Mülheim. Von der Straße ins Radio und Fernsehen: Philipp Hemmelmann gilt als Nachwuchskünstler in der Musikbranche. Wie der Mülheimer das geschafft hat.

Philipp Hemmelmann ist 26 Jahre jung und Vollblutmusiker. Er spielt Ukulele, Gitarre, Schlagzeug, Klavier und singt. Seine Eltern wussten schon lange, dass er eines Tages als Künstler sein Geld verdienen würde. Er selbst nicht. Doch als er sich mit einer Ukulele auf die Straße stellt, kommt alles anders.

„Ich hatte nie den Traum, Musiker zu werden. Eigentlich wollte ich studieren und einem vernünftigen Beruf nachgehen“, sagt der Mülheimer im Rückblick. Inzwischen gilt er als Nachwuchskünstler in der Musikbranche. Seine Songs liefen schon in den Ruhrcharts bei Radio Essen und als Newcomer-Hits bei WDR 2.

Vom Chor in der Mülheimer Karl-Ziegler-Schule zum Straßenmusiker in Slowenien

Philipp Hemmelmann wächst in Mülheim auf und macht sein Abitur am Karl-Ziegler-Gymnasium. Musikalisch ist er schon immer. Er singt als Kind im Schulchor und ist als Jugendlicher in mehreren Bands aktiv. „Meine Freizeit habe ich immer der Musik gewidmet. Aber ich hatte nie Unterricht, sondern habe mir alles selbst beigebracht.“

Mit 18 Jahren geht er in die Niederlande, um Medien- und Kommunikationswissenschaften zu studieren. Nach einer Weile zieht er für ein Auslandssemester nach Slowenien - und kommt spontan auf die Idee, als Musiker durch die Straßen zu tingeln. „Studentenjobs werden da nicht gut bezahlt und ich brauchte dringend Kohle“, gesteht Hemmelmann mit einem Lachen.

Kurzerhand packt er die Ukulele aus dem Koffer, die sein Vater ihm mitgegeben hat. Problem nur: Er kann sie noch gar nicht spielen. „Ich habe dann eine Woche lang die einfachsten Songs mit Youtube-Videos geprobt. Das waren acht Stück am Anfang. Mit denen bin ich in Dauerschleife aufgetreten.“

Der Mülheimer Straßenmusiker wird plötzlich vom slowenischen Fernsehen entdeckt

Künstler nutzt Corona-Zeit für ein großes Projekt

Philipp Hemmelmann ist vor allem im Pop-Bereich unterwegs. Als Solokünstler hat er ungefähr 30 Auftritte im Jahr, wird für private Veranstaltungen wie Hochzeiten und Geburtstage gebucht, aber auch für Stadtteilfeste.

Seine erste EP „Leading Motion“ hat der Musiker 2018 auf den Markt gebracht - mit vier englischen Songs. Ansonsten hat er noch zwei deutsche Singles in petto, die auch bei Youtube zu sehen sind.

Außerdem spielt er in einer Band namens Paradise at Midnight. Zusammen mit Musikstudenten von der Folkwang Universität tourt er mit gecoverten Partyhits durch ganz Deutschland.

Seit Januar gibt es ein neues Projekt. Gemeinsam mit dem Mülheimer Produzenten Yo Scheppert bringt Hemmelmann alle zwei Monate eine neue Single heraus - insgesamt acht Stück.

Der erste Song „Unique“ lief auch schon in den Essener Ruhrcharts. Die Singles seien allerdings ganz anders als die Popsongs, die er sonst spiele. „Das ist eher Future House und Pop, mit vielen elektronischen Beats. Deshalb trete ich dabei auch mit einem neuen Künstlernamen auf und heiße Blaux.“

Auf der Straße merkt er schnell, dass sich der Job lohnt. „Ich habe direkt in der ersten Stunde 30 Euro verdient und viele Leute sind stehen geblieben. Das war total schön“, erinnert sich Philipp Hemmelmann an seine ersten Auftritte in Slowenien. Nach einiger Zeit trifft er auf zwei gleichgesinnte Musiker und gründet mit ihnen die Band Ljutri.

Am Anfang spielen sie in Kneipen und auf Stadtfesten. Dann werden sie plötzlich von einem Talentscout entdeckt und machen bei der TV-Show „Slowenia got Talent“ mit. Sie schaffen es zwar nicht ins Finale, kommen aber einige Runden weiter. Da wird dem Mülheimer zum ersten Mal bewusst, dass ihn die Musik erfüllt und er es als Künstler schaffen könnte.

In Mülheim hilft ihm seine Familie, sich als Solo-Künstler zu vermarkten

Als er nach Mülheim zurückkehrt, beichtet er seinen Eltern: „Ich habe mein Studium abgebrochen. Ich will Künstler werden.“ Seine Familie habe das nicht verwundert. Um ihn zu unterstützen, gibt der Vater seinen Job als Polizist auf und geht frühzeitig in Rente. Um seinem Sohn den ersten Auftritt in Deutschland zu verschaffen, schreibt er über 500 Spielstätten an.

Irgendwann bekommt Hemmelmann die erste Zusage aus den Mülheimer Rathsstuben. Am Anfang läuft es schleppend. Als er 2018 seine erste EP veröffentlicht, wird es nach und nach besser. Mittlerweile tritt Hemmelmann ungefähr 30 Mal pro Jahr als Solo-Künstler auf und spielt in unterschiedlichen (Cover)-Bands. Sein Vater kümmert sich weiterhin um die Pressearbeit und die Anfragen, fährt seinen Sohn zu jedem Auftritt und hilft dabei, die Bühne auf- und abzubauen. „Ohne meine Eltern hätte ich das wahrscheinlich niemals geschafft. Ich habe ihnen eine Menge zu verdanken.“

Wenn er an seine Zukunft denkt, wird der 26-Jährige bescheiden. Er würde nicht reich werden wollen mit seiner Musik oder durch die ganze Welt touren wollen. „Mir reicht es, wenn ich davon leben kann. Auf der Bühne zu stehen, ist für mich schon das größte Glück überhaupt.“