Mülheim. Seit 2022 sind Plastiktüten verboten. Viele Mülheimer Händler haben stattdessen Papiertüten. Wieso sie keine umweltfreundliche Alternative sind.

Seit Jahresbeginn sind Plastiktüten aus Umweltschutzgründen verboten. Zumindest einige davon. Bei vielen Mülheimer Händlern gibt es seit Jahren keine mehr im Sortiment. Auch so mancher Verbraucher achtet schon länger darauf, sie zu vermeiden. Das zeigt eine kurze Umfrage im Mülheimer Forum.

Die meisten Geschäfte bieten stattdessen Tüten aus Papier an. Wer denkt, diese seien umweltfreundlicher, liegt allerdings falsch. Der Mülheimer Naturschutzbund erklärt, wieso.

Der Mülheimer Naturschutzbund warnt vor dem Gebrauch von Papiertüten

Das Plastiktüten-Verbot

Das neue nationale Gesetz stammt aus einer EU-Richtlinie, die Regulierungen und Verbote von Plastiktüten erlaubt. Wer als Händler weiterhin Plastiktüten anbietet, muss mit Strafen bis zu 100.000 Euro rechnen.

Das Plastiktütenverbot bezieht sich nur auf Tüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern. Auch sogenannte Bioplastiktüten aus pflanzenbasierten Kunststoffen sind verboten. Sie lassen sich kaum recyceln und werden in der Natur sehr schlecht abgebaut. Dünne Plastikbeutel für Obst und Gemüse sind weiterhin erlaubt, weil sonst neue Verpackungen nötig wären. Dicke Plastikboxen seien nicht umweltfreundlicher, so das Bundesumweltministerium.

„Ich muss gestehen, dass ich mich auch erst mal umstellen musste, als das Plastiktütenverbot kam“, gibt Elke Brandt zu. Sie ist die zweite Vorsitzende des Mülheimer Naturschutzbundes. „Früher habe ich gedankenlos meine Einkäufe in die Plastiktüte gepackt. Aber da sollte man sein eigenes Verhalten kritisch hinterfragen. Es gibt ja Alternativen.“

Wenn sie von Alternativen redet, ist damit allerdings nicht die Papiertüte gemeint. Sie sei zwar ökologisch abbaubar im Gegensatz zur Plastikvariante. „Aber für die Herstellung wird Wasser, Energie und Holz verschwendet. Außerdem braucht man Chemikalien für Klebematerial und Druckfarben“, erklärt die Umweltexpertin.

Auch das Bundesumweltministerium schreibt auf seiner Internetseite: „Papiertüten sind nicht wirklich besser als Einweg-Plastiktüten. Wenn eine Papiertüte notwendig sein sollte, sollte man darauf achten, diese mehrfach zu nutzen.“ Zu empfehlen sind Mehrwegtragetaschen aus recyceltem Kunststoff oder Bio-Baumwolle. Ansonsten eignen sich auch Körbe, Taschen oder Rucksäcke.

Einige Plastiktüten sind weiterhin im Mülheimer Handel erlaubt

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Bis vor kurzem gab es Plastiktüten noch in jedem Supermarkt, in jedem Modegeschäft, in jeder Buchhandlung – oder kurz: überall. Und früher waren sie sogar mal kostenlos. Erst seit 2016 durften Plastiktüten nur noch gegen Bezahlung abgegeben werden. Dazu wurde eine freiwillige Vereinbarung mit dem Handel getroffen.

Seit dem 1. Januar 2022 sind sie gänzlich verboten – bis auf ein paar Ausnahmen. Dünne Beutel für Obst und Gemüse bleiben. Dicke Tüten, die mehrmals verwendet werden können und aus recyceltem Material bestehen, auch. Mit dieser Maßnahme soll die Umwelt geschützt werden. Denn wenn Plastiktüten nicht ordnungsgemäß recycelt werden, verbleiben sie jahrzehntelang in der Umwelt und gefährden Gewässer, Tiere und Menschen.

Umfrage zeigt: Mülheimer Händler und Verbraucher vermeiden schon lange Plastiktüten

Wer sich im Mülheimer Forum umhört, stellt fest: Die Händler haben kein Problem mit dem neuen Verbot. Viele Geschäfte bieten seit Jahren keine Plastiktüten mehr an. „Wir haben bestimmt schon drei Jahre keine mehr“, sagt Beate Böhm von der dm-Filiale. Auch bei Thalia wird schon lange kein Buch mehr in Plastik verpackt. „Das machen wir seit 2016 nicht mehr“, weiß Mitarbeiter Daniel Fitz.

Auf Seite der Mülheimer Verbraucher trifft das Plastiktütenverbot auf Zustimmung. „Ich finde die Regelung super. Dann werden Gewässer und Tiere geschützt“, sagt Wilfried Jäger aus Eppinghofen. Ähnlich sieht das auch Beate Feldermann aus der Stadtmitte: „Ich nehme sowieso immer Stoffbeutel. Mir ist nicht mal aufgefallen, dass es keine mehr aus Plastik gibt.“ Auch Ilse Seidel nutzt eine Tragetasche aus Stoff. „Die ist zwar schäbig, aber ich liebe sie heiß und innig“, sagt sie lächelnd und zeigt auf ihren ausgewaschenen Beutel mit bunten Smileys.