Mülheim. . Einsatz gegen das Insektensterben: Bei den Landwirten aus Mülheim wird auf knapp 70 Flächen nicht nur gesät, was Insekten gefällt.

500 Samentütchen hatten die Landwirte im April an die Mülheimer verteilt – im Rahmen der Aktion „Deutschland blüht auf“. Ziel war es, auch in Privatgärten mehr Lebensraum für Insekten zu schaffen und darauf aufmerksam zu machen, dass sich die Landwirte selbst schon seit langem für biologische Vielfalt einsetzen. Denn: Beim Thema Insektensterben werde schnell mit dem Finger auf die Bauern gezeigt, erzählen die Landwirte.

Landwirte verteilten 500 Samentütchen

Im Zuge der Blühstreifen hat Landwirt Martin Siekerkotte auf seinem Acker ein Trittsteinbiotop angelegt.
Im Zuge der Blühstreifen hat Landwirt Martin Siekerkotte auf seinem Acker ein Trittsteinbiotop angelegt. © Martin Siekerkotte

Martin Siekerkotte etwa legt dabei schon seit rund 15 Jahren Blühstreifen auf seinem Ackerland an, um Insekten ein natürliches Biotop zu schenken. Zum Hintergrund: Wenn Landwirte EU-Direktzahlungen beantragen, müssen sie im Rahmen des Greenings Vorgaben erfüllen. Greening sind die Umweltkomponenten bei der EU-Agrarförderung. Eine davon ist die Bereitstellung ökologischer Vorrangflächen. Und dazu gehören auch Blühstreifen. Dort wird gesät, was Insekten gefällt, beispielsweise Sonnenblumen oder aber auch einfaches Grün.

In Mülheim gibt es auf rund zehn Hektar knapp 70 Flächen, auf denen es zwischendurch blüht. Siekerkotte und Hermann Terjung haben davon je 3,5 Hektar. Alle Flächen sind laut Siekerkotte zwischen 1000 und 2500 Quadratmetern groß. „Natürlich nehmen wir dazu auch Flächen, die wir zum Beispiel mit den Mähdreschern nicht so gut erreichen können“, erklärt Siekerkotte, der auf einem Acker zweimal drei Meter lange Blühstreifen hat. „Wir haben über Jahre gelernt, dass uns ein kleines Mikroklima Biodiversität bringt, was Vorteile hat. Wir brauchen die Insekten zum Beispiel zum Bestäuben“, so der Landwirt.

Blühstreifen sind gut für Niederwild

Fast alle Mülheimer Bauern mit Ackerland beteiligen sich an der Aktion. Viele andere haben ohnehin Grünland, was nicht nur Insekten Unterschlupf bietet, da ein Großteil der Flächen auch unter Naturschutz steht. Auf den Ackerflächen ermöglichen die Blühstreifen auch Aufenthalts- und Zufluchtsorte für Wild. Siekerkotte: „Das sind die geeigneten Flächen für Niederwild. Ideal für Hasen – und wir haben endlich auch wieder Fasane hier.“

Für alle anderen haben die Blühstreifen auch noch einen positiven Nebenaspekt: Sie fallen direkt ins Auge. Auch in manchen Vorgärten, wo im Frühjahr gesät wurde.