Mülheim. Bei einem Dachstuhlbrand in Mülheim-Heißen verlieren Lukas Konczal und seine Mutter alles, was sie haben. Was dann geschieht, überrascht beide,
Als das Feuer in der Heinrichstraße am Samstag den 19. November ausbricht, ist niemand zu Hause. Lukas Konczal (39) hatte an dem Tag noch mit dem Kamin geheizt, vormittags sei das gewesen. Als er gegen 17 Uhr gemeinsam mit seiner Freundin essen geht, ist der Kamin schon seit Stunden aus. Seine Mutter, die auch mit im Haus wohnt, ist gerade bei Freunden in Polen. Gegen 18 Uhr entdecken Nachbarn dann ein Feuer, das sich vom Dachstuhl aus seinen Weg bahnt. Eine Stunde braucht die Feuerwehr, bis sie den Brand gelöscht hat. Das Übergreifen der Flammen auf die andere Doppelhaushälfte kann so zum Glück verhindert werden. Als Brandursache gilt mittlerweile ein Riss im Schornstein.
Mülheimer verliert bei Brand alles
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Lukas erwartet bei seiner Rückkehr ein Schock: Seine Wohnung existiert nicht mehr. Und die seiner Mutter ist ebenfalls unbewohnbar geworden. Kleidung, Papiere, Erinnerungsstücke, Daten auf verbrannten Festplatten: Alles hin. Und jetzt? Was tut man, wenn man von jetzt auf gleich alles verliert? Wo schlafen, was anziehen, wen kontaktieren – und was als erstes tun? Viele Fragen, wenige Antworten, denn wer wäre auf so einen Unglücksfall schon vorbereitet?
Chef startet Spendenaktion für seinen Mülheimer Mitarbeiter
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Zum Glück sind Lukas Konczal und seine Mutter aber nicht allein: Als erstes helfen die Heißener Nachbarn vor dem Haus mit Kaffee und Decken aus. Kleidung und eine Bleibe für die erste Nacht sind auch schnell gefunden. Lukas’ Bruder Adi (36) kommt aus Dortmund zur Unterstützung nach Mülheim. Und auch Lukas Konczals Chef kriegt offenbar schnell Wind von dem Unglück. Der Essener Kartoffelgroßhändler Philipp von der Stein (35) startet nur einen Tag nach dem Brand einen Onlinespendenaufruf bei www.betterplace.me (zu finden unter: „Mutter und Sohn nach Wohnungsbrand alles verloren“). Als Ziel wird die Summe von 10.000 Euro angesetzt: Bislang (Stand 30. November) sind dort ganze 5.936 Euro zusammengekommen.
„Wir unterstützen jeden von unseren Jungs wie wir können.“
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Keine alltägliche Reaktion eines Vorgesetzten. Und dabei arbeitet Lukas Konczal erst seit diesem Jahr im Betrieb. Auf Nachfrage erklärt Philipp von der Stein, der den Großhandel gemeinsam mit seinem Onkel Alfried von der Stein führt: „Wir sind ein kleiner Betrieb mit sieben Mitarbeitern. Wir unterstützen jeden von unseren Jungs wie wir können.“
Versicherung übernimmt Wohnkosten für sechs Monate
Lukas Mutter wohnt vorübergehend in einer Ferienunterkunft. „Die Versicherung hat sich da zum Glück gar nicht quergestellt. Die nächsten sechs Monate sind abgesichert. Wir suchen jetzt mit Ruhe und Verstand eine neue Wohnung“, erklärt Adi Konczal, der hier für Bruder und Mutter spricht. „Die sind beide noch zu sehr durch den Wind.“ Für seine Mutter ist er auf der Suche nach einer altersgerechten, kleinen Wohnung im Mülheimer Stadtgebiet. Und auch Lukas Konczal ist derzeit auf der Suche nach einer neuen Bleibe.
Adi Konczal hätte mit so viel Hilfsbereitschaft nicht gerechnet. „Wir sind total dankbar. Was Freunde und Kollegen möglich gemacht haben, ist Wahnsinn.“ Jeder habe geschaut, was er oder sie beitragen könne. „Manche haben selber nicht viel und geben trotzdem etwas“, vermutet Adi.
Der Spendenaufruf läuft im Dezember weiter, möglichst bis die Zielsumme erreicht ist. Auch für Sachspenden oder anderweitige Hilfsangebote kann den Betroffenen dort auch eine Nachricht hinterlassen werden.