Mülheim. Wenn Mülheimer auf eigene Kosten öde Rasenflächen für ihre Stadt ökologisch aufwerten wollen, kann ihnen Einiges blühen. So wie am Lierberg.
Eigentlich könnte alles perfekt sein für das Naturwiesen-Projekt am Lierberg-Park: Die Umstellung eines Teils der städtischen Fläche am Broicher Waldweg, Ecke Saarner Straße von tristem, kurz geschorenem „Rasen“ auf artenreiche und damit ökologisch wertvolle Wiesenflächen, sollte eine Diplom-Biologin begleiten. Auch das fachliche Konzept liegt vor, die Finanzierung haben die Rotarier für fünf Jahre garantiert. Dennoch droht das Bürger-Projekt zu platzen.
Der Grund? Die Initiatoren vom Rotary Club Mülheim sollen zusätzlich nicht nur die geplanten Flächen auf eigene Kosten betreuen, sondern gleich auch alle übrigen „Randstreifen“.
Bürger sollen nun die gesamte Fläche pflegen
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Zwar begrüße man das bürgerliche Engagement, sagte Amtsleiterin Sylvia Waage in der Bezirksvertretung 3. Voraussetzung dafür aber sei „ein zu schließender Pflegevertrag mit der Stadt Mülheim an der Ruhr, der eine komplette Übernahme der Wiesenflächen sowohl in der Finanzierung, wie auch in der dauerhaften Pflege und Unterhaltung regelt“, stellte das städtische Grünflächenmanagement die Bedingungen dafür, dass sich Bürger – für die Stadt kostenlos – an der Aufwertung der städtischen Fläche beteiligen.
Und das bedeutet: Die Rotarier müssten nun für die Dauer des Projekts die Kosten nicht nur für die wenig pflegeintensive Naturwiese schultern, die nur zwei Mal im Jahr gemäht werden müsste. Sondern etwa ebenso für das zehnmalige Mähen des übrigen Rasens. Sprich genau für das, was das ökologische Projekt eigentlich langfristig verändern will.
Ein K.O. für die gewünschte Artenvielfalt am Lierberg?
Das K.O. für das Projekt? Zumindest Überraschung zeichnete sich sichtbar auf dem Gesicht des anwesenden Rotariers ab. Größer noch zeigte sich das Stirnrunzeln als dieser um eine mögliche finanzielle Unterstützung der Stadt bei den – bisher noch unbenannten – Kosten für die konventionell zu betreuenden Flächen bat.
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Denn die Verwaltung könne keine Mittel zur Verfügung stellen, erläuterte Waage. Schließlich müsse die Pflege dann laut Vergaberecht auch öffentlich in einem Wettbewerbsverfahren ausgeschrieben werden.
Nicht der einzige Dämpfer für ökologische Flächen in der Stadt
Es ist nicht der einzige Fall in der Stadt, bei denen ehrenamtliches und ökologisches Engagement einen Dämpfer erfährt. Auch rund um das Pferdedenkmal am Saarnberg wollen Bürger in einer Initiative Siedlung Saarnberg artenreiche Blühstreifen mit heimischen Wildpflanzen anlegen. Hier stellte die Stadt ähnliche Bedingungen: Die Bürger sollen einen Vertrag mit der Stadt schließen und in Eigenregie die komplette Fläche betreuen. Noch fehlt ihre Unterschrift.
Und nun? Bis Mai – so einigte man sich in der BV3 – sollen die Kosten für die Pflege des Lierbergs ermittelt werden. Und die Rotarier müssen sich bis dahin äußern, ob sie zusätzlich zu ihrem freiwilligen Engagement für den Insekten-. und Artenschutz auch die städtischen Aufgaben der Grünpflege übernehmen wollen.