Mülheim. Eine Mülheimer Familie ließ sich mehrere Tage nacheinander in einem Zentrum in Saarn testen. Die Ergebnisse waren immer negativ - trotz Corona.

„Ich dachte immer, die Schnelltests für Zuhause sind unzuverlässig. Aber sie sind offenbar sogar besser als welche im Testzentrum“, berichtet eine Mutter aus Mülheim. Drei Tage in Folge habe sie sich mit ihrem Mann und ihren Kindern in einem Zentrum in Saarn testen lassen. Dreimal infolge waren die Ergebnisse der Schnelltests negativ. Erst beim Selbsttest zu Hause fiel plötzlich auf: Sie haben doch Corona.

Solche Geschichten um unzuverlässige Ergebnisse von Corona-Testzentren häufen sich in jüngster Zeit. „Ich bin kein Einzelschicksal. Ich höre das immer wieder von ganz vielen Eltern in Mülheim“, sagt auch die 43-Jährige, die lieber anonym bleiben möchte.

Trotz Symptomen erkennt der Schnelltest im Saarner Testzentrum die Infektion nicht

https://www.waz.de/staedte/oberhausen/schnelltests-in-oberhausener-zentren-erkennen-omikron-nicht-id234520349.html

Zur Geschichte: Am Montag bekommt erst der Sohn Fieber. Die Mülheimerin schickt den Achtjährigen nicht in die Schule, sondern fährt mit ihm direkt los - zu einem offiziellen Testzentrum in Saarn. Zu diesem Zeitpunkt vermutet sie bereits, dass er sich mit Corona infiziert hat. „Was soll man sonst in dieser Zeit haben?“, denkt sie. Aber der Schnelltest fällt negativ aus. Ein bisschen erstaunt, aber erleichtert fahren die Beiden wieder nach Hause.

Einen Tag später erfährt die Tochter, dass der Pooltest ihrer Schulklasse positiv war. Die Sorge der Mutter wächst. Sie macht sich ein zweites Mal mit beiden Kindern auf den Weg zum Testzentrum. Doch auch an diesem Tag sind die Ergebnisse negativ. In der Nacht bekommt dann auch die Sechsjährige Symptome. Sie hat Fieber und keinen Appetit mehr. Am Mittwoch fährt die Familie deshalb ein drittes Mal los. Doch am negativen Ergebnis ändert sich auch an diesem Tag nichts.

Als der Selbsttest zu Hause plötzlich positiv ausfällt, ist die Mülheimer Familie geschockt

Das Paul-Ehrlich-Institut überprüft Corona-Tests

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informieren über Corona-Testsysteme.

Bei einer ersten Überprüfung der Antigen-Tests sind 46 Produkte durchgefallen. Es gibt eine Liste mit Tests, die die festgelegten Mindestkriterien erfüllen. Diese bezieht sich allerdings nur auf die Delta-Variante.

Eine weitere Überprüfung von Testprodukten für die Omikron-Variante steht derzeit aus. Die Liste ist im Internet zu finden unter: pei.de.

Die Mülheimerin wird stutzig: „Ich hatte so ein komisches Gefühl und dachte: Da kann doch was nicht stimmen.“ Trotz dreifach negativem Test lässt sie der Gedanke nicht los, dass sich ihre Familie womöglich doch mit Corona angesteckt haben könnte. Kurz entschlossen kauft sie im Drogeriemarkt ein paar Selbsttests für Zuhause.

Plötzlich der Schock: Die Ergebnisse sind alle positiv. Am Donnerstag wird die Corona-Infektion in einem anderen Testzentrum am Mülheimer Flughafen noch einmal bestätigt. Der Mutter schießen Gedanken in den Kopf wie: „Ach du Schreck. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich meine Tochter nie in die Schule geschickt oder meinen Sohn zum Hockey-Training gebracht.“ Die 43-Jährige ist sauer über den Vorfall und fragt sich, wie so etwas passieren kann. „Dreimal hintereinander ein falsches Ergebnis? Das kann doch nicht sein.“

Das Saarner Testzentrum weist die Vorwürfe zu unzuverlässigen Schnelltests zurück

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Im Internet ist der Betreiber des Saarner Testzentrums nicht ausfindig zu machen. Auch eine Telefonnummer ist nicht hinterlegt. Es gibt nur eine digitale Terminvergabe. Vor Ort konfrontiert diese Zeitung das Testzentrum mit den Vorwürfen der Mülheimer Familie. Eine Mitarbeiterin kontaktiert einen der Gesellschafter, der sich auf den Weg macht, um die Angelegenheit persönlich zu klären.

„Ich finde diesen Fall sehr seltsam und kann das nicht nachvollziehen“, sagt der Gesellschafter, der seinen Namen nicht in der Presse sehen möchte. Er betreibe mehrere Testzentren seit einem Jahr und habe solche Vorwürfe bisher noch nie gehört. Gerade in den vergangenen Wochen hätten sich die positiven Fälle in seinen Zentren deutlich erhöht. „Das Gesundheitsamt prüft uns auch oft und sagt jedes Mal, wir seien gut aufgestellt und sehr professionell. Unser Schnelltest ist auch vom Paul-Ehrlich-Institut zertifiziert.“ Er sei gerne dazu bereit, den Fall überprüfen zu lassen.