Mülheim. Das „The Hungry Poet“ hat sich öffentlich von Lieferando getrennt, übt harte Kritik an der Plattform. Wie es mit dem Mülheimer Lokal weitergeht.

Seit vergangener Woche ist im „Hungry Poet“ alles ein wenig anders als zuvor. Mit einem Facebook-Post verkündete das Burger-Restaurant aus dem Dichterviertel, seine Zusammenarbeit mit der Bestellplattform Lieferando beendet zu haben.

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„Wir haben schon mit dieser Entscheidung gehadert“, erklärt „The Hungry Poet“-Inhaber Uwe Pattalon wenige Tage nach der öffentlichen Trennung. Eigentlich sei der Schritt für den Herbst geplant gewesen, „aber wir konnten so einfach nicht mehr zusammenarbeiten.“ Der Gastronom findet deutliche Worte für das, was er über die vergangenen Jahre mit Lieferando erlebt habe. „Sie machen die Regeln. Da gilt: Friss oder stirb.“ Die Monopol-Stellung der Bestellplattform setze viele Lokale unter Druck, gerade Neulinge. „Die werden dann damit gelockt, dass sie auf der Webseite ganz oben platziert werden“, so Pattalon. Das sei aus seiner Sicht aber eine trügerische Sicherheit: „Der Effekt verfliegt ganz schnell. Neue Kunden hat Lieferando ja laufend.“

Mülheimer Gastronom fühlte sich wie ein Bittsteller

Eine Kooperation auf Augenhöhe habe es zwischen dem Burger-Laden und der Plattform schon lange nicht mehr gegeben, „dafür sind sie einfach zu groß geworden“. Mehr noch: „Wir haben uns weder wie ein Partner, noch wie ein Kunde behandelt gefühlt – eher wie ein Bittsteller“, schildert Uwe Pattalon. Eine Situation steht für ihn sinnbildlich für das, was in der Zusammenarbeit schief gelaufen ist. Nachdem das „Hungry Poet“ seine Karte aktualisiert hatte, bat der Inhaber um eine Änderung der Lieferando-Homepage. „Nach vier Monaten gab es immer noch keine Änderung. Als ich nachfragte, wurde ich sehr unhöflich behandelt.“ Der Gastronom spricht von einem Abhängigkeitsverhältnis, das Lieferando bewusst aufbaue. „Auf meine Anfrage zur Speisekarte drohten sie mir mit einer Kündigung.“

Durch die Corona-Pandemie habe sich – wie in vielen anderen Lokalen auch – das Verhältnis der Gäste im Restaurant und der Bestellungen außer Haus verschoben. „Das hat uns nochmal zusätzlich an Lieferando gebunden, davon haben sie profitiert“, so Pattalon. Lag der Anteil der Besucherinnen und Besucher im „Hungry Poet“ vor der Pandemie noch bei 70 Prozent, so habe sich der Anteil zwischenzeitlich umgekehrt. „Wir hatten zeitweise kaum noch Gäste bei uns im Lokal.“ Mittlerweile pendele sich das Verhältnis zwischen Bestellungen außer Haus und Kundschaft vor Ort bei 50 zu 50 ein.

Im „Hungry Poet“ werden Burger mit Bio-Rindfleisch serviert.
Im „Hungry Poet“ werden Burger mit Bio-Rindfleisch serviert. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„The Hungry Poet“ in Mülheim verhandelt mit Uber Eats

Die Trennung von Lieferando habe viel positives Feedback ausgelöst, „wir haben viel Verständnis bekommen.“ Uwe Pattalon möchte Kolleginnen und Kollegen ermutigen, den Schritt ebenfalls zu gehen. „Klar, das muss jeder für sich wissen“, schiebt er ein, „aber die Leute sollten da ruhig den Mut fassen.“ Aus seiner Sicht sei die Zusammenarbeit mit Lieferando auf lange Sicht ohnehin eine ohne Zukunft: „Ich glaube wirklich, dass Lieferando in ein, zwei Jahren ernsthafte Probleme bekommen könnte.“ Der Umgang mit den Gastronomien sei zu schlecht und die Konkurrenz zu stark, als dass sich das niederländische Unternehmen weiter halten könnte. „Ich glaube, dass sich viele Restaurants auf sich selbst besinnen werden“, so der Gastronom.

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Und wie heißt es doch: Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Für Uwe Pattalon und „The Hungry Poet“ ist diese neue Tür Uber Eats. Das amerikanische Unternehmen ist seit Juni auch in Mülheim aktiv, will bis zum Jahresende in mehr als 60 Städten vertreten sein. „Uber Eats ist nach unserer Mitteilung und der Berichterstattung der Presse auf uns zugekommen“, erzählt Pattalon. „Wir sind gerade noch in Gesprächen.“ Schon jetzt merke er aber einen deutlich persönlicheren Umgang, die Kommunikation sei viel offener. Aktuell liefen noch die Verhandlungen was Provision, Werbebudgets und Internetauftritt angeht – „aber ich bin sehr optimistisch, dass wir uns da einig werden.“