubikmetern, davon sind wir noch weit entfernt.“ Beim Hochwasser im Sommer 2021 lag die Durchflussmenge laut Feuerwehrchef bei 1500 Kubikmetern pro Sekunde – zumindest Schätzungen von Fachleuten zufolge. „Die Hydrometer waren damals kaputt.“
Das Haus Ruhrnatur hat am Freitagmorgen „nach eingehender Beratung im Team und Beratung mit der Stadt“ am Freitag vorläufig geschlossen, wie Sprecher Ramon Steggink auf Nachfrage bestätigt. Man habe aus dem Hochwasser 2021 gelernt: „Wir haben das Gebäude mit Sandsäcken geschützt, um das Schlimmste zu verhindern.“ Die geplanten Geburtstage für den Samstag seien kurzerhand ins Aquarius verlegt worden. „Wir hoffen aber, dass wir am Sonntag wieder ganz normal öffnen können.“
Für Samstag kündigt der Deutsche Wetterdienst erneut größere Regenmengen sowie starken Wind an.