Mülheim. Mit dem „Genussplatzerl“ gibt es in Mülheim-Speldorf eine neue Anlaufstelle für hochwertige Produkte aus Österreich. Wir waren vor Ort zu Besuch.

Kaiserin Sisi und ihr Franz Joseph verbrachten die Sommerfrische oft in Bad Ischl. Die örtliche Konditorei Zauner war zum Hofzuckerbäcker auserkoren, der das Kaiserpaar mit köstlichen süßen Sachen versorgte. Den Familienbetrieb (gegründet 1832) gibt es auch heute noch, der einzige Laden in Deutschland, der derzeit feine Schokolade, Pralinen, Kekse, Kuchen und Stollen von Zauner verkaufen darf, ist in Mülheim beheimatet: Im „Genussplatzerl“ in Speldorf findet man eine Auswahl der hochwertigen Zuckerbäcker-Kreationen.

Johannes Wimmer kommt aus einem Dorf bei Linz. Schon 2008 verschlug es ihn nach Deutschland – „der Liebe wegen“. Lange war der gelernte Krankenpfleger und Gesundheitsmanager in Seniorenheimen, bei Ambulanten Diensten oder im Hospiz tätig – auch in geschäftsführender Funktion. Dann aber beschloss er, radikal von seinem Weg abzubiegen: „Das war bei einer Wanderung auf dem Ruhrhöhenweg. Ich dachte nach und fragte mich: Jetzt wirst du 50 - was machst du noch mit deinem Leben?“, erzählt er.

Die mochte schon die Kaiserin Sisi: süße Sachen aus der Konditorei Zauner in Bad Ischl. Eine Auswahl davon gibt es im österreichischen Laden in Mülheim.
Die mochte schon die Kaiserin Sisi: süße Sachen aus der Konditorei Zauner in Bad Ischl. Eine Auswahl davon gibt es im österreichischen Laden in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Mülheimer suchte in ganz Österreich nach nachhaltigen Produzenten

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Weil er als Oberösterreicher immer wieder auf das gute Essen in seinem Heimatland angesprochen wurde, kam ihm eine Idee: „Das Kulinarische kann ich herholen.“ Der Plan, einen Laden mit österreichischen Spezialitäten zu eröffnen, reifte heran. Johannes Wimmer recherchierte, fand heraus, dass es so etwas in der Umgebung nicht gab. Er schrieb für sich selbst einen Businessplan, fand diesen plausibel, legte ihn dem Steuerberater vor. „Der bestärkte mich – und durch Zufall entdeckte meine Lebensgefährtin dann das leere Ladenlokal an der oberen Friedhofstraße“, berichtet der Existenzgründer.

Doch wie sollte sein Sortiment aussehen? Wimmer beschloss, nur hochwertige, nachhaltige Produkte in Bio-Qualität in seinem Geschäft anzubieten. „Ich bin rumgereist in Österreich, habe klein strukturierte Höfe und Weinbauern oder besondere Produzenten aufgespürt, die mich jetzt beliefern“, so der Einzelhändler. Seine Artikel sind außergewöhnliche Schmankerl, die man sich selbst gönnt beziehungsweise sehr gut verschenken kann – einzeln oder auch als Geschenkkorb.

Hinter jedem Artikel in Mülheimer Laden verbirgt sich eine Geschichte

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Hinter fast jedem Produkt im „Genussplatzerl“ steht eine Geschichte. Salami, Kabanossi und Speck zum Beispiel bezieht Wimmer von zwei Biobauern, die nur freilaufende Schweine und Kühe haben und zudem noch auf der Weide schlachten. „Darüber gab es auch schon TV-Berichte“, weiß er. Der „Pedecola“-Sirup, der aus dem Colastrauch gewonnen wird, aber nicht coffeinhaltig ist, ist in der Alpenrepublik aktuell zum Kultgetränk avanciert. Hinter den Bonbons der „Zuckerl-Werkstatt“ stehen einige wenige junge Leute, die wie früher handwerklich produzieren, hinter dem Tiroler Bergkäse 20 Bergbauern, die sich zur Genossenschaft zusammengeschlossen haben und auf Bio-Basis Käse herstellen.

Johannes Wimmer in seinem österreichischen Feinkostladen „Genussplatzerl“ In Mülheim.
Johannes Wimmer in seinem österreichischen Feinkostladen „Genussplatzerl“ In Mülheim. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Neben Wildspezialitäten im Glas, Likören und Schnäpsen, Tees und Marmeladen sowie steirischen Kürbiskernen in verschiedenen Geschmacksrichtungen (Natur, Schoko, Wasabi, Chili) findet man beim Oberösterreicher auch vegane Brotaufstriche oder diverse Öle. Wimmer hat dazu einen Tipp: „Das Kürbiskernöl harmoniert wunderbar mit Vanilleeis.“ Auch Weihnachtsbaumschmuck aus Zirbenholz gibt es bei ihm und vegane Naturkosmetik – in Bambus-Tuben.

Mülheimer Junge baute sich vor Jahrzehnten am Wagram ein Weingut auf

Vor gut vier Wochen ist Johannes Wimmer, der zurzeit auch noch eine Ausbildung zum Wein- und Genussexperten absolviert. mit dem „Genussplatzerl“ an den Start gegangen. Zur Eröffnung kam auch der österreichische Honorarkonsul. Denn: Der Speldorfer ist Mitglied der Österreichischen Gesellschaft in Düsseldorf. Mit der ersten Resonanz auf seinen Laden ist er zufrieden. Sobald er die Ausschanklizenz erhält, möchte er auch Verköstigungen und Weinproben für kleine Gruppen anbieten.

Wein von Weingut eines ehemaligen Mülheimers: Horst Kolkmann produziert Veltliner.
Wein von Weingut eines ehemaligen Mülheimers: Horst Kolkmann produziert Veltliner. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Dann könnte es auch einen Wein geben, zum dem es ebenfalls etwas zu erzählen gibt. Der gebürtige Mülheimer Horst Kolkmann kam 1942 als Neunjähriger nach Österreich und baute sich später in Fels am Wagram ein Weingut auf. Es wird heute von seinem Sohn und seinem Enkel geführt. Spezialisiert haben sich die Winzer aus drei Generationen auf Grünen und Roten Veltliner.

Das „Genussplatzerl“ findet man an der Friedhofstraße 138. Es hat montags und freitags von 10-19 Uhr, samstags von 10-15 Uhr geöffnet. Info: www.genussplatzerl.de