Mülheim. Der tödliche Unfall in Mülheim, bei dem ein BMW zerfetzt wurde, war auch für die Einsatzkräfte schlimm. Bisher keine Hinweise auf ein Autorennen.

Der Unfall am Samstagabend auf der Friedrich-Ebert-Straße war tödlich für den jungen BMW-Fahrer, furchtbar für seine Familie und Freunde. Doch auch die Polizisten, die als erste zu Hilfe eilten, haben das Unglück als besonders belastend erlebt.

Die erste Meldung der Mülheimer Feuerwehr, übermittelt in der Nacht zu Sonntag um 1.45 Uhr, klang ernst, aber sehr sachlich. Dort hieß es, ein Pkw sei mit einem Mast der Straßenbahn-Oberleitung kollidiert. „Dabei wurde das Fahrzeug so stark deformiert, dass der Fahrer eingeklemmt wurde und durch Gerät der Feuerwehr (...) befreit werden musste.“ Zu dem Zeitpunkt kämpfte der 27-Jährige noch um sein Leben.

Schwarzer BMW des Mülheimers war völlig zerfetzt

Fotos von der Unfallstelle am Mülheimer Westbahnhof zeigten dann, wie dramatisch das Ganze tatsächlich war. Der schwarze BMW des jungen Mülheimers war ins Gleisbett geraten, hatte sich quasi um den Oberleitungsmast gewickelt und war völlig zerfetzt. Trümmer lagen meterweit verstreut.

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Mehrere Streifenwagen waren als erste vor Ort, meldet die Polizei. Als Ersthelfer versuchten Polizisten, den Schwerstverletzten aus dem Autowrack zu holen - vergeblich. „Für die beteiligten Kollegen war es ein außergewöhnlich schlimmer Unfall“, sagte Polizeisprecherin Sonja Kochem am Dienstag. Um die seelische Belastung zu lindern, hätten sie psychosoziale Unterstützung bekommen, mit speziell geschulten Kollegen aus dem PSU-Team gesprochen.

Psychosoziale Unterstützung

Seit 1994 gibt es bei der Polizei NRW ein PSU-Team (Abkürzung für: Psychosoziale Unterstützung).

Es besteht aus speziell ausgebildeten Beamtinnen und Beamten, bietet Polizisten und ihren Angehörigen psychologische Unterstützung nach besonders belastenden Ereignissen.

Das PSU-Team kommt etwa nach schweren Verkehrsunfällen zum Einsatz oder wenn Schusswaffen eingesetzt wurden.

Für die Feuerwehrleute, die an dem Abend ausrückten, war letztlich entscheidend, dass sie alles getan haben, was in ihren Kräften stand. Neben dem Rettungsdienst war auch ein Rüstzug der Hauptwache Broich vor Ort. „Vom Bild her war es ein sehr dramatischer Einsatz für die Kräfte, die als erste eintrafen“, sagte der Einsatzleiter am Dienstag, knapp drei Tage nach dem tödlichen Crash. „Gut war, dass wir den Verletzten mit hydraulischem Rettungsgerät sehr schnell befreien konnten, also nicht lange am Patienten arbeiten mussten.“

Einsatzleiter der Mülheimer Feuerwehr: „Am Ende hat es leider nicht gereicht“

Der BMW-Fahrer wurde leblos aus dem Autowrack geborgen, vor Ort reanimiert und sofort zum Uniklinikum Essen gebracht. Dort wurde mit der Maximalversorgung für Traumapatienten, für Schwerstverletzte, begonnen. „Am Ende hat es dann leider doch nicht gereicht“, bedauert der Einsatzleiter der Mülheimer Feuerwehr.

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Die Polizei ermittelt immer noch, wie es zu dem Crash kam. Das Ausmaß der Zerstörung zeigt, dass der Wagen mit hohem Tempo gegen den Mast gekracht ist. Waren noch andere Fahrzeuge beteiligt? Lief auf der nächtlichen Friedrich-Ebert-Straße vielleicht gar ein illegales Autorennen zwischen jungen Rasern

Zeugen im anderen Auto wurden mit hohem Tempo überholt

Das will die Polizei jetzt mit Hilfe von Zeugenaussagen herausfinden. Diejenigen, die bislang befragt wurden, hätten ein Rennen „zunächst verneint“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kochem auf Anfrage. Die Polizei habe Zeugen vernommen, die in einem anderen Auto direkt hinter dem verunglückten Wagen fuhren. „Sie wurden von dem BMW mit hoher Geschwindigkeit überholt.“ Erlaubt sind an dieser Stelle nur 50 km/h.

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Bei mehreren anderen schweren Unfällen, die sich in diesem Jahr in Mülheim ereigneten, stand der Verdacht, dass illegale Rennen gefahren wurden, dagegen durchaus im Raum. Zuletzt verunglückten Mitte Dezember junge Leute auf einem Parkplatz am Heifeskamp. Die Polizei vermutet nach Zeugenaussagen, dass sich dort zwei Wagen ein Duell geliefert haben.

Laut Polizei keine Tuning- und Rasertreffs in Mülheim

Von einer Tuning- und Raserszene in Mülheim, die feste und regelmäßige Treffpunkte hat, geht die Polizei allerdings nicht aus. „Solche Vorfälle treten eher punktuell auf“, so die Sprecherin.

Am Samstagabend, als es am Mülheimer Westbahnhof krachte, saßen auch in der Straßenbahnlinie 112 Fahrgäste, die den schrecklichen Unfall mitansehen mussten. Einer erlitt einen Schock - die Rettungskräfte kümmerten sich. Ob der Unfallwagen, ein schwarzer 5er-BMW, in irgendeiner Form getunt war, können die Polizeiexperten nicht sagen. Das Wrack ist bis zur Unkenntlichkeit zerstört.