Köln. .
Ist es nicht herrlich, wenn sich Menschen für etwas begeistern können? Zum Beispiel für ihren Beruf? Gabriele Hufnagel-Mertens kann das. Und zwar in beeindruckender Art und Weise. Die gebürtige Schwerterin ist Redakteurin beim Radiosender WDR2 und arbeitet dort für das beliebte Morgenmagazin. Oder für die ebenso beliebten Sonntagsfragen mit der Moderatorin Gisela Steinhauer. Gemeinsam mit ihr hat Gabriele Hufnagel-Mertens jüngst den deutschen Radiopreis gewonnen. Und zwar in der Kategorie „Bestes Interview“. „Dieser Preis ist eine Bestätigung unserer Arbeit und Ansporn zugleich“, erklärt die Schwerterin - und gönnt sich genüsslich einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Sie ist froh, dass „so ein gehaltvolles Produkt noch angeboten werden kann“.
Wir sitzen im Café Köhle am Postplatz. Gabriele Hufnagel-Mertens ist nach Schwerte gekommen, um ihre Mutter zu besuchen. Nein, genauer, um sie abzuholen. Sie hat mit ihr und für sie eine Donaukreuzfahrt gebucht. Eine Woche werden Mama und Tochter, wie es im berühmten Walzer von Johann Strauß heißt, über die schöne blaue Donau schippern. Von Passau nach Budapest. Von Budapest nach Passau.
Gabriele Hufnagel-Mertens kommt regelmäßig in die Heimat. Groß geworden ist sie am Nordwall, direkt gegenüber dem jüdischen Friedhof. Ihre Mutter lebt heute noch dort, wo Dr. Altrock einst in Zähne bohrte oder dieselben zog. In dieser Stadt lebt auch ihre allerbeste Freundin: Anette Eggert. „Wir kennen uns seit 53 Jahren“, schwärmt Gabriele Hufnagel-Mertens. Das ist eine Ewigkeit und folglich passt kein Blatt Papier zwischen die beiden. Beste Freundinnen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Café Köhle. Auch das ist ein Stück Heimat für die Radioredakteurin, die heute mit ihrem Mann in Köln wohnt. „Wenn wir damals Freistunden hatten, haben wir uns bei Köhle getroffen“, erinnert sie sich an ihre Zeit in der Oberstufe. „Die Jungs sind in die Waage gegangen, wir ins Café.“. Die Jungs. Das waren die vom Friedrich-Bährens-Gymnasium. Auf Gabis Schule, dem Ruhrtalgymnasium, gab es damals noch keine Jungs. „Ich war im letzten Jahrgang, in dem das RTG eine reine Mädchenschule war. Keine Jungs“, erzählt sie. Klingt da Bedauern durch?
Nein, mitnichten! Denn als die junge Gabi auf ihr Abitur zuging, hatte sie schon einen Freund. Den hat sie 40 Jahre später immer noch. Nur ist der Bernd heute ihr Mann, mit dem sie drei mittlerweile erwachsene Kinder hat. „Wir lieben uns noch wie am ersten Tag. Ich würde ihn glatt noch einmal heiraten.“ Schön, nicht? 16 war sie, als sie ihren Mann in Iserlohn kennenlernte. Der hatte 1973 im Parktheater ein Konzert von Hannes Wader organisiert - bis zu diesem Abend war eigentlich der Liedermacher ihr Favorit gewesen.
Damals, noch vor dem Abitur, wusste Gabriele Hufnagel-Mertens schon, dass sie Journalistin werden wollte. Zielgerichtet, wie sie heute noch ist, „wusste ich mit 12 Jahren, dass ich Journalistin werden würde“. Mit 14 Jahren veröffentlichte sie in der Schülerzeitung einen Bericht über ein Konzert von Udo Jürgens und gewann damit einen Preis für die beste Geschichte. „Das hat den letzten Kick gegeben“, spürt sie heute noch ihr tiefes Glück von damals.
Und so absolvierte sie mit 17 eine umfangreiche Aufnahmeprüfung an der Journalistenschule in Köln, „die ich wider Erwarten bestanden habe“. Nach dem Abitur ging’s an den Rhein. Neben der Schule machte Gabriele Hufnagel-Mertens ein Studium: Volkswirtschaft sozialwissenschaftliche Richtung. Als angehende Journalistin durchlief sie ihre Stationen, arbeitete u.a. für die WR in Lüdenscheid, den Bayrischen Rundfunk oder für das Heute-Journal des ZDF. In der Produktionsassistenz beim WDR überzeugte sie derart, dass ihr eine Bewerbung nahegelegt wurde. Der Rest ist bekannt. Dass ihre Nacht in der Regel um 2.45 Uhr beendet ist, damit das Morgenmagazin vorbereitet werden kann, hat sie nie gestört. Begeisterung macht nicht müde.
Bleibt Zeit für Hobbys? „Nein“, sagt Gabriele Hufnagel-Mertens schnell. „Wir reisen gerne.“ Überall in der Welt ist sie schon gewesen, zuletzt in Namibia. Dort lebt ihre Tochter Melina. „Reisen bildet“, erklärt sie. Und dann sagt sie, was ihr wirklich wichtig ist: „Meine Familie ist mein Hobby.“ Das verrät Beständigkeit. Und aus diesem Holz ist Gabriele Hufnagel-Mertens geschnitzt.