Mülheim. Die Hörfunk-Journalistin Gisela Steinhauer las in Mülheim aus ihrem Buch über ungewöhnliche Menschen. Comedian René Steinberg assistierte ihr.
Staubtrockene Lesungen sind weniger ihr Ding. Für die Vorstellung ihres ersten Buches „Der schräge Vogel fängt mehr als den Wurm“ beim Saarner Bücherfrühling wählte Gisela Steinhauer daher die Form des Gesprächs und lud den Mülheimer Kabarettisten René Steinberg ein, ihr in der voll besetzten Christuskirche am Lindenhof zu assistieren
Die beiden kennen sich gut, sind Kollegen beim WDR-Radio. Während Steinberg auf der Comedy-Schiene unterwegs ist, hat sich Steinhauer großes Ansehen durch ihre wöchentliche Sendung „Sonntagsfragen“ erworben, in der sie, fernab vom 1:30-Format, ihren Gästen viel Platz zum Erzählen einräumt.
„Diese Menschen haben zwei Leben gelebt“
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Bei ihrer nun gut 40 Jahre andauernden journalistischen Arbeit ist die 61-Jährige vor allem fasziniert von Menschen mit „ganz speziellen Lebensentwürfen“. Deren Geschichten hat sie in ihrem Erstling zu Papier gebracht. Charakteristisch für ihre „schrägen Vögel“ ist ein Neuanfang. „Im Grunde haben diese Menschen zwei Leben gelebt“, merkt die gebürtige Aachenerin an.
Da ist die Töpferin, die für den „Blauen Bock“ die Bembel gemacht hat, und dann den Entschluss fass, im Sinai-Gebirge zur Wüstenführerin zu werden. Oder die Story vom Schreiner aus Bochum-Stiepel, der nach Papua-Neuguinea auswandert und dort wegen seiner Verdienste zum Ritter geschlagen wird.
Mülheimer übernimmt Rolle des U-Boot-Kommandanten
Besonders beeindruckt hat sie der Wandel des ehemaligen U-Boot-Kommandanten Uli Gottwald zum Reiki-Meister und Schamanen mit gutem Kontakt zur Seelenwelt. Im Tandem mit René Steinberg trägt die Radiojournalistin dem amüsierten Publikum Auszüge aus dem Gespräch vor, das sie mit ihm in ihrer Sendung führte und das Eingang in ihr Buch gefunden hat.
Doch es sind nicht nur die spannenden Lebensgeschichten anderer Menschen, von denen Gisela Steinhauer erzählt. Eingewoben sind auch Stationen ihrer eigenen Vita: Die Anfänge bei der Aachener Kirchenzeitung, wo ein Mann namens Armin Laschet Chefredakteur war und ihr ihre erste Chance bot. Die Reisen nach Afrika, Asien und Ozeanien für das Magazin „Missio aktuell“ bis hin zu ihrem aktuellen Wirken für den WDR.
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„Vorurteile zerbröckelten im Gespräch immer mehr“
Die vielen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen haben auch bei Gisela Steinhauer etwas in Bewegung gebracht: „Ich habe gemerkt, wie Vorurteile bei mir im Verlauf eines Gesprächs immer mehr zerbröckelten.“ Das habe sie gelehrt, auch andere Weltbilder zulassen zu können: „Zumindest so lange niemand dadurch zu Schaden kommt.“ Und sich nicht dem Diktat einer schnellen Meinungsbildung zu un-terwerfen, sondern vielmehr zu lernen, dem anderen erst einmal zuzuhören.