Mülheim. Mülheim hat seinen achten „Montagsspaziergang“ gegen die Coronaschutz-Politik erlebt. Es blieb friedlich. Wie die Polizei die Lage einschätzt.
Am Montagabend zogen wieder hunderte Gegner der staatlichen Corona-Politik durch Mülheims Straßen.
Diesmal blieb die Demonstration bei ihrer achten Auflage im Gegensatz zur Vorwoche ohne Gegenprotest. Die Polizei sprach zur Zeit, als sich der Demozug nach seinem Start vom Stadthallen-Parkplatz aus durch die City, über Rathausplatz und Eppinghofer Straße wieder Richtung andere Ruhrseite bewegte, von „in der Spitze bis zu 700 Teilnehmern“.
Frau äußert Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Corona-Pandemie
Wie in den Vorwochen registrierte die Polizei keine besonderen Vorkommnisse. Auch diesmal blieb es, im Gegensatz zu jüngsten Demonstrationen in anderen Städten, friedlich. Mit lauter Musik und dem Ruf nach Impf-Freiheit zogen die Demonstranten durch die Innenstadt, am Rathausmarkt überließ Organisator Christian Garcia Diaz, der nur dort sein Kostüm des „Coronasaurus“ abgelegt hatte, anderen Mitstreitern das Mikrofon für kurze Redebeiträge.
Dabei äußerte eine Frau Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Corona-Pandemie, Mitdemonstranten verteilten neben Blumen auch Handzettel mit einer Auflistung mutmaßlich „krimineller und korrupter Politiker“ und der Aufforderung, sich Informationen nur noch fernab der „Mainstream-Medien“ zu beschaffen, ob bei Boris Reitschuster, Roland Tichy oder anderen Kanälen, die dafür bekannt sind, rechtspopulistisch oder nationalkonservativ zu publizieren.
Impfpflicht: Redner reklamieren für Demonstranten Minderheitenschutz
Die Schar der Demonstranten zeigte aber erneut ein buntes Bild. Viele Kinder waren wieder dabei, viele Familien aus offensichtlich besser situierten Milieus; auch Lokalpolitiker von AfD und BAMH (Bürgerlicher Aufbruch Mülheim) waren dabei. Was sie eint, zeigte der Applaus auf Beiträge am Rathausmarkt. Da gab es lautstark Zuspruch für die besagte Rednerin, als diese mit Blick auf eine angekündigte Impfpflicht verlangte, als „Erwachsene selbst für uns verantwortlich“ sein zu wollen, ebenso für den eigenen Körper. Sie reklamierte Minderheitenschutz und freie Meinungsbildung für die Demonstranten.
Ein Polizeisprecher hatte im Vorfeld der achten Demonstration davon berichtet, dass szenekundige Beamte bei der Demo vor einer Woche „keine Hinweise auf rechtsextreme Tendenzen“ ausgemacht hätten. In Telegram-Chats der Mülheimer Montagsspaziergänger waren zuvor solche Personen auffällig geworden. Auch war ein Streamer aus dem rechten Milieu seit Herbst und bis Weihnachten bei den Mülheimer Autokorsos und Demonstrationszügen dabei.
Polizei: „Durchweg ein bürgerliches Klientel“ in Mülheim
Das ist der Polizei nicht entgangen. Sie wertet die Situation aber zunächst mal so, dass Personen aus der rechten Szene derartige Veranstaltungen wie jene in dieser Stadt offenbar zunächst mal nur dazu nutzten, „Reichweite zu bekommen“. Bei der Demo in Mülheim habe man zuletzt „durchweg ein bürgerliches Klientel“ erlebt.