Mülheim. Berichte über die Beißattacke eines Dobermanns in Mülheim ärgern Fans dieser Hunderasse: „Jetzt müssen wir uns draußen wieder was anhören.“

Eine junge Dobermannhündin, gerade 15 Monate alt, ist kürzlich in Mülheim entwischt und hat drei Frauen gebissen. „Wahnsinnig ängstlich“ sei das Tier und deshalb wohl nach vorne gesprungen, vermutete die langjährig erfahrene Tierheim-Leiterin Marion Niederdorf kurz nach dem Vorfall. Die Hündin war da schon in ihrer Obhut und wird es vorerst auch bleiben.

Die Berichterstattung über die Hundeattacke hat aber zwei Dobermann-Fans aus Mülheim geärgert. „Ja, der Vorfall ist schlimm!“, sagt Dirk Konietzka, der gemeinsam mit seiner Frau Britta seit vielen Jahren Dobermänner besitzt. Doch die Darstellung gefällt ihm gar nicht: „Dobermänner kommen als verruchte Rasse rüber, die dauernd Leute anfällt. Dabei sind es absolute Familienhunde. Es kommt immer auf die Haltung an.“

Mülheimer Paar besitzt schon den fünften Dobermann: „Absolute Familienhunde“

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Und die Hunde sehen auch anders aus als früher: längst nicht mehr aggressiv kupiert, sondern mit Schlappohren und einer Rute. Wie Vince, ein fünf Monate junger Rüde, der als Welpe zu Britta und Dirk Konietzka kam. Es ist schon ihr fünfter Dobermann. Sein Vorgänger sei „leider mit vier Jahren verstorben“. Er erlitt einen Herzinfarkt auf dem Hundeplatz.

Um Vince auf einen guten Weg zu bringen, besucht Britta Konietzka mit ihm die Hundeschule, wie sie sagt. „Ganz normal. Danach folgt die Begleithundeprüfung – das habe ich mit allen meinen Hunden gemacht.“ Doch der dramatische Vorfall der vergangenen Woche, der nicht nur in Mülheim wahrgenommen wurde, falle auch auf sie und ihren Hund zurück. „So eine Beißattacke rückt uns als Besitzer in ein blödes Licht“, meint Dirk Konietzka. „Jetzt müssen wir uns draußen wieder was anhören. Das ist nicht schön.“

„Man sollte Hundesport machen - sonst sind Dobermänner nicht ausgelastet“

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Der Dobermann gilt nicht als sogenannter „Listenhund“, aufgrund seiner Größe müssen die Halter aber einen Sachkundenachweis erbringen. „Und wenn man sich diese Rasse aussucht, sollte man auch Hundesport machen“, hier spricht Britta Konietzka aus langer Erfahrung, „denn Dobermänner sind sehr intelligent und sonst nicht ausgelastet.“

Auch wenn Dobermänner immer mal wieder aggressiv werden, ragen sie in der Beißstatistik nicht besonders heraus. Das Gleiche gilt etwa für die Maulkorbpflicht, wie sie das Veterinäramt für Hunde verhängt, die auffällig geworden sind. „Beißvorfälle, bei denen Menschen zu Schaden kommen, sind glücklicherweise sehr selten“, heißt es auf Anfrage bei der Stadt Mülheim. „Etwas häufiger werden Beißvorfälle von Hunden untereinander gemeldet.“ Bei den gemaßregelten Hunden sei erfahrungsgemäß keine Rasse besonders betroffen.

Peta fordert „Hundeführerschein“ für alle Rassen

Die Tierrechtsorganisation Peta hat den jüngsten Vorfall in Mülheim zum Anlass genommen, einmal mehr die Einführung eines allgemeinen „Hundeführerscheins“ in NRW zu fordern. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden“, heißt es dort, „unabhängig davon, ob er einer ‚Rasse‘ angehört oder ein ‚Mix’ ist.“