Mülheim. Eine schützenswerte Kulturlandschaft sei die Gartenstadt an Mülheims Saarnberg, so eine Anwohner-Initiative. Was Politik nun unternehmen will.
Dem Wunsch einer Anwohner-Initiative, die vor 100 Jahren entstandene Gartenstadt am Saarnberg / Am Bühl in ihren Strukturen zu erhalten, will Mülheims Politik entsprechen. Allerdings auf eine andere Art und Weise, wie sie der Bürger-Initiative ursprünglich vorschwebte.
Anwohner hatten sich dafür stark gemacht, Garten-, Gebäude-, Grundstücksstrukturen als Kulturlandschaft zu sichern. Mehr als 500 Unterstützungsunterschriften waren dafür bis Anfang vergangener Woche zusammengekommen. Die Gartenstadt, einst nach englischem Vorbild von den in Mülheim umtriebigen Architekten Pfeifer und Großmann entworfen, sei „ein Pfund“, das es wie etwa die Mausegattsiedlung zu erhalten gelte, sagte Initiativen-Sprecherin Gabriele Bender nun vor den Mitgliedern des städtischen Planungsausschusses.
Saarnberg-Siedlung soll durch einen Bebauungsplan geschützt werden
Auch interessant
Für dessen Sitzung hatten CDU und Grüne das Thema auf die Agenda setzen lassen. Die Fraktionen forderten die Verwaltung auf einzuschätzen, ob die Siedlung als Ensemble denkmalwert sei und durch Bautätigkeiten und -anfragen aus der jüngeren Zeit in ihrem Erscheinungsbild gefährdet sei. Insbesondere wollten CDU und Grüne dargelegt bekommen, wie die historisch zur Selbstversorgung angelegten großen Grünflächen der Siedlung rings um die Straßen „Am Bühl“, Dennekamp, Stallmannshof und Saarnberg zu sichern seien.
Der Einschätzung der Verwaltung folgte der Ausschuss schließlich: Schon zur nächsten Sitzung des Gremiums will die Verwaltung den Entwurf eines Bebauungsplans vorlegen, gegebenenfalls im Anschluss mit einer Veränderungssperre zwischenzeitliche Bauanträge auf Eis legen. Die Siedlung zu einer „Kulturlandschaft“ zu erklären, sei kein ausreichender Schutz, Denkmalschutz nicht zu begründen, bezog sich Felix Blasch als zuständiger Dezernent auf Einschätzungen, zu denen Gutachter für den weiterhin unter Verschluss gehaltenen Entwurf eines Mülheimer Denkmalpflegeplans gekommen seien.
Stadt und Gutachter erkennen keinen Denkmalwert für die Mülheimer Siedlung
[+++ Haus, Wohnung, Grundstück - Alles zum Wohnen und Bauen in Mülheim +++]
Die städtebauliche Figur der Siedlung mit dem Hufeisen sei zwar aus Sicht der Oberen Denkmalbehörde beim Landschaftsverband „sehr interessant“, so Blasch. Die zahlreichen und teils erheblichen substanziellen Veränderungen in der Siedlung, insbesondere durch Anbauten, sprächen indes gegen eine Unterschutzstellung. Ebenso beeinträchtigten große, zum Teil straßenseitige Gauben sowie Garagen und Carports das ursprüngliche Erscheinungsbild schon heute.
Nun soll ein Bebauungsplan aber zumindest den Bestand sichern und dafür Sorge tragen, dass das weiterhin äußerst pittoreske Erscheinungsbild der Siedlung durch Neubauten nicht erheblich beeinträchtigt wird. Seit 2019 sind laut Verwaltung keine Wohnungsneubauten in der Siedlung genehmigt worden. Anfragen zur Wohnbebauung des inneren Rundes am Dennekamp seien abgelehnt worden. Nebenanlagen wie Garagen oder Carports wären aufgrund des Vorbildes auf dem Grundstück Am Bühl 34 indes bauplanungsrechtlich zulässig.
Bürgerinnen und Bürger sollen sich am 18. und 19. Juni, jeweils von 14 bis 18 Uhr, selbst ein Bild von der Gartenlandschaft in der Siedlung machen können. Initiativen-Sprecherin Bender kündigte für jenes Wochenende Tage der offenen Gärten an.