Witten. Seit Jahresbeginn ist der Verkauf von vielen Plastiktüten verboten. Wie reagieren die Kunden und Geschäfte in Witten darauf?

Seit Jahresbeginn dürfen die typischen Plastiktüten an der Ladenkasse nicht mehr verkauft werden. Wie reagieren die Kundinnen und Kunden darauf? Und welche Alternativen bieten die Geschäfte an? Wir haben uns in der Stadt umgehört.

Die leichten Plastiktaschen, wie der Gesetzgeber die Kunststoffbeutel nennt, waren für Monika Dörfel (74) auch früher schon nicht das Mittel der Wahl. „Beim Einkauf habe ich immer Stofftaschen dabei und das auch in ausreichender Zahl“, sagt sie. „Es ist doch erschreckend zu sehen, welchen Schaden Plastik in der Umwelt anrichtet.“ Deshalb bemühe sie sich, so gut es geht, ihren Anteil an der Vermeidung von Kunststoff beizutragen.

Monika Dörfel findet es erschreckend, welchen Schaden Plastik in der Natur anrichtet und achtet daher darauf, beim Einkauf eine Stofftasche dabei zu haben.
Monika Dörfel findet es erschreckend, welchen Schaden Plastik in der Natur anrichtet und achtet daher darauf, beim Einkauf eine Stofftasche dabei zu haben. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Wittener kritisiert Plastikbeutel beim Obst und Gemüse

Das sieht Jürgen Pasz ganz ähnlich. „Die Folgen, die auch kleinste Plastikteile in der Natur anrichten, sind verheerend.“ Deshalb sei es auf jeden Fall richtig, den Verkauf der Plastikbeutel zu verbieten. Der 65-Jährige fragt sich allerdings, warum der Gesetzgeber nicht noch weitreichendere Beschlüsse gefasst habe. Nach wie vor seien nämlich die ganz dünnen Plastikbeutel beispielsweise an der Obst- und Gemüsetheke erlaubt.

Jürgen Pasz hält das Verbot für den Verkauf von Plastiktüten für richtig, hätte sich aber noch weitergehende Regeln gewünscht.
Jürgen Pasz hält das Verbot für den Verkauf von Plastiktüten für richtig, hätte sich aber noch weitergehende Regeln gewünscht. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Doch auch da gibt es längst Alternativen in Form von Stoff und Papier“, erklärt Pasz und erhält Unterstützung von Svenja Wingenfeld-Schlierkamp, die an diesem Morgen ebenfalls in der Wittener Fußgängerzone unterwegs ist. Nach Ansicht der 31-Jährigen „kann man auch durchaus auf diese Kunststoffbeutel verzichten“. Auch wenn sie noch ausliegen, brauche der Kunde sie nicht zwingend verwenden, wenn an den Theken auch Ersatz in Form von Textil oder Papier angeboten werde.

Svenja Wingenfeld-Schlierkamp hält auch einen Verzicht von Plastikbeuteln an der Obst und Gemüsetheke für sinnvoll und machbar.
Svenja Wingenfeld-Schlierkamp hält auch einen Verzicht von Plastikbeuteln an der Obst und Gemüsetheke für sinnvoll und machbar. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Plastik komme ohnehin noch viel zu häufig bei Verpackungen zum Einsatz, bemängelt die Verbraucherin und wünscht sich, dass sich die Hersteller verstärkt für recycelbare sowie umweltfreundliche Alternativen entscheiden. Vorteilhaft sei es auch, wenn Kunden bei Flüssigseife oder Shampoo auf Nachfüllpackungen setzten, weil diese mit weniger Kunststoff auskommen.

Wittenerin sieht auch die Lebensmittelproduzenten gefordert

Gabi Heitmann (56) sieht hier ebenfalls die Lebensmittelproduzenten gefordert, aber ebenso den Verbraucher, der beim Einkauf auch auf die Form der Verpackung achten könne.

Für Tanja Söndgen haben die Kunststofftaschen als Ersatzlösung sowohl Vor- als auch Nachteile.
Für Tanja Söndgen haben die Kunststofftaschen als Ersatzlösung sowohl Vor- als auch Nachteile. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Tanja Söndgen (47) gibt ganz unumwunden zu, dass sie sich zwar bemühe, eine Jutetasche beim Einkauf dabei zu haben. Wenn das mal nicht der Fall war, habe sie allerdings – wie viele andere Kunden auch – auf die Kunststofftaschen zurückgegriffen. „Die haben durchaus den Vorteil, dass sie stabil sind und man sie über eine lange Zeit verwenden kann.“ Es gebe allerdings auch einen Nachteil: „Denn wir haben es auch hier wieder mit einem Plastikprodukt zu tun. Selbst wenn es – wie es heißt – weitestgehend aus recyceltem Material besteht.“

Verbraucherschützer äußern Bedenken gegenüber Taschen aus Papier

In zahlreichen Geschäften kam das Aus für die Plastiktüten im Übrigen schon weit vor der gesetzlichen Frist. Im Unternehmen Rewe begann laut einer Sprecherin die Umstellung auf Kunststofftragetaschen bereits 2016 und für die Kunden sei das längst Normalität. Ähnlich fällt auch die Reaktion des Discounters Lidl aus, bei dem nach eigenen Angaben die Plastiktaschen ein Jahr später aus den Läden verschwanden. Inzwischen bieten Geschäfte offensichtlich Alternativen in Hülle und Fülle an.

Dicke Tüten bleiben erlaubt

Das Verbot, das seit Jahresbeginn gilt, bezieht sich auf alle Einweg-Plastiktüten, die max. 0,05 Millimeter Wandstärke haben – das sind die Tüten von der Supermarktkasse. Verstoßen Händler gegen das Verbot, müssen sie mit Strafen bis zu 100.000 Euro rechnen.

Die sehr dünnen Tüten (weniger als 0,015 Millimeter Wandstärke) für Obst, Gemüse oder leicht verderbliche Ware wie Wurst und Fleisch erlaubt der Gesetzgeber weiterhin aus hygienischen Gründen. Nicht verboten werden außerdem sehr dicke und große Kunststofftragetaschen, die dicker als 0,05 Millimeter sind und oft mehrfach verwendet werden..

Von Kaufland heißt es beispielsweise, man habe Papiertragetaschen, Baumwollbeutel, Stofftaschen, Einkaufsboxen aus Karton ins Programm aufgenommen. Die Drogeriekette dm bietet, so Geschäftsführer Sebastian Bayer, unter anderem Baumwollbeutel an und Plastiktaschen, die zu 85 Prozent aus recycelten Stoffen bestehe. Das Unternehmen beobachte aber auch, dass immer mehr Kunden ihre eigenen Taschen beim Einkauf mit sich führen.

+++Alle Entwicklungen rund um Corona in Witten in unserem lokalen Newsblog+++

Im Fall von Papiertaschen melden allerdings Verbraucherschützer Bedenken an. Denn die Tüten würden meist nur einmal verwendet und bestünden aus wertvollen Holzrohstoffen. Ein Pluspunkt gegenüber Plastik sei aber vorhanden: Wenn eine Papiertüte in der Botanik lande, zersetzt sie sich, Plastik bekanntlich nicht.