Mülheim. Vor vier Monaten haben Suse Mertens und Silvia Becker die Traditions-Buchhandlung Hilberath & Lange in Mülheim-Saarn übernommen. Wie läuft es?
Eine kleine Pause legt die Buchhandlung Hilberath & Lange in Saarn gerade ein. Denn im Laden stehen einige Renovierungsarbeiten an. Drei Tage lang wird gebaut und gestrichen, der Start ins neue Jahr erfolgt mit Zuversicht. Mit dem Endspurt in 2022, dem Weihnachtsgeschäft, können Suse Mertens und Silvia Becker, die beiden neuen Inhaberinnen, sehr zufrieden sein. „Es ist ähnlich gut gelaufen wie im letzten Jahr“, lautet ihre Bilanz.
Vor vier Monaten haben die beiden Freundinnen das Traditionsgeschäft an der Düsseldorfer Straße übernommen, die Reihe der Herbstlesungen schon mitorganisiert. „Die Kunden hier sind nett und wir verkaufen gut“, berichten sie. Mancher verbringe viel Zeit im Bücherladen, lasse sich treiben“, berichtet Silvia Becker. „Es gibt auch Leute, die den stationären Buchhandel explizit unterstützen möchten. Die kommen hier rein und sagen: Ich habe dieses Buch im Internet gesehen, aber ich möchte es bei Ihnen bestellen“, freut sich Suse Mertens.
Krimis und Kochbücher waren in Mülheim vor Weihnachten gefragt
Vor Weihnachten ging es richtig rund. „Vor allem Krimis und Romane, aber auch Kinderbücher waren gefragt. Und Kochbücher, denn die sind ja oft sehr schön aufgemacht“, berichten die Buchhändlerinnen. Sachbücher, etwa zu den Themen Politik und Geschichte oder auch zur Gesundheit, rangieren in der Verkaufsstatistik hinter der Belletristik, werden aber auch verlangt. Ausgewertet haben Literaturexpertinnen noch nicht, welches Buch am meisten verkauft wurde in 2022. Sie tippen aber auf die Bestseller „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens oder „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus.
Manchmal, aber längst nicht immer, orientierten sich die Kunden an den Bestsellerlisten. „Viele richten sich nach unseren Empfehlungen – oder denen unserer Vorgängerinnen oder Mitarbeiterinnen. Sie suchen das persönliche Gespräch oder schauen in unsere „Hilla“-Zeitschrift. Ende letzten Jahres hat es ja auch noch mal ein ,Literarisches Quintett’ gegeben, bei dem viele Bücher vorgestellt wurden“, sagt Suse Mertens. Apropos Lesungen: An der traditionellen Frühjahrs- und Herbstreihe will man festhalten, wenn möglich sollen die Veranstaltungen aber wieder im Laden und nicht mehr in der Christuskirche stattfinden.
Saarner Buchhändlerinnen geben Mülheimern auch Lesetipps
Bis zu 400 Verkaufsvorgänge pro Tag konnten die beiden Buchhändlerinnen in der Vorweihnachtszeit vor Ort zählen. Es gab auch viele Bestellungen. Die Kundschaft sei bunt gemischt, etwas mehr Frauen als Männer gehören dazu, auch Kinder kommen vorbei. „Die tragen ihr Taschengeld hierher, um zum Beispiel die neue Folge aus der beliebten Drachenmeister-Reihe zu kaufen.“ Etwas weniger vertreten unter den Kunden sind die Jugendlichen. „Aber bei den jungen Mädchen nimmt die Zahl wieder zu. Das liegt vermutlich daran, dass Autorinnen oder Influencerinnen Bücher auf Instagram oder Tik Tok vorstellen. Das funktioniert“, erklärt Suse Mertens.
Eine persönliche Leseempfehlung geben die zwei Buchhändlerinnen auch ab. Silvia Becker rät zum Kriminalroman „Die Passage nach Maskat“ von Cay Rademacher, Suse Mertens zu Dörte Hansens „Zur See“. Und auf welche Neuerscheinungen können sich leidenschaftliche Leserinnen und Leser in 2023 freuen? „Arno Geigers ,Das glückliche Geheimnis’ ist schon raus, im Frühjahr kann man mit einem neuen Roman von Robert Seethaler rechnen“, weiß Silvia Becker. Suse Mertens hat vorab „Die Liebe an miesen Tagen“ von Ewald Arenz gelesen. „Ich darf aber noch nichts dazu sagen“, erklärt sie.
Was sagen Mitbewerber?
Von einem „guten Weihnachtsgeschäft“ berichten die „Bücherträume“ in Broich. Spitzenreiter waren laut Nora Leringer Krimis, Romane, Kinderbücher.In der Buchhandlung am Löhberg 4 lief es weniger gut als 2021. „Ukraine-Krieg und Energiekrise - die Leute halten das Geld zusammen“, so Micheal Fehst. Gefragt waren Romane, Krimis und Kinderbücher.