Mülheim. Ein Mann zückt 2019 im Ausländeramt ein Messer. Seitdem gibt es Einlasskontrollen. Wieso die Stadt Mülheim nun noch stärker auf Wachleute setzt.

Es ist ein Vorfall, der vor knapp zwei Jahren für Angst sorgt und anschließend eine Debatte rund um Sicherheit anstößt: Ende Oktober 2019 zieht ein 23-jähriger Mann im Ausländeramt ein Messer, fuchtelt damit herum und droht, sich umzubringen. Nach dem Zwischenfall hatte die Stadt kurzerhand einen Sicherheitsdienst engagiert – das Ausländeramt war fortan nur noch nach einer Einlasskontrolle durch geschultes Sicherheitspersonal samt Durchsuchung mit einem Handscanner zu betreten. Zwei Jahre später zieht die Stadt eine positive Bilanz, mehr noch: Sie will Sicherheitspersonal, das auch für pandemiebedingte Kontrollen angestellt wurde, weiterhin beschäftigen und damit in „publikumsintensiven Bereichen der Stadtverwaltung“ für mehr Sicherheit sorgen.

„Ausschlaggebend war tatsächlich der Fall in der Ausländerbehörde“, erklärt Stadtsprecherin Tanja Schwarze im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Guineer, dessen Sozialleistungen gekürzt worden waren und dem eine Abschiebung drohte, hatte die Mitarbeitenden der Behörde für seine Lage verantwortlich gemacht. Die per Alarmknopf von einer Mitarbeiterin alarmierte Polizei führte den Mann ab, er erhielt eine Anzeige wegen Erpressung.

Ausländeramt Mülheim: Immer wieder Eskalationen

„Es standen viele Mitarbeiter unter Schock damals“, so Schwarze. Anderthalb Wochen nach dem dramatischen Vorfall reagierte die Stadt, stellte Wachleute ein und folgte damit einem Vorschlag ihres sicherheitstechnischen Dienstes. Punktuelle Kontrollen habe es auch damals schon gegeben, einen festen Sicherheitsdienst hingegen nicht. „Die Rückmeldung des Personals in der Ausländerbehörde war, dass sie sich deutlich sicherer fühlen“, sagt Stadtsprecherin Tanja Schwarze. „Die Stimmung ist seitdem entspannter.“ Zuvor sei es immer wieder zu Eskalationen gekommen, Beleidigungen gehörten zum Alltag. Allein durch die Präsenz der Wachleute habe sich das geändert.

Tanja Schwarze, Pressesprecherin der Stadt Mülheim: „„Es standen viele Mitarbeiter unter Schock damals.“
Tanja Schwarze, Pressesprecherin der Stadt Mülheim: „„Es standen viele Mitarbeiter unter Schock damals.“ © Walter Schernstein | Walter Schernstein

Auch während der Hochzeiten der Corona-Pandemie setzte die Stadt verstärkt Wachpersonal ein, um die Einhaltung von Hygienemaßnahmen zu gewährleisten. Daran wolle man nun – pandemieunabhängig – festhalten. Dort, wo viel „Durchgangsverkehr“ herrscht, plant die Stadt den Einsatz von Sicherheitskräften: Die von der Verwaltung ausgemacht „publikumsintensiven Bereiche“ sind das Historische Rathaus, das Bürger- und das Sozialamt und die Jobcenter in der Stadtmitte und in Styrum. Neben der terminungebundenen, mit einer Patrouille zu vergleichenden Präsenz, kündigt die Stadt „stichprobenartige Kontrollen auf gefährliche Gegenstände durch den Einsatz von Handscannern an den einzelnen Standorten“ an.

Mülheimer Haushalt deckelt die Mehrkosten

Zu den Kosten, die dieser Mehreinsatz von Wachleuten für die Stadt mit sich bringt, macht Schwarze keine konkrete Angabe, bestätigt aber, dass „die Kosten durch den Haushalt gedeckelt sind“. Der privatrechtliche Vertrag sei jüngst mit einem Unternehmen geschlossen worden, das namentlich nicht genannt werden möchte.

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Wann und wie oft es die Kontrollen künftig geben wird, dazu könne die Stadt aus „sicherheitstechnischen Gründen“ keine Angaben machen. „Die Stichproben sind zufällig gewählt. Dadurch fühlen sich unserer Erfahrung nach beide Seiten sicherer“, sagt Tanja Schwarze. Bei Einlasskontrollen im Ausländeramt seien in der Vergangenheit immer wieder Gegenstände wie Taschen- oder Teppichmesser und anderes Stichwerkzeug gefunden worden. Zwar sei das Personal in Deeskalation geschult, aber die Gewissheit, dass sich so ein Vorfall wie 2019 nicht wiederholt, könne nur der Einsatz von Sicherheitspersonal bringen. (mit ale)