Mülheim. Olaf Henning im Interview zu 25 bewegten Jahren als Schlagersänger: Seine Bühnenpremiere feierte er in Mülheim – aber nicht mit Schlagermusik.

Aus der deutschen Schlagerszene ist er nicht wegzudenken: Olaf Henning füllte erst kürzlich mit einem Konzert zu seinem 25-jährigen Bühnenjubiläum die Turbinenhalle in Oberhausen. Seine Karriere begann in Mülheim, wo er aufwuchs und seine erste Band gründete. Wir sprachen mit dem Schlagerstar über bewegte und erfolgreiche 25 Jahre.

Verbindet dich eigentlich noch etwas mit Mülheim?

Ich habe noch eine Tante dort – und viele schöne Erinnerungen an Dümpten, wo ich gewohnt habe und zur Schule gegangen bin. Im Heimorgel-Center an der Mellinghofer Straße habe ich Klavier- und Orgelunterricht genommen – ganz freiwillig. Mein Hobby war die Musik, schon mit zwölf Jahren war ich ein großer Fan von Emerson, Lake and Palmer.

In seiner Schülerband war der Mülheimer noch Schlagzeuger

Erinnerst du dich noch an deinen ersten Auftritt?

Olaf Henning: Das war mit der Schülerband. Wir haben Neue Deutsche Welle gespielt. Ich war damals noch Schlagzeuger. Das war schräg, aber schön. Mein erster richtiger Bühnenauftritt in Deutschland war bei der Filmpremiere von „Ballermann 6“ in Köln. Da habe ich Songs vom Album „Die Manege ist leer“ gesungen. Vorher war ich aber schon im „Riu Palace“ auf Mallorca aufgetreten.

Ist der Job heute noch so spannend wie zu Beginn?

Ich bin bei jedem Auftritt so aufgeregt wie früher. Das Lampenfieber ist nicht kleiner geworden, aber das ist gut so. Man braucht dieses prickelnde Gefühl aber auch, um vom Herzen und der Seele zu singen.

Schlagerstar Olaf Henning, gebürtiger Mülheimer, beim Jubiläumskonzert in der Turbinenhalle in Oberhausen.
Schlagerstar Olaf Henning, gebürtiger Mülheimer, beim Jubiläumskonzert in der Turbinenhalle in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Welcher deiner Songs war der erfolgreichste?

Das ist ja klar. Der Lasso-Song, also „Cowboy und Indianer“. Dafür habe ich Gold und Platin bekommen, der ist weltweit bekannt, sogar in Japan und China. Man findet das Video ja auf Youtube. Der Song ist alt, aber bleibt aktuell. So ungefähr jede Kindergartengeneration lernt das Lied und den Tanz dazu (lacht). Er fehlt auch auf keiner Party.

Welchen deiner Songs magst du am liebsten?

Meine Hits sind gar nicht meine Lieblingssongs. Ich mag andere Songs auf meinen Alben, die die Leute vor der Bühne gar nicht so kennen. Dennoch ist es das Schönste für mich, wenn die Zuhörer meine Hits von vorne bis hinten selbst mitsingen können.

Gebürtiger Mülheimer hört selbst gerne Klassik oder Rockmusik

Hörst du selber Schlager?

Nein, selten. Gerade höre ich gerne Klassik. Aber auch Chillout House mag ich. Und natürlich Rock und Heavy Metal. Gerne auch Rammstein. Und ich bin absolut bewandert, was die Musik der 80er angeht.

Du bist viel unterwegs, lebst aus dem Koffer ...

Na ja, jetzt hatten wir ja zwangsweise durch Corona zwei Jahre Pause. Die habe ich genutzt, um meine Social Media- und Video-Aktivitäten auszubauen und mein Studio aufzurüsten. Und ich habe das Kochen entdeckt. Aktuell versuche ich, auch öfter zu Hause in Borken zu sein. Auf Malle hatte ich ja eigentlich schon vor einigen Jahren abgedankt. Jetzt fahre ich aber wieder ein Mal in der Woche hin. Warum auch nicht.

Welcher Auftritt bleibt unvergessen?

Die Auftritte beim Biathlon auf Schalke. Vor 50.000 Zuschauern, im ausverkauften Stadion zu singen, ist schon beängstigend, aber es hat dann doch immer gut geklappt. Es ist die schönste Kulisse, die ich kenne.

Schreibst du deine Songs selbst?

Ich habe fast 300 Leider gesungen, die meisten hat mein Produzent aus Münster geschrieben, aber ich habe natürlich Mitspracherecht. Ich würde auch Songs von Kollegen kaufen, wenn sie gut sind.

Olaf Henning und Mickie Krause sind beste Freunde

Kennt man sich in der Szene? Du warst sogar mal kurz mit Andrea Berg verheiratet ...

Man trifft sich zwar auf Festivals, in der Schlagerszene ist man aber nicht mit allen befreundet. Mickie Krause ist allerdings ein enger Freund von mir. Er ist mein Held, und ich bin sein Held.

Seine und deine Musik sind auch beim Après Ski sehr gefragt ...

Ja, total. Und ich liebe Österreich. Die Leute da feiern gerne, drehen in Skimontur am Rad. Ich fahre gewöhnlich ein Mal im Jahr nach Hintertux und Schladming für Live-Auftritte.

Olaf Henning beim Duisburger Stadtfest im Sommer 2022.
Olaf Henning beim Duisburger Stadtfest im Sommer 2022. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Deine Bilanz nach 25 Jahre lautet: Viele Platzierungen in den Charts, über 300 Songs, über 25 Alben, zahlreiche Preise – und viele Aufrufe bei Streaming-Diensten oder im Internet.

Ich habe sogar einen eigenen Spotify-Kanal mit mehr als 200.000 Zuhörern. „Cowboy und Indianer“ ist insgesamt schon über zehn Millionen Mal gestreamt worden. Das ist schon ordentlich. Wenn ich alle gestreamten Titel verkauft hätte, wäre ich superreich. Aber leider bekommt man dafür ja nur wenig.

Es gibt ein neues Album von dir – „Mr. Perfect“.

Ja, der bin allerdings nicht ich (lacht). Das Album wurde sogar in Deutschland und der Schweiz schon vergoldet und es kommt bei den DJs gut an. Das ist mir wichtig. Zu der Single „Da geht noch mehr“ haben wir einen tollen Videoclip gedreht im Wellness-Hotel „Tannenhäuschen“ in Wesel. Wir haben eine ganze Suite total umgebaut. Das Video hat schon 30.000 Aufrufe, das ist toll.

Viele spekulieren, dass die Frau im Video deine neue Freundin ist. Oder bist du Single?

Kein Kommentar.

Du hast zwei Töchter (17/20 Jahre alt). Mögen die deine Musik?

Die Mädels haben natürlich einen anderen Musikgeschmack, sie hören beispielsweise Techno. Aber wenn sie mich im Radio hören oder im Fernsehen sehen, sind sie nicht peinlich berührt, sondern eher stolz.