Mülheim. Bei einem Diskussionsabend sprach der Mülheimer Notfallpädagoge Harald Karutz über die globalen Herausforderungen. Das waren die Erkenntnisse.

Erst Corona und jetzt die Folgen des Krieges in der Ukraine – „Die Krise der letzten beiden Jahre kann für uns zu einem positiven Wendepunkt werden, wenn wir bereit sind, aus den Krisenerfahrungen zu lernen und Konsequenzen zu ziehen.“ Das war die zentrale Botschaft des Notfallpädagogen Harald Karutz, mit der seine Zeit als psychosozialer Krisenmanager der Stadt zu Ende gegangen ist.

Der Mülheimer Karutz wird sich ab sofort wieder auf seinen Lehrstuhl an der Medical School Hamburg konzentrieren. Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe „Mülheim: Gemeinsam stark durch die Krise“ diskutierte der in der Mülheimer Notfallseelsorge aktive Karutz am Dienstagabend, 12. Juli, im Gemeindezentrum der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde mit einem interessierten Publikum darüber, welche Konsequenzen wir individuell, gesellschaftlich und politisch aus der anhaltenden Krise ziehen müssen.

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Harald Karutz nimmt seinen Lehrauftrag an der Medical School Hamburg wieder auf und legt seinen Job als psychosozialer Krisenmanager der Stadt Mülheim nieder.
Harald Karutz nimmt seinen Lehrauftrag an der Medical School Hamburg wieder auf und legt seinen Job als psychosozialer Krisenmanager der Stadt Mülheim nieder. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Im Plenum kristallisierte sich schnell eine To-Do-Liste heraus, um die Gesellschaft krisenfest und selbstwirksam zu machen. Demnach bräuchten das Gemeinwesen mehr Bescheidenheit, die nichts als selbstverständlich ansehe und die vorhandenen Ressourcen wertschätze. Nachbarschaftliche Netzwerke müssten systematisch gestärkt und ausgebaut werden. Es bräuchte einen stetigen von Ermutigung geprägten Dialog auf allen Ebenen der Bürgerschaft, um auf der Grundlage unterschiedlicher Lebenserfahrungen aus Fehlern zu lernen und neue Lösungsstrategien zu entwickeln.

Debatte in Mülheim: Dialog ist sehr wichtig

Die Infrastruktur des Katastrophen-und Bevölkerungsschutzes müsse nachhaltig gestärkt werden. Bildung und Pflege müssten als systemrelevante kritische Infrastruktur betrachtet und behandelt werden, um langfristige soziale und psychische Verwerfungen zu verhindern. Kontaktsperren für Patienten und Bewohner stationärer Einrichtungen wurden rückblickend ebenso als Irrweg angesehen, wie das corona-bedingte Homeschooling und die Schließung von Schulen. Als Alternativen wurden befristete und punktuelle Maßnahmen des Infektionsschutzes ins Gespräch gebracht.

Mit Blick auf die Schule war unter anderem von der Bildung kleinerer Lerngruppen die Rede. Beim Blick über den lokalen Tellerrand, war man sich einig, dass die Erfahrungen des Ukraine-Krieges eine Reform der Vereinten Nationen in Form der Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips im UN-Sicherheitsrat und eine Stärkung des diplomatischen Krisenmanagements erfordern. Auch internationale Lieferketten müssten zugunsten eines regionaleren und umweltverträglicheren Wirtschaftens überdacht werden.