Mülheim. Weiter geht es mit unserem Mülheimer Weihnachtsrätsel. Heute schreibt Bosse K. (20): Und da hat Charlotte eine Überraschung für Lena parat.

Ab sofort erscheint jeden Tag ein neues Kapitel unserer weihnachtlichen Geschichte aus Mülheim. Nur den Auftakt gibt die Redaktion vor. Danach übernehmen Jugendliche der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde in Mülheim, die Spaß am kreativen Schreiben haben.

Emil wusste nicht, dass sein alter Mathelehrer im Hagdorn wohnt, und verwickelt ihn sofort in ein Gespräch über das Päckchen. Doch Lena merkt gleich, dass er ihnen nicht helfen kann, und zieht Emil weiter. Sie kennt diesen Weg. Es ist ihr Weg durch die Teinerstraße, den sie zu ihren Schichten im Evangelischen Krankenhaus läuft. „Hier bist du richtig“, liest sie über der Tür von „together Mülheim“.

Lena spürte so etwas wie Einklang mit sich und vielleicht auch mit dieser Welt

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Sie mag diese Stadt. Das Rathaus, die Ruhr, an der sie so gern joggt, mitten in der Stadt. „Meine Bekannte aus dem FSJ wohnt hier in der Nähe“, sagt sie zu Emil, der unentwegt Anekdoten aus dem Matheunterricht vor sich hin plappert. Es geht vorbei am Tersteegenhaus zur Petrikirche. Sie denkt an jenen Mittwoch vor ein paar Monaten. Lena hatte einen anstrengenden Wochenstart hinter sich, als ihre einzige Bekannte in der Stadt sie in die Petrikirche einlud. Sie war gestresst, doch als sie dort auf der harten Holzbank saß und dem Gesang der Kantorei zuhörte, legten sich all ihre Gedanken. Sie kam zur Ruhe und spürte so etwas wie Einklang mit sich und vielleicht auch mit dieser Welt. Einer Welt, die sie gerade im Moment immer wieder verzweifeln lässt.

Lena und Emil laufen über die kleine Treppe über die Mausefalle und Lena erzählt Emil, dass Isi Baba ihr Lieblingsimbiss in der Innenstadt geworden ist. „Das ist mein Umweg, den ich aus der Stadt laufe, wenn ich das Gefühl habe, ich müsste mir die Falafel-Rolle erst noch verdienen. Dann jogge ich die Friedenstreppe hoch, es ist der schönere Weg“, findet sie.

„Vielleicht sollten wir nicht klingeln. So gut kenne ich Charlotte gar nicht.“

Auf der Straßenseite gegenüber sehen sie eine Mutter mit ihrem Kind eine Kiste in den Tschernobyl-Laden bringen, im Moment hängt eine Ukraine-Flagge an der Scheibe. In der Grundschule haben sie mit der Klasse zur Weihnachtszeit immer Schuhkartons gepackt. Lena und ihre Mutter gingen immer ins Schreibwarengeschäft. Lena liebt ihre Stifte und es hat sie damals mit Stolz erfüllt, den Stift, den sie in diesem Jahr am schönsten fand, von ihrem Taschengeld zu kaufen und mit in das Paket zu legen.

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„Wie heißt deine Freundin denn?“ Emil reißt Lena aus ihren Gedanken und diese guckt ihn verdutzt an. Sie stehen genau vor Charlottes Tür. Sie ist ein Jahr älter als Lena und eigentlich sind nur ihre Väter befreundet. „Vielleicht sollten wir nicht klingeln. So gut kenne ich Charlotte gar nicht.“ Aber da klingelt Emil schon.

Als sie die Tür öffnen, finden sie sich in einem kleinen Treppenhaus wieder. Durch das Fenster in der Wand gegenüber fällt Licht auf die alte Holztreppe, die merkwürdig versetzt zu ihren Schritten knarzt. In der Tür vom dritten Stock steht Charlotte und staunt. „Lena, ich wollte dich gerade anrufen. Hier ist ein Paket für dich angekommen.“