Mülheim. Auf unerwartete Gegenwehr im Rat stieß der Beschluss zum Naturerlebnisraum am Mülheimer Peisberg. Was FDP und AfD daran kritisierten.
Was ist Natur und was schon „Naturdesign“? Nachdem die Präsentation des künftigen Naturerlebnisraums für junge Menschen am Peisberg in mehreren Fachgremien hauptsächlich mit emsigem, aber zustimmendem Schweigen bedacht worden war, zettelten FDP und AfD ausgerechnet zum Beschluss im Rat einen mitunter philosophischen Diskurs an.
Den Anstoß dazu gab Joachim vom Berg (FDP), der es nun merkwürdig fand, „einen bestehenden Naturraum zu überplanen“. Das Spielen zwischen den auf der verwachsenen Brache reichlich vorhandenen Brombeeren und Brennnesseln könne dagegen „lehrreich“ für Kinder sein, statt die Natur „designen“ zu wollen. Auch er habe als Kind draußen in der Natur gespielt und sich „den Raum erobert“, pflichtete OB Marc Buchholz bei.
Mülheimer AfD stören Stahlkonstruktionen
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Doch wo gibt es heute diese Freiräume noch? Der AfD stießen die Formulierungen im Antrag zu „optisch ansprechenden Eingangsportalen in Form künstlerisch gestalteter Stahlkonstruktionen“ auf. Auch störten sie die Kosten „für Wissenschaftler und Architekten“, die an der neuen Gestaltung der Halde wohl verdienen könnten.
Spätestens da platzte dem SPD-Ratsherren Daniel Mühlenfeld der Kragen: Die Gestaltung würde zu 100 Prozent aus EU-Mitteln bestritten, warf er der AfD vor, aus purer Opposition dagegen zu sein. Unterstützung erhielt er von der grünen Vorsitzenden des Jugendhilfebeirats, Franziska Krumwiede-Steiner: „Wir brauchen genau solche Projekte, die einen barrierefreien oder zumindest barrierearmen Zugang für Kinder und Jugendliche ermöglichen“, argumentierte sie.
AfD-Chef Alexander von Wrese nutzte die Gelegenheit, die Sozialdemokratie anzugreifen: Es sei „symptomatisch für die SPD“, die Folgekosten für das Projekt „fahrlässig zu übersehen“. Die Rede ist von jährlich 14.000 Euro, welche die Stadt in den kommenden 25 Jahren aufgrund der Förderung verpflichtend für die Pflege des Peisbergs übernehmen müsse. „Dafür“, so stimmte vom Berg mit ein, „könne man lieber einen Spielplatz bauen“ und die Fläche lassen, wie sie ist.
Umweltdezernent Vermeulen verteidigt Gestaltung
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Den nun scheidenden Umweltdezernenten Peter Vermeulen machte die Debatte nach eigener Aussage „sprachlos“. Es handle sich beim Peisberg um „Natur im urbanen Raum“, verteidigte Vermeulen verbal dann doch die Maßnahme.
Und diese würde, wie überall anders in der Stadt auch, nach aktuellen Maßstäben und mit zeitgemäßen Materialien wie etwa Cortenstahl zu lebenswerten Räumen umgestaltet werden. „Nach ihrer Argumentation“, entgegnete Vermeulen, „könnte man jetzt alle Grünflächen verwildern lassen.“
Stadtverordneter Bicici: 38 Euro pro Tag dürfen für Kinder nicht zu viel sein
Bei Cevat Bicici (Wir aus Mülheim) sorgte die angezettelte Kosten-Debatte von AfD und FDP für Entrüstung: „Das sind rund 38 Euro pro Tag“, rechnete dieser vor. „Kinder sind unsere Zukunft. Wenn wir in Corona-Zeiten mehr solcher Orte gehabt hätten, hätten sich unsere Kinder mehr bewegen können. Das sollte uns diese Summe wert sein.“
Mit großer Mehrheit, gegen die Stimmen der AfD und bei Enthaltung der FDP, votierte der Rat am Ende einer philosophischen Debatte für den Naturerlebnisraum Peisberg.